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Stand der Bamberger Dinge

Der Allstar-Break markiert nicht nur in der NBA so etwas wie die Mitte der Saison. Zeit zum Luftholen, zum Überdenken bisheriger Erfolge oder Misserfolge oder einfach nur ein Zwischenfazit zu ziehen.

Wie an dieser Stelle schon mehrfach geschrieben, erleben die Bamberger Fans eine Saison, die es so noch nie gegeben hat. Die letzten Jahre wurden die Anhänger zu Beginn der jeweiligen Spielzeiten nicht gerade verwöhnt. Regelmäßig kriselte es, es wurden mehr Partien verloren als gewonnen und die Trainer Fleming und früher Bauermann standen im Kreuzfeuer der Kritik. Davon nehme ich mich ausdrücklich nicht aus.

Doch diese Saison ist vieles anders, denn Spiel um Spiel wurde gewonnen. Anfangs besiegte man die Gegner noch einstellig oder im niedrigen zweistelligen Bereich. Auch gab es knappe Erfolge, wie die Siege in Gießen oder gegen Artland mit einem bzw. zwei Zählern Unterschied. Doch je mehr Erfolge erzielt wurden, desto höher stieg das Selbstvertrauen und umso deutlicher wurden die Gegner in die Schranken gewiesen. In den letzten acht siegreichen Partien wurden die Kontrahenten mit fast 30 Punkten Unterschied vom Feld geschickt. Und es waren mit Berlin, Oldenburg, Trier oder Ulm keineswegs Laufkundschaft darunter.

Ein ganz wichtiger Baustein zur Siegesserie in der Bundesliga sind die Erfolge in der Euroleague. Bamberg schaffte zwar nicht den Aufstieg in die nächste Runde, die Siege gegen Piräus, Madrid und in Malaga bleiben unvergessen. Außerdem zeigten diese Spiele der Mannschaft, dass sie im Konzert der Großen auf europäischer Bühne nicht nur die dritte Geige spielen, sondern mithalten können. Dieses Wissen erzeugt ein ungeheures Selbstvertrauen und ein Glauben an die eigene Stärke. Die Gegner werden nicht einfach besiegt, sie werden zermürbt, regelrecht demoralisiert.

Basis der Siege ist eine überragende Abwehrarbeit, die mit den wenigsten Fouls der Liga auskommt. Selbst bisherige Abwehrallergiker wie Brian Roberts haben sie in dieser Saison zu starken Verteidungsministern entwickelt. Im Angriff ist man so variabel aufgestellt wie keine andere Mannschaft. Man ist schlicht und ergreifend nicht ausrechenbar. Fast jeder Bamberger Akteur ist in der Lage von allen Positionen zu treffen und eine zweistellige Punkteausbeute aufzulegen. Kurzum: Es macht Spaß die Spiele anzusehen. Viele Jahre lang wurden die Fans mit ermüdender Defensivtaktik und 65:58 Ergebnissen gequält. Unter Coach Fleming ist dies anders geworden, zumindest diese Saison. Ich erfreue mich immer wieder an der Spielweise und bin überrascht, wie es Bamberg ständig schafft, dem Gegner seine Willen aufzudrücken. Und sollte es einmal ein Phase in einer Partie geben, in der der Gegner die Oberhand gewinnt, dann bittet Fleming zur Auszeit und stellt seine Jungs neu ein. Und das faszinierende daran ist, es wirkt auch meistens.

Geht es immer so weiter? Nein, davon ist nicht auszugehen. Die nächsten Aufgaben bringen mit Bremerhaven, Frankfurt, Braunschweig und Artland alles Mannschaften, die unter den ersten sechs der Tabelle stehen. Die nächsten vier Wochen postuliere ich jetzt zu den Wochen der Wahrheit. Ich gehe nicht davon aus, dass jedes dieser Spiele gewonnen wird, dies wäre zu vermessen. Aber zuzutrauen ist es diesem Bamberger Team allemal.

