Zwei Wochen nach
dem Aus im Meisterschafts-Play-off hat der Basketball-Bundesligist TTL
Universa Bamberg die Weichen für die nächste Spielzeit bereits gestellt.
Mit Niklas Lütcke vom MTV Gießen steht ein Neuzugang fest, verlassen
wird den Verein Stefan Svitek. Ob Bruno Roschnafsky bleibt, darüber
verhandeln beide Seiten derzeit. Außerdem ist die Rückkehr von Jens-Uwe
Gordon ein Thema.
Den Stamm der Mannschaft halten und gegebenenfalls einen Akteur
gleichwertig ersetzen, so lautete die Vorgabe beim TTL. Mit Kai
Nürnberger, Walter Palmer, Kevin Lynch und Norman Froemel besaßen vier
Spieler schon Verträge für die neue Saison. Und auch die Kontrakte mit
den beiden Finnen Jari Vekkilä und Markku Larkio laufen weiter. Die
Gefahr, daß Larkio nach seinem Achillessehnenabriß Sportinvalide werden
könnte, scheint gebannt, der Heilungsprozeß verläuft offenbar gut.
Als Ersatz für Stefan Svitek (Ziel unbekannt), dessen Vertrag ausläuft,
holten die Bamberger mit Niklas Lütcke einen 23jährigen Flügelspieler.
Der ehemalige U-22-Nationalspieler stammt vom TuS Lichterfelde, ist 1,98 m
groß, und fiel den Bambergern in der Bundesliga positiv auf. Trainer Ken
Scalabroni, der in der nächsten Saison in seinem vierten Jahr als
Cheftrainer des TTL tätig sein wird und Wert auf eine "homogene
Mannschaft" legt, erläutert: "Er ist ein junger Spieler, der
willig ist, eine gewisse Rolle zu übernehmen, und dies auch kann. Er hat
in den letzten zwei Jahren Fortschritte gemacht, hat eine gute Hand, ist
ein Teamspieler und menschlich sehr solide."
Wer an der Seite von Palmer und Froemel unter den Körben spielen wird,
ist noch offen. Derzeit laufen sowohl Gespräche mit Bruno Roschnafsky als
auch mit Jens-Uwe Gordon, der von seinem Gastspiel beim französischen
Erstligisten Villeurbanne nach Bamberg zurückgekehrt ist. "Wir
wollen und brauchen Spieler von Qualität, um oben mitspielen zu
können", sagt TTLManager Hans Herbst, "und jeder weiß, daß
Jens und Bruno von Qualität sind." Mit Nachwuchsmann Sven Schultze
führt der TTL ebenfalls noch Gespräche. Bei den beiden anderen jungen
Akteuren, Marcus Kirster und Roman Gese, wird die bisherige Regelung mit
einer Doppellizenz für Einsätze beim Zweitligisten Breitengüßbach
beibehalten.
Finanziell wachsen beim TTL, der mit neuer Trikotwerbung (Tröster)
auflaufen wird, mit rund zwei Millionen DM Jahresetat die Bäume wieder
nicht in den Himmel. Zwar werden die Bamberger - dies zeichnet sich ab -
erneut eine bärenstarke erste Fünf aufs Feld schicken können, doch im
Vergleich zu vielen anderen Bundesligisten eine schwächere Bank haben.
"Der Unterschied zwischen Alba Berlin und dem Rest der Liga", so
Manager Herbst, "ist einfach zu erklären: Berlin hat mehr Spieler
mit entsprechender Qualität. Die Lücke zu Berlin zu schließen, ist eine
Frage des Geldes. Wenn bei uns alle gesund sind, können wir mit Berlin
mithalten, wir haben Alba in der abgelaufenen Saison auch geschlagen. Wenn
aber einer oder zwei verletzt sind, geht das nicht mehr."
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Potentielle
Sponsoren
Bei dem Versuch, in Sachen Finanzen näher an das deutsche Aushängeschild
Alba Berlin heranzukommen, stellen sich für Hans Herbst allerdings einige
Fragen. Wie weit wird die Mannschaft von der Region unterstützt? Sind
Wirtschaftsunternehmen bereit, den TTL als Werbepartner mitzutragen?
"Eine neue Halle könnte Perspektiven für potentielle Sponsoren
bieten", sagt Hans Herbst und fügt hinzu: "Es wäre besser,
wenn die Halle in Bamberg gebaut würde, weil wir eine Bamberger
Mannschaft sind. Aber wenn in der Stadt nichts entsteht, würden wir auch
in Hirschaid spielen." Ende 1999, so schätzt man beim TTL, könnte
eine neue Halle stehen. Was auch ganz im Interesse des Trainers wäre.
"In der Stauffenberghalle ist die Verletzungsgefahr für die Spieler
sehr groß", meint Ken Scalabroni. Im ersten Play-off-Spiel gegen Ulm
seien die Spieler auf dem durch hohe Luftfeuchtigkeit glatt gewordenen
Hallenboden ausgerutscht wie auf Schlittschuhen. "Es ist alles so
eng, auch für den Trainer, es laufen während eines Spieles so viele
Leute auf einen drauf", berichtet Scalabroni, "und wenn ich
sehe, was die Zuschauer vor allem unter den Körben in Kauf nehmen, dann
muß ich meinen Hut ziehen." Seiner Meinung nach sei es fürs
Basketball "höchste Zeit, von diesem Turnhallenimage wegzukommen.
Der Trend geht in allen Sportarten zu großen Hallen."
Der Trainer zieht mit etwas zeitlichem Abstand eine positive Saisonbilanz: "Ich habe mich nach dem
Ausscheiden ziemlich emotional geäußert und den Ausfall von Palmer und
Larkio nicht als Entschuldigung für das Nichterreichen des Finales gelten
lassen. Im Grunde lügt man sich aber manchmal selbst etwas vor. Denn es
waren uns zwei so wichtige Spieler genommen. Wir haben auf europäischer
Ebene, in der Bundesliga und im Meisterschafts-Play-off mehr Spiele gewonnen als im letzten Jahr und auch Berlin geschlagen. Es gibt eine Menge
Mannschaften in Deutschland, die das erreichen wollen. Trotzdem habe ich
manchmal den Eindruck, daß dies von vielen nicht so gewürdigt wird. Aber
- das hat mir diese Saison gezeigt - ich muß noch lernen, daß ich es
nicht allen recht machen kann."
Manager Hans Herbst jedenfalls weiß die Arbeit des 41jährigen zu
schätzen: "Ken leistet tolle Arbeit. Er muß sich aufgrund unserer
finanziell beschränkten Situation mit einer geringen Anzahl von
Qualitätsspielern begnügen. Und ein guter Trainer zeichnet sich dadurch
aus, daß er aus dem, was der Verein zur Verfügung stellt, das Optimale
herausholt." Platz 3 in der Bundesliga-Punkterunde, das Erreichen des
Halbfinales im Pokal und Meisterschafts-Play-off sowie die erneute
Qualifikation für den KoracCup stehen zu Buche.
Vielleicht das beste Heimspiel der letzten Jahre erlebten die Zuschauer im
Pokalspiel gegen den hohen Favoriten Alba Berlin. Der TTL Bamberg legte
wie die Feuerwehr los und lag nach wenigen Minuten mit 17:0 vorne. Zwar
wurde es Mitte des Spiels, als die Berliner ausgleichen konnten, wieder
spannend, doch letztlich gewann der TTL verdient gegen den amtierenden
deutschen Meister Alba Berlin.
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