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Bilbao zeigt die Grenzen auf

Die Partie im Eurocup gegen Bilbao ging so aus, wie man es vorher erwartete. Das es ein schweres Spiel werden würde, war zu erwarten. Lediglich im ersten Viertel glaubten viele an eine Überraschung. In dieser Phase traf Bamberg fast jeden Wurf, es wurde mutig und engagiert zum Korb gezogen und den Basken in der Abwehr das Leben schwer gemacht. Dann aber mussten Suput und Jacobsen gleichzeitig auf die Bank. Dumm nur, dass ausgerechnet diese beiden bis dato mit 7 bzw. 8 Punkten die meisten Bamberger Zähler markierten. Eingewechselt wurden Wyrick und Garrett. Und wie sich das Spiel dann entwickelte, war abzusehen. Bilbao holte nicht nur den Rückstand auf, sondern sie zogen auch davon. Und damit war die Partie eigentlich schon gelaufen, denn wie sich Bamberg auch anstrengte, sie konnten dem Spiel keine Wende mehr geben. Als dann Suput wieder zurück auf dem Parkett war und auch noch fünf Würfe hintereinander nicht traf, war klar, dass dieser Tag nicht erfolgreich enden würde. Fast wäre man geneigt anzumerken, das Beste an diesem Abend war noch das Absingen der deutschen Nationalhymne durch den Bamberger Domchor, dessen Darbietung weit besser klang als die Versuche manch eines Pseudo-Popstars.

Wie schon erwähnt diese Niederlage war zu erwarten und ist auch kein Beinbruch. Aber es wurde mal wieder einigen Bamberger Akteuren klar ihre Grenzen aufgezeigt. So standen die beiden Aufbauspieler John Goldsberry und Anton Gavel klar im Schatten ihrer Gegenspieler. Zusammen magere zwei Pünktchen sind einfach zu wenig. Wobei Gavel entschuldigt ist, seine vor Wochenfrist erlittene Knöchelverletzung merkte man ihm deutlich an. Auch Youngster Tibor Pleiß weiß spätestens seit Dienstag was er über den Sommer verbessern muss. Es ist ihm sicherlich noch nicht oft passiert, dass er gleich zweimal geblockt wurde. Auch haben ihn die bulligen Gegenspieler ein ums andere Mal durch die Zone geschoben. Wie es gehen kann zeigte Elton Brown, der seinen massigen Körper geschickt einsetzte und eine gute Leistung zeigte.

Peristeri Athen plant einen neuen Center zu verpflichten. Na, und, was hat das mit Bamberg zu tun? Dies wird sich jetzt mancher fragen. Vielleicht eine ganze Menge, denn noch steht dort Spencer Nelson unter Vertrag und es wird erwartet, dass er bald entlassen wird. Dann wäre er auf dem Markt. Angeblich wird in Bamberg schon Geld für ihn gesammelt. Warten wir mal ab, was sich bis zur Schließung der Transferliste Ende Februar noch tut.

Frohe Festtage

73:63 gegen Benetton Treviso. Klingt gut, ist es auch. Hochverdient bezwingt Bamberg den italienischen Gruppengegner und holt sich damit den ersten Sieg in der Zwischenrunde des Eurocups. Nur mit Schönspielerei ist auf internationalem Parkett nichts für Bamberg zu gewinnen, dazu langt die individuelle Klasse nicht. Die Bauermann drückte es einmal sehr treffend aus: Man muss mit Schaum vor dem Mund spielen. Bamberg kann gegen europäische Mannschaften nur bestehen, wenn deutsche Fußballtugenden zum Zug kommen: Leidenschaft, Intensität, Wille und ein wenig Glück zur rechten Zeit. Und ein Coach, der die richtigen Akteure spielen lässt. Und daran wäre die Mission fast gescheitert. Nicht nur ich habe es nicht verstanden, wie man zu Beginn des zweiten Viertels ohne Goldsberry, ohne Gavel dafür mit Tadda, Wyrick und Garrett spielen konnte. Prompt verdampfte die 21:11 Führung und die Partie war wieder ausgeglichen. Selbst Coach Flemming sah wohl ein, dass vier Minuten ohne Korberfolg genug gewesen sind und wechselte dann endlich seine besten Spieler wieder ein. Selbst ein traurige Dreierquote von 18% (4 von 22) konnte Bamberg nicht vom Erfolg abhalten, auch weil die Italiener gegen die diesmal bärenstarke Defensive so ihre Schwierigkeiten hatten sich gute Wurfchancen zu erarbeiten.