Besser geht’s nicht

Kann man erfolgreicher spielen? Nein
Kann man schöner spielen? Nein

Auch auf die Gefahr hin, dass ich mich wiederhole: Was in den letzten Wochen die Bamberger Basketballer gezeigt haben, verdient allergrößten Respekt. Madrid, Berlin, Malaga, Oldenburg, alles Opfer der wie geschmiert laufenden Bamberger Basketballmaschinerie.

Nach dem Spiel wurde ich Ohrenzeuge eines Dialogs zwischen zwei Frauen, eine davon war Besucherin der Partie, die andere nicht: Frage der Anderen: „Wie war das Spiel?“, Antwort: „Langweilig“.

Auch bei mir setzt langsam eine Sättigung ein, man erwartet schon gar keine Niederlage mehr, sondern jedes Mal Festspiele auf hohem Niveau – zumindest von Bamberger Seite. Diese Erwartungshaltung kann zu einer großen Gefahr werden, dadurch wird der Druck des immer gewinnen müssen größer und größer. Bislang meistert die Mannschaft jede Herausforderung mit Bravour. Es verdient allergrößten Respekt, dass man sich in der bisherigen Partien nie hat hängen lassen. Es wäre zum Beispiel ein leichtes gewesen, nur zwei Tage nach der bitteren Niederlage gegen Rom beim Auswärtsspiel in Weißenfels sich seinem Schicksal zu ergeben und die Partie ab zu schenken. Stattdessen wird der Gegner mit 23 Zähler aus der eigenen Halle geschossen. Bamberg geht jedes Spiel konzentriert und engagiert an, als wäre es ein Endspiel. Und dieses Level wird auch fast immer über die gesamte Partie gehalten. Natürlich gibt es zwischendurch auch einmal Phasen, in denen die Intensität etwas nachlässt. Dann ist aber Coach Fleming zur Stelle und fängt seine Jungs während einer Auszeit wieder ein und mahnt erfolgreich die passende Einstellung an.

Ein weiteres großes Plus ist neben der zweifelsohne vorhandenen individuellen Klasse die Breite des Kaders. In den bisherigen 15 Saisonspielen gab es sieben verschiedene Topscorer, ein deutliches Indiz für die Ausgeglichenheit der Bamberger Mannschaft. Und zählt man Karsten Tadda noch hinzu, dann sind acht Akteure im Team, die das Können haben zweistellig zu punkten. Andere Mannschaften sind da wesentlich schwächer besetzt. Auch scheint im diesjährigen Kader kein faules Ei im Nest zu liegen, die Harmonie innerhalb des Team scheint intakt zu sein. Nichts ist süßer als der Erfolg, diese alte Binsenweisheit trifft den Nagel auf den Kopf. Oder wie der Franke sagt: „Wenn’s läuft, dann läuft’s“. Bamberg wird aber nicht bis an das Ende aller Tage unbesiegt bleiben. Irgendwann wird es auch mal wieder eine Niederlage geben. Ich erwarte sie aber nicht bei einem Spitzenteam, sondern bei einer Mannschaft aus dem hinteren Bereich der Tabelle, dann, wenn keiner damit rechnet.

Zum Abschluss noch ein paar Zahlenspielereien. Bamberg gewann in 2010 von den 45 Spielen gegen Bundesligamannschaften inklusive Pokal und Play-off 38. Man feierte Siege gegen Alba Berlin (3 mal), Treviso, Panellinios Athen, Olympiacos Piräus, Real Madrid, Malaga, wurde Meister und Pokalsieger, überwand die drohende Hallenschließung (gibt es eigentlich noch jemanden, der heute daran denkt? Oder sich ausmalt, was gewesen wäre, hätte die Stadt Bamberg die Halle nicht übernommen), begeisterte die tosende Menge mit Basketball vom anderen Stern, versetzte die Fans in Verzückung, setzte Emotionen frei die es sonst nur in der Liebe oder dem Tod gibt. Ich freue mich auf 2011, wohl wissend, dass alles auch einmal ein Ende hat und mit Sicherheit auch wieder schmerzvolle Momente kommen werden.

Allen Lesern wünsche ich an dieser Stelle ein glückliches, zufriedenes und gesundes 2011!

Area 51

Die Bamberger Halle bekommt ab sofort einen neuen Namen: Area 51.
Bamberg spielt momentan einen so überragenden Basketball, man könnte meinen die Spieler kämen von einem anderen Stern.

103:52, mehr muss man eigentlich nicht schreiben. 51 Punkte Differenz. Nein, nicht in einem Vorbeitungsspiel gegen irgendeine ProB Mannschaft aus dem Bayerischen Wald. Nein, gegen Alba Berlin. Wie an dieser Stelle bereits vor einigen Tagen bemerkt: Freunde des Bamberger Basketballs, schöner wird’s nimmer. Lehnt euch entspannt zurück, genießt die letzten Wochen, denn wir werden dies alles nie mehr erleben dürfen.

Die Liste der Bamberg Opfer wird immer länger: Piräus, Madrid und nun Berlin besiegt. Was heißt besiegt? Gedemüdigt, aus der Halle gejagt. Bei Bamberg passte einfach alles und Berlin hat ein Problem. Aber solange Leute wie Pavicevic, Femerling und Schultze an Board sind, wird es auch keine Besserung geben. Das Berliner Spiel wirkte – nicht zum ersten Mal – blutleer, emotions- und leidenschaftslos, maschinell, ohne Kreativität und Aggressivität. Kaum ein Spieler traut sich etwas zu, weil er Angst haben muss sofort auf die Bank beordert und dort beschimpft zu werden.
Wäre ich Spieler unter diesem Trainer, ich wäre schon lange zu einem anderen Verein gewechselt. Oder ich hätte mehrere Hunderttausend Gründe zu bleiben. Und genau dies ist das Kernproblem Berlins: Die Spieler agieren wie Bürokraten, wie Beamte. Sie sind individuell fachlich duraus kompetent, sitzen aber ihre Zeit ab ohne besonders Engagement zu zeigen. Und der Chef des Haufens hüft an der Seitenlinie wie ein HB-Männchen auf und ab, ohne seine Angestellte wirklich zu erreichen.

Da komplette Gegenteil davon ist zur Zeit Bamberg. Fast alles funktioniert wie am sprichwörtlichen Schnürchen, jeder weiß was er zu tun hat, jeder kennt seine Rolle im Team. Keiner ist sich zu schade die Drecksarbeit zu erledigen, jeder kämpft für jeden. Basierend auf einer grandiosen Defensive läuft es auch im Angriff beängstigend gut. 18 Assist, 11 Ballgewinne, 36 zu 23 Rebounds und 44% Trefferquote von der Dreierlinie, alles Zahlen die die Bamberger Überlegenheit eindrucksvoll belegen.

Trösten können sich die Berliner, dass es letztlich auch nur ein Spiel und zwei Punkte waren, die verloren gingen. Und Bamberg darf nun nicht den Höhenflug bekommen, meinen sie wären die Größten. Aber in diesem Punkt bin ich mir sicher, dass dies nicht passieren wird. Dafür wird schon Coach Fleming sorgen, der die Erfolge der letzten Wochen richtig einzuschätzen weiß. Wenn die Bamberger Mannschaft eines in dieser Saison bewiesen hat, dann, dass man jeden Gegner Ernst nimmt. Wie leicht hätte man sich nach den bitteren Niederlagen gegen Rom oder in Charleroi hängen lassen, die kommenden Partien abschenken und sich seinem Schicksal ergeben können.

Danke an Chris, Wolfgang, John, Reyshawn, Peja, Kartsen, Maurice, Philipp, Erik, Tibor, Brian, Casey, Anton und Kyle! Danke für die vergangenen Wochen, danke für geile Spiele, danke für unvergessene Emotionen und Momente!

Glücksgefühle

@ E.M. Luft: Die Buzzer-Beater Niederlage war zwar gegen Rom, aber das ist ja jetzt auch egal.

Nach dem Sieg gegen Real Madrid saß ich noch länger auf meinem Platz in der Halle und empfand einfach nur ein unglaubliches Glücksgefühl. Innerhalb weniger Wochen Erfolge gegen Piräus (!!!) und Madrid (!!!) miterleben zu dürfen, davon werden alle echten Bamberger Basketballfans noch viele Jahre zehren. Als ich mich dann endlich  erhob um ein Siegerbier (na ja, eigentlich war es ein Siegerradler) zu holen, kam mir Manager Wolfgang Heyder entgegen. Auch er hatte diesen „endlich hat es gegen große europäische Mannschaften gelangt“-Ausdruck im Gesicht Die Arbeit der letzten Jahre, fast Jahrzehnte, kulminierte sich in diesem einen Augenblick. Ungezählte Stunden der Arbeit für das Projekt Spitzenbasketball fand ihren Höhepunkt im Sieg gegen Real Madrid. Ein Ereignis, von dem die Fans und Verantwortlichen seit Jahren träumten.
Wie schon mein Basketballfreund E.M. Luft schrieb, kann man den Verantwortlichen nur danken, solche Abende zu ermöglichen.

Um es einmal Lesern, die mehr dem Fußball als dem Basketball zugetan sind, zu verdeutlichen: Die Siege gegen Piräus und Madrid sind ungefähr so viel wert, wie wenn der 1. FC Nürnberg in der Championsleague spielt (ok, sehr hypothetisch…) und in der Gruppenphase zuerst Inter Mailand und dann auch noch Barcelona klar und deutlich mit jeweils 3:1 bezwingt.

Solche Abende machen mir klar, warum ich zum Basketball gehe, warum ich die letzten 25 Jahre mich bei Wind und Wetter in die Hallen schleppte, warum ich trotz mehrerer Pleiten und Fast-Insolvenzen und unzähligen Hallendiskussionen immer an „meine“ Basketballer geglaubt habe. Piräus und Madrid zu schlagen, dies werden wir wahrscheinlich (ich wünsche es mir, nur es ist unrealistisch) nicht mehr erleben dürfen. Eigentlich müsste man seine Dauerkarte verschenken, so schön, wie es zur Zeit ist, wird es nie mehr werden. Aber vielleicht warte ich mit dem (nicht ganz Ernst gemeinten) Vorschlag bis nach dem Berlin Spiel. Dann wird die Freude noch viel größer sein…. 🙂

Aus und vorbei

Das war’s mit der Euroleague. Es sind zwar noch zwei Partien gegen Madrid und in Malaga zu spielen, aber selbst rechnerisch hat Bamberg keine Chance mehr auf ein Aufsteigen in die Runde der letzten 16 Mannschaften. Die Niederlage am Mittwoch beim belgischen Vertreter Charleroi hätte nicht sein müssen. In der ersten Halbzeit war Bamberg knapp, aber immer in Führung gelegen. Ab dem dritten Viertel jedoch gelang den Mannen um Coach Fleming in der Offensive fast gar nichts mehr.

Die Big Points machte der Gegner, Bamberg traf zu schlecht und zu selten. Im Angriff gab es zu viele Ausfälle, zu viele Spieler kamen nicht an ihr normales Leistungsniveau heran. In dieser Saison wurden schon einige Partie deswegen gewonnen, weil man in den entscheidenden Momenenten in der Offensive noch ein paar Briketts nachlegen konnte. Gegen die Belgier gelang dies eben nicht.

Dies ist eben der Unterschied zwischen Bundesliga und Europa. Im Ligaalltag bestraft der Gegner viertelweise Aussetzer selten mit solcher Konsequenz wie in der Euroleague. Möchte jetzt nicht alles schlecht reden, was in dieser Saison in den europäischen Spielen war. Wären jedoch die drei Spiele in Madrid und gegen Rom und Malaga (die mit 4 bzw. zweimal jeweils mit 1 Punkt verloren gingen) anders ausgegangen, würde man jetzt über ein herrvoragendes Abschneiden reden. Kann mir schon gut vorstellen, dass die knappen Niederlagen in den Köpfen der Spieler festsaßen. Vielleicht schafften es auch einige nicht, mit dem Druck der „Tod oder Gladiolen“ Situation umzugehen. Möchte da jetzt aber nicht zuviel hineininterpretieren, man steckt nicht in den Spielen drin.

Ist das Ausscheiden schade? Ja, dass ist es es. Ich hätte gerne noch einmal einige Heimspiele gegen hochkarätige europäische Teams gesehen. Aber wer weiß wozu das Ganze gut ist. So kann man sich mit voller Kraft auf die Bundesliga konzentrieren, denn mehr denn je wird Bamberg der Gejagte, die Mannschaft sein, die jeder als erster bezwingen will. Vor allem im Januar und Februar werden sich die Spieler über ein paar Tage ohne Reise- und Wettkampfstress freuen.

Am Ende kackt die Ente

Ein Sieg in letzter Sekunde ist das Schönste was es gibt. Er löst unbeschreibliche Glücksgefühle aus, setzt Emotionen frei, die es sonst nur selten gibt. Nach der 67:68 Niederlage am Donnerstag gegen Rom durften nur die Gäste dies erleben. Bamberg jubelte – aber nur bis 1,7 Sekunden vor dem Ende.

Brian Roberts hatte gerade mal wieder einen seiner unglaublichen Dreier getroffen und Bamberg mit 2 Zählern in Front gebracht. Aber ein Spiel dauert bekanntlich 40 Minuten und nicht nur 39:58,3 Minuten. Schade – dieses Wort hörte man nach der Partie häufiger. Bamberg hat nun in der Euroleague die dritte Partie in Folge mit 4 oder weniger Punkten verloren. Mit etwas mehr Glück, oder Begünstigung der Schiedsrichter, könnte unsere Bilanz wesentlich besser aussehen.

Die Niederlage tut weh, zeigt aber auch deutlich, Bamberg kann in der europäischen Königsklasse mithalten und eine durchaus respektable Leistung zeigen. Was zählt sind aber nur Siege, Meister der Herzen ist ein Titel für den man sich nichts kaufen kann. Sechs Spieltage sind in der Euroleague absolviert, gesehen habe ich alle, sei es nun live in der Stechert-Arena oder vor dem PC mittels eines Internetstreams.

Das Bamberg in Europa so gut mithalten kann liegt sicherlich zum Großteil an der geschlossenen Mannschaftsleistung. Um aber Duftmarken zu setzen, sprich Erfolge zu haben, bedarf es aber auch Einzelkönnern, die sich über das Kollektiv erheben. Spieler, die den Unterschied machen, hat Bamberg im Grund nur zwei, vielleicht drei.

Brian Roberts gehört auf jeden Fall zu den Akteuren, die konstant auf hohem Niveau agieren. Er hat den Killerinstinkt schwierige Würfe zu treffen, im Tennis würde man sagen, er macht die „Big Points“. Seine Leistungskurve zeigt nach oben, er hat sich zur letzten Saison verbessert, Er nimmt sich zwar immer noch seine Auszeiten, trifft aber, wenn es darauf ankommt.

Der zweite Spieler, die europäisch mithalten kann ist Kyle Hines. Erwarten konnte man dies nicht, ist er doch mit offiziell 1,96 Metern seinen Gegenspielern auf der Centerposition um mindestens einen Kopf unterlegen. Er ist aber so schnell, wendig und mit soviel Kraft und Athletik ausgestattet, dass er sich am Korb immer wieder durchsetzen kann – und dies konstant in fast jedem Spiel.

Dahinter kommen mit Abstrichen Casey Jacobsen und Peja Suput. Beides sind Akteure, die mal ein Highlight – ich spreche nur von der Euroleague – setzen können, dies aber nicht jeden Spieltag. Ganz klar blieben den Beweis europäischer Tauglichkeit bislang Reyshawn Terry und Tibor Pleiß schuldig. Terry ist ein Backup für Peja Suput, mehr nicht. Er kann ihn nicht vollwertig ersetzen, dazu trifft er aus der Distanz zu schlecht. Und Tibor Pleiß muss endlich den nächsten Schritt machen, zur Zeit verharrt er auf einem Leistungsstand, welcher nicht gerade nach europäische Klasse oder gar NBA klingt.

Leichter wird die Aufgabe die nächste Runde zu erreichen durch die Niederlage nicht, zwei Erfolge sind sicherlich noch nötig um den Aufstieg zu schaffen. Realistische Möglichkeiten ergeben sich höchstens bei den Spielen in Charleroi und gegen Madrid. In Piräus oder Malaga auf einen Erfolg zu hoffen, wäre übertrieben.

Weitere Sensation nur knapp verpasst

Bitte, zwickt’s mich, ich glaube ich träume. Ganz langsam zum Mitschreiben: Real Madrid gewinnt in allerletzter Sekunde in Verlängerung gegen Bamberg. Nochmal, vielleicht begreife ich es dann: Bamberg verliert nur mit 2 Punkten bei Real Madrid.

Die Cinderella-Story geht weiter, Bamberg konnte das Momemtum der 2 Erfolge gegen Piräus und Charleroi nutzen und lieferte auch in der spanischen Hauptstadt eine überzeugende Leistung ab. Schon vor ein paar Tagen meinten 2 Spieler in kleinem Kreis, sie hätten eine Chance dieses Spiel zu gewinnen. Nach 8 Erfolgen in Folge in der Bundesliga und den Siegen in Europa ist das Selbstvertrauen grenzenlos.

Man kann stolz sein auf diese Mannschaft, deren Etat bei Real Madrid wohl gerade dazu reicht den Ballaufpumper und den Handtuchwedler zu bezahlen. Diese Erfolge, auch wenn es gegen die Iberer knapp nicht zum Sieg reichte, verschaffen Bamberg und auch dem deutschen Basketball Respekt in Europa. Man spricht wieder positiv über uns.

Angesichts der vorgerückten Stunde – irgendwann muss ich auch mal schlafen – gibt es jetzt nur ein paar Zitate und einen Spielbericht von der Euroleage-Seite:

A huge thriller on Thursday night fell on the hosts‘ side when the dust settled, as Real Madrid needed overtime to defeat Brose Baskets by 83-81. With an aggressive and fine performance in defense, Brose Baskets dominated much of the game smothering the hosts in all fronts. However, when the guests missed too many open shots, Real Madrid used it to trim the deficit and finally jump ahead. Carlos Suarez, who played a complete game, missed one free throw with less than three seconds to go however, and Predrag Suput hit two for the guests to send the game into overtime. Jorge Garbajosa kept the hosts ahead most of the time but in the last play, with 81-81, Sergio Llull missed a layup only to see how D’Or Fischer appeared from nowhere to put the ball back in the rim and give Real Madrid a tough win. The victory allos Real Madrid to improve to 3-1 in the Group B standings, while Brose Baskets drops now to 2-2. Felipe Reyes led the winners with his 18 points. Llull added 12 and Fischer had 10. For Brose Baskets, Brian Roberts had a good performance with 21 points, Kyle Hines added 17 and Suput posted 14. The German team hit as many as 11 threes against Real Madrid’s 3, but among the 18 Brose missed, there were some open shots that could have marked a different sign for the game. On its part, Real Madrid won the rebounding battle with no doubts, 44-34.

After 90 seconds of play, Felipe Reyes opened the score for Real Madrid with a layup but good ball circulation by Brose Baskets allowed for the first open three of the night from John Goldsberry’s hands, 2-3. Both defenses made it hard to find good shots with constant switches on the picks but when Brose found Tibor Pleiss inside, the guests led by 4-7. Ante Tomic was the one keeping the hosts in the pace with his moves inside, but points came in scarce on both sides as defense was the way to go. Reyes finally broke the drought and put Real ahead again from the line, 8-7, and Casey Jacobsen soon joined in for a three to keep Brose Baskets in the turf. Both sides traded free throws and when Brian Roberts hit the bucket for the 10-14 Brose edge, the hosts were forced to call a timeout. More turnovers for Real Madrid arrived after a good Brose Baskets defense, and Hines‘ good move in the paint for the three-point play made it 13-19 entering the last minute of the period. One free throw each for Novica Velickovic and Reyshawn Terry left things at 14-20 after 10 minutes.

Both teams moved the ball well in offense to start the second quarter but only Brose put it in the basket when Terry pulled up after a fake for a clean jumper. Jorge Garbajosa hit it from the baseline and then D’Or Fischer joined the party for 18-22 as Real Madrid seemed to be in a better moment than those during the first period. Anton Gavel found the space for a long jumper to give some air to Brose, but Tomic was still the man for the hosts in offense, imposing his law in the lane even though his accuracy was not always the best for his team. When Roberts beat the 24-second clock with a jumper, it started a personal 8-point run including back-to-back threes that gave Brose Baskets a big momentum and Hines soon joined in for a fast pace that made it 26-34 for the guests. Tomic, who else, stopped the bleeding from the charity line and that sparked a 9-0 run capped by Sergio Llull’s dunk off the fastbreak to put Real Madrid in the driver’s seat again, 35-34. In the last seconds of the quarter, Hines scored fast for Bamberg an Clay Tucker hit the long jumpe in the last play of the first half to close it with a 37-36 Real Madrid edge.

It took 90 seconds again to open the score in the third period with free throws by Hines. Those points sparked a 0-8 run for Brose Baskets with straigh threes by Gavel and Predrag Suput around amonster block by Hines over Reyes, that forced Real Madrid called a quick timeout with 37-44. The guests dominated the offensive rebounds at ease but at the same time, missed too many open shots and when Llull fed Fischer for the dunk, the stands fired up in no time. Jacobsen insisted from the arc with a new three for 39-47 but Velckovic first, and then Llull with a three-pointer forced the timeout of the guests with a 44-49 score. When Velickovic slammed the ball and Real Madrid started to run from defense it looked that the tide could change. Jacobsen fed Hines, who scored on the baseline avoiding a forest of arms above him but Tucker stole the ball and hit the break and then replied Roberts‘ new three with one of his own to leave Real in command after 30 minutes, 55-54.

Velickovic opened the last and decisive period slamming for Real Madrid, that strengthened its defense another notch. The battle for the rebounds was in favor of the hosts, 36-25, but Brose Baskets didn’t give up yet. Roberts found Hines for a leyup and Hines again, stole the ball with big defense from the guests. It had to be Reyes who, with free throws and then a basket in fast transition, hit a quick 4-0 that made it 61-56, the first clear lead of Real Madrid in the game. Goldsberry had to hit a couple of threes to keep Brose Baskets‘ options alive but between reyes first, and Llull later, the hosts seemed to take full control of the game. A huge dunk by Llull over two defenders for 67-64 and then a steal that allowed Tucker to hit the 69-64, forced a Brose timeout. With 100 seconds left Reyes nailed a hook for 71-66 and Roberts missed a three after that. However, with 20 seconds on the clock, Suput nailed a three that made it 71-69. After the foul, Llull went to the line to hit only one attempt and then Roberts replied with both attempts in for 72-71 and 9 seconds to go. With 7 seconds, Suarez scored only one free throw for 73-71 and then it was Suput’s turn on the line with 2.5 to go, and he hit both to make it 73-73. Llull had the last shot, and even though it was close, the game would be headed to overtime.

Garbajosa was the man of the extra session. His three-pointer opened the scoring