Spiele im Eurocup sind Festtage. Es ist so ähnlich wie der Geburtstag der geliebten Ehefrau oder einer sehr guten Freundin. Man freut sich darauf, gibt sich bei der Auswahl der Geschenke viel Mühe und geht mit einem guten Gefühl zur Feier. Bei Bamberg kommt es mir manchmal so vor, dass Bundesligaspiele wie der Geburtstag der ungeliebten Schwiegermutter sind. Es ist ein notwendiges Übel, man geht halt hin, weil man muss.

Würde man immer mit dieser Begeisterung und Einsatz spielen wie gegen Treviso, dann stünde man sicherlich nicht auf Platz 9 der Bundesligatabelle, sondern viel weiter oben. Ich möchte jetzt nicht schon wieder Trainerschelte betreiben, mich nervt es ja langsam auch immer wieder darüber was schreiben zu müssen. Aber Bamberg hat am Dienstag trotz einen Chris Fleming als Übungsleiters gewonnen. Nicht immer geht das gut. Was man ihm anlastet ist ja nicht neu: Das Bamberger Spiel ist zu Dreier lastig und fallen die Distanzwürfe nicht, hat Bamberg fast keine Chance die Partie zu gewinnen. Das Spiel gegen Treviso war da eine rühmliche Ausnahme. Und wenn schon aus der Distanz wenig geht, muss man fähig sein, das Spiel umzustellen und versuchen mehr den Ball unter den Korb zu bekommen. Dies ist auch nicht immer sichtbar.

Wie auch immer, Bamberg bleibt mit diesem schönen Erfolg im Eurocup diese Saison ungeschlagen.

Gerüchteküche

Drei Stunden Flugzeit und etwa 1700 Kilometer liegen zwischen Bamberg und Athen. In der heutigen Zeit eigentlich keine Entfernung, eine Distanz die relativ schnell überbrückt werden könnte. Auch von Spencer Nelson, der seit einigen Wochen für Peristeri Athen aufläuft. Nun tauchte sein Name in den letzten Tagen öfters auf, wenn es darum ging eine Verstärkung für die Bamberger Basketballer zu finden. Er ist ja in Bamberg kein Unbekannter, spielte er doch in der Saison 2005/06 schon im Frankenland.

Aber ist Bamberg wirklich auf der Suche nach einem Upgrade auf der Position 4? Eine Position die von Peja Suput doch ziemlich gut und erfolgreich besetzt ist. Aber vielleicht steckt ja die Absicht dahinter den Serben auf die Position 3 zu versetzen und mit Spencer Nelson einen reboundstärkeren Akteur in Korbnähe zu haben. Aber ob man wirklich Suput auf der Position 3 gegen vermutliche schnellere Gegenspieler haben will, daran habe ich Zweifel. Die ganzen Gerüchte über eine Rückkehr von „Admiral“ Nelson sind mir zu vage. Auch, weil der US-Amerikaner ja noch unter Vertrag bei den Griechen ist. Dafür spräche die fast schon traditionell schlechte Zahlungsmoral einiger südeuropäischer Vereine.

Ein weiterer Kandidat ist mal wieder Jackson Vroman, der zur Zeit in Libanon spielen soll. Es ist schon fast ein Running Gag seinen Namen in der Liste der potentiellen Nachverpflichtungen wiederzufinden. Auch dieses Gerücht ist für mich das, was es ist: ein Gerücht. Und ob Bamberg tatsächlich einen neuen Akteur sucht, steht auch noch nicht fest. Jedenfalls hat man von offizieller Seite diesbezüglich bisher nichts verlautbaren lassen.

Bamberg im Eurocup weiter

Uhi, war das spannend. Bamberg zieht trotz einer 72:80 Niederlage in Biella/ITA in die Runde der letzten 16 Mannschaften im Eurocup ein. Nach 25 Minuten Spielzeit sah es noch schlecht aus, denn die Italiener führten mit 15 Punkten und waren dem Ziel mit 17 Zählern Unterschied zu gewinnen schon sehr nahe. Bamberg kämpfte sich aber wieder zurück ins Spiel und konnten den Rückstand bis auf drei Punkte verkürzen.

Der Aufstieg in die nächste Runde ist ein toller Erfolg, den Suput und Roberts 21 bzw. 16 Punkten prägten. Aber auch Brown mit 8 Rebounds hatte (soweit man das am Radio und Liveticker beurteilen konnte) einen großen Anteil am Sieg.

Und täglich grüßt das Murmeltier

imagesIch bin ratlos, weiß nicht woran es liegt. Ist es Unvermögen, mangelnde Fitness oder Konzentration oder fehlt den Spielern das „Finisher-Gen“? Irgendetwas davon muss die Ursache sein für die 71:73 Niederlage in Tübingen am Samstag Abend. Wenn man mal knapp, nach vorhergehender sieben Punkte Führung kurz vor Schluss, verliert, dann kann man dies als Pech bezeichnen. Aber diese Saison war es nach Ulm, MBC und Frankfurt nun schon das vierte Spiel, welches man herschenkte, obwohl man den Gegner schon am Boden hatte.

Ich bleibe dabei: Es ist Aufgabe eines Trainers seine Truppe so ein- und aufzustellen, dass ein maximaler Erfolg erzielt werden kann. Manche Daueroptimisten werden jetzt wieder einwerfen, was kann der Trainer dazu, wenn Brian Roberts acht Sekunden vor dem Ende ein Offensivfoul begeht und seinem Team dadurch die Chance auf den Siegkorb genommen wird. Dies ist im Prinzip schon richtig. Aber Selbstvertrauen kann ein flüchtiges Element sein und in wenigen Momenten flöten gehen. Und dann muss ein Trainer einwirken, verbal oder auch mit Taten.
Beispiel gefällig? Bamberg führte in Tübingen mit sieben Punkten, einige Ballverluste später nahm Chris Fleming eine Auszeit. Und wie ging es weiter? Genauso wie vor der Auszeit! Bamberg erzielt keine Zähler mehr und verliert das Spiel. Einfluss des Trainers auf seine Spieler: Null!

Dieses Versagen in der Crunchtime zieht sich doch wie ein roter Faden durch die Saison. Es kann nicht nur Pech sein, es muss mehr dahinter stecken. Vier verlorene Spiele, ich möchte mir gar nicht ausrechnen, welchen Tabellenrang Bamberg ohne diese Pleiten einnehmen würde.

Lachnummer Ventspils

Nein, verstehen kann ich es nicht, wie BK Ventspils in der Qualifikationsrunde zur Euroleague im September einmal gegen Bennetton Treviso gewinnen konnte. So wie sich die Litauer Letten im Eurocup am Dienstag präsentierten haben sich höchstens ProB Niveau. Ihr Trainer sah dies wohl genauso, denn er nahm gleich am Anfang der Parte seine erste und einzige Auszeit. Bambergs Coach Fleming brauchte in der gesamten Partie überhaupt keine Auszeit beantragen. Sieht man auch selten.

Entschieden war das Spiel schon beim 16:4 nach wenigen Minuten, der Rest war nur noch Schaulaufen für die Bamberger. Die einzige Spannung war dann noch, ob die 100 Punkte voll gemacht werden. Edelreservist Eric Taylor war es dann vorbehalten das Ergebnis dreistellig zu gestalten. 49 Punkte Vorsprung, noch dazu in einem internationalem Wettbewerb, stellt für eine Bamberger Basketballmannschaft fast einen neuen Rekord dar. Beim 116:66 Anfang Januar 1994 gegen BG Chemnitz betrug die Differenz noch einen Zähler mehr. In der Bundesliga steht die Bestmarke des höchsten Sieges seit dem 25.10.1992 bei 45 Punkten, erzielt beim Auswärtserfolg beim SSV Ulm.

Wie auch immer, wer dabei war, wird dieses Spiel so schnell nicht vergessen.

Oldenburg zu stark

Um es gleich einmal klarzustellen: Oldenburg hat verdient mit 78:67 in Bamberg gewonnen. Aber wer ein Basketballspiel gewinnt, muss nicht immer die bessere Mannschaft gewesen sein. Oldenburg war nicht unbedingt als Team besser, sie hatten einfach nur einen überragenden Einzelspieler. Je’Kel Foster hätte vermutlich auch mit verbundenen Augen einhändig rückwärts durch die Beine am Mann seine Dreier getroffen. Die Spielfeldecke vor der Bamberger Bank heißt ab Samstagabend „Foster Corner“. Der Oldenburger traf im dritten Viertel fast alles und erledigte die Bamberger damit im Alleingang.

Ich möchte jetzt nicht vergangene Zeiten glorifizieren, aber spätestens nach dem zweiten Drittel hätten ein Helmanis oder Stafford den guten Foster mal zu verstehen gegeben, was „not in my house“ bedeutet. Einer der Knackpunkte der Niederlage war sicherlich die fehlende Bamberger Härte. Vielleicht liegt es an den Erfahrungen die die Oldenburger in der Euroleague sammelten, jedenfalls konnten die Hausherren der Härte nichts entgegensetzen. Mit Härte sind nicht unfaire, hinterlistige Aktionen gemeint. Nein, es ist das Ausreizen dessen, was die Schiedsrichter zuließen. Bamberg hatte bis zur Schlussphase, als man „stop-the-clock“ spielte und mit Fouls den Gegner an die Freiwurflinie zwang, erheblich weniger Fouls begangen. Dieses fehlende körperliche Dagegenhalten gegen aggressivere, flinkere Gegenspieler hat die Partie mitentschieden.

Warum der Bamberger Coach Chris Fleming zeitweise mit Garrett (dessen körperlichen Defizite gegen Akteure, wie sie Oldenburg hat, deutlich wurden), Wyrick und Taylor spielte, wird immer sein Geheimnis bleiben. Warum auch nicht mehr versuchte wurde über Brown und Pleiß zu gehen, weil die Oldenburger Centergarde nicht unbedingt ihren besten Tag erwischte, werden wir auch nicht mehr erfahren.

Auch nicht ihren besten Tag hatten die Bamberger Aufbauspieler, die wie auch schon in Trier dem Spiel nicht ihren Stempel aufdrückten. Anton Gavel scheint sich momentan in einem Leistungsloch zu befinden, seine grandiose Vor-Weihnachtsform scheint verloren gegangen zu sein. Und John Goldsberry läuft seiner Form seit einem Jahr schon hinterher.

Nichts Neues ist auch die Tatsache, dass Bamberg Probleme hat Spiele zu gewinnen, wenn der Dreier nicht fällt. Dann scheint es unmöglich das Spielsystem umzustellen und mehr das Inside-Play zu installieren. Da die nötigen Impulse und Vorgaben zu geben, ist Aufgabe des Trainerstabs.

Nun wissen wir Bamberger Fans, dass Erfolge gegen Gießen, Paderborn und Trier nichts bedeuten, dass Bamberg bis zur absoluten Bundesligaspitze noch ein wenig fehlt.

Arme Gießener

Nachdem ich nach meinem Artikel zur Partie gegen Gießen von einigen Gießener Schreiberlingen bei schoenen-dunk.de massiv angegangen wurde, möchte ich dazu Stellung nehmen:
Mit Kritik kann ich gut umgehen, auch wenn sie aus Gießen kommt. Es stimmt, ich habe die Gießener Mannschaft in dieser Saison zum ersten Mal spielen gesehen. Darf ich mir deshalb ein Urteil erlauben? Ja, natürlich darf ich das. Ich behaupte ja auch nie, objektiv zu sein, Die Spiele über die ich schreibe betrachte ich immer total subjektiv. Und wenn Gießener Anhänger hier öfters mitlesen würden, dann wüsste sie, ich kritisiere die Bamberger mehr als die Gegner. Manche Basketballzuschauer sind extrem dünnhäutig, wenn es um das eigene Team geht. Da gehören auch einige Bamberger dazu. Aber manchmal ist der Blick von aussen wichtig um einige Dinge zu erkennen, die man sonst nicht sehen würde.

Was Gießen am letzten Sonntag bot, war mit Abstand die schlechteste Darbietung eines Gästeteams seit langer Zeit. Und wenn ein Spieler von 55 Gießener Würfen alleine 20 nimmt, dann ist das Egozockerei. Erst als dieser Teague auf der Bank saß, war so etwas wie Mannschaftsspiel erkennbar. Hinter mir saßen zwei Fans aus Gießen, die haben übrigens die Partie genauso gesehen.

Ich habe lange Jahre immer so etwas wie eine heimliche Zuneigung zu Gießen gehabt. Sie fing zu den Zeiten an, als Michael Koch noch dort spielte und wir immer wetteten wieviele Dreier er wohl trifft. Aber seit einigen Jahren ist es mir völlig egal was mit den Hessen passiert, fast wäre ich froh, wenn ich sie in der Liga nicht mehr sehen müsste. Dies hat zum Teil mit einigen Gießener Anhängern zu tun und auch damit, wie der Verein die Liga seit Jahren behandelt.

PS: Ich verstecke mich nicht hinter einem anonymen Acount in einem Internet-Forum, ich wähle ganz bewusst den Weg dieser Homepage um meine Meinung zu vertreten. Es steht jedem Leser frei mich zu kontaktieren und mit mir über Themen zu diskutieren. Aber anscheinend (oder scheinbar?) haben viele nicht den Mut dazu und flüchten lieber in die Anonymität, denn da kann man ja so schön um sich schlagen.

PSPS: Rechtschreibfehler sind geistiges Eigentum und ich hatte und habe nie die Absicht den Literaturnobelpreis zu gewinnen.

Teamgeist gegen Egozockerei

Basketball ist eigentlich ein einfacher Sport. Drei Faktoren sind ausschlaggebend, ob man als Gewinner oder Verlierer vom Parkett geht:
1. Wer hat mehr Lust auf Defensive

2. Wer zeigt mehr Einsatz, Willen und Leidenschaft

3. Wer spielt mehr als Mannschaft zusammen

Ist auch nur ein Punkt nicht oder nur wenig vorhanden, wird es schwer ein Spiel zu gewinnen.

Beim 70:56 79:56 Erfolg der Bamberger gegen Gießen sah man deutlich den Unterschied zwischen einer Mannschaft und einer Ansammlung Egozocker. Der Gießener Teague mag ja individuell ein guter Basketballer sein, in eine Mannschaft kann er sich aber scheinbar nicht integrieren. Ihn schien es nur darauf anzukommen, auf seinen Punkteschnitt zu kommen. Er war wie ein schwarzer Loch: Hatte er einmal den Ball, gab er ihn nicht mehr her. Zeigte er ein System an (die geballte linke Faust in die Höhe gestreckt) hieß das für seine Mitspieler: „Bahn frei, alle aus dem Weg gehen, ich mache die Punkte alleine“. Mit Teambasketball hat das, was Gießen am Samstag über weite Strecken bot, überhaupt nichts zu tun. Auch schien die Parole zu heißen: Länger als 10 Sekunden darf der Ball nicht gehalten werden, dann muss auf den Korb geworfen werden.

Aber Schluss jetzt mit Gießen, wende ich mich lieber den Bambergern zu. Und die machten ihre Sache in diesem verschärften Trainingsspiel sehr gut. Die Erfolge der letzten Wochen haben das Selbstvertrauen sichtlich steigern lassen. Man glaubt an sich und geht mit breiter Brust in die Partien. Auch eine für Bamberger Verhältnisse schlechter Dreierquote von 33% lassen solche Spiele nicht mehr kippen.
Und nun mal wieder die total subjektive Einzelkritik der Bamberger Spieler:

Goldsberry (9 Punkte): 9 Zähler, eine 100% Trefferquote, 2 Assist und 3 Steals, aber trotzdem hat er mich nicht überzeugt. Seitdem ich Anton Gavel jetzt öfters gesehen habe, finde ich an seiner Spielweise keinen Gefallen mehr. Aber mich muss er ja nicht überzeugen. Er muss sein Team besser machen und das Spiel lenken und leiten. Aber auch da habe ich immer ein ungutes Gefühl, wenn er auf dem Feld steht. Es gibt da eine nette Statistik, die führt die Punkte auf, die die eigene Mannschaft mehr macht als der  Gegner, wenn ein Spieler eingesetzt wird. Und dieser Wert ist bei Goldsberry gegen Gießen 1, d.h. spielte er, erzielt Bamberg einen Punkt mehr als die Hessen. Nur zum Vergleich bei Gavel ist der Wert 20…

Suput (12): Er machte nur das Nötigste, hatte aber auch das Wurfglück nicht unbedingt auf seiner Seite. Der Serbe überzeugt seit Wochen mit konstant guten Leistungen und ist einer der Leistungsträger. Trotz seiner gelegentlichen Schwächen in der Abwehr, wenn er von schnelleren Gegenspieler überlaufen wird.

Tadda (5): Beim Warmmachen vor dem Spiel traf er fast gar nichts. Schon da ahnte ich, es wird ein schwieriger Abend für ihn. Er ließ sich aber nicht entmutigen und zog dafür mehr zum Korb. Ein Vergleich mit Steffen Hamann ist gestattet. So wie dieser scheint Tadda den Biss, den Willen, die Bereitschaft zu haben, immer alles zu geben. Unerlässliche Tugenden um den Schritt von einem guten zu einem sehr guten Basketballer zu machen.

Pleiß (11): Gleiches gilt für Tibor Pleiß. Der Junge begeistert mich in jedem Spiel. Schon erstaunlich welche Bewegungen er in seinem Alter schon drauf hat. Auch bei ihm ist der Wille vorhanden, jeden Tag besser zu werden. Dazu gehört auch Lernbreitschaft. Dies sind wir in Bamberg in den letzten Jahren nicht von jedem Centertalent gewohnt gewesen. Pleiß beherrscht die Bretter. Eine Aussage, die man zuletzt nur über Chris Ensminger treffen konnte. Nimmt Pleiß in der Zukunft noch einen Hakenwurf und einen stabilen Mitteldistanzwurf in sein Repertoire auf, dann liegt seine Zukunft  nicht in Bamberg, auch nicht in Deutschland, sonder südlich der Alpen.

Garrett (5): Offensiv kann Robert Garrett immer noch Akzente setzen, kann seiner Mannschaft wichtige Impulse von der Bank geben. Doch in der Defensive ist er ein Risikofaktor. Dies fällt zwar gegen Gegner wie Gießen einer war nicht ins Gewicht. Aber gegen deutlich stärkere Mannschaften, so wie es zum Beispiel Nymburk im Eurocup einer war, hat er mit körperlich agileren Gegenspielern so seine Probleme.

Roberts (12): Roberts ist eigentlich ein Spieler, der fast alles kann. Er scheint aber mit der Verbannung aus der Starting Five nicht gut klarzukommen. Trotz seiner 12 Zähler und 6 Rebounds wirkte er auf mich gehemmt, ohne rechte Spielfreude.

Jacobsen (5): Würde er Kilometergeld bekommen, er könnte sein reguläres Gehalt glatt verdoppeln. Kaum ein anderer Bamberger Akteur rackert, stellt Blöcke, kämpft so, wie er. Und genau darin sehe ich den Hauptgrund für seine, leider so oft, schlechte Wurfquoten. Wer sich verausgabt, dem fehlt dann halt beim Wurf Kondition und Konzentration. Nur, dass ich richtig verstanden werde: Ich unterstelle ihm nicht Konditionsmängel. Nein, ganz im Gegenteil, Casey Jacobsen gehört sicherlich zu dem fittesten Basketballern auf Bamberger Seite. Aber weniger ist manchmal mehr. So sollten die Spielsystem angepasst werden um ihn nicht erst nach endlosen Laufwegen frei zu bekommen.

Brown (4): Besonders aufgefallen ist er nicht. Hätte aus der Lufthoheit der Bamberger mehr machen müssen. Wie es ging, zeigt ihm doch Pleiß deutlich.

Gavel (9): Ich  frage mich, was die Scoutingabteilungen aller Vereine im Sommer gemacht haben. Die müssen wohl geschlafen haben. Wie kann es sein, dass ein Spieler seiner Güte im Sommer keinen Verein fand? Gut für Bamberg, denn so konnte er die Lücke, die durch die Verletzung Goldsberry sendstand ausfüllen. Was heißt hier ausfüllen? Er machte es besser als der US-Boy! Mit Gavel kam die Wende, der Aufschwung , der aus einer bis dato schlechten Saison noch eine gute machen könnte. Anton muss bleiben!

Wyrick (7): Ist es eine Beleidigung, wenn ich ihn Kampfsau nenne? Natürlich nicht, es drückt meinen tiefen Respekt für seine Leistung aus. Nicht  nur gegen Gießen, auch schon in den letzten Partien war es seine Einsatzbereitschaft, die ihn zu einem wertvollen Rollenspieler werden ließ. Er wird nie der dominante Mann sein, der eine Partie beherrscht. Aber von der Bank kommend sorgt er immer wieder für frischen Wind.

Taylor (0): Liebe Leser dieser kleinen Homepage. Kommt doch bitte bei den nächsten Spielen 10 Minuten früher, setzt euch auf eure Plätzte und beobachtet Eric Taylor beim Aufwärmen. Würde es den Begriff „gaggeln“ nicht geben, für das, was er da bietet müsste man ihn erfinden. Versucht jeder andere Bamberger sein Aufwärmprogramm ernsthaft durchzuziehen, albert er mit Ball herum, wie es ein U10 Kind auch nicht schlimmer könnte. Vielleicht ist es seine Art, sich auf die Spiele vorzubereiten, professionell sieht es jedenfalls nicht aus. Und mein Sitznachbar Hans und ich lachen uns jedes Mal kaputt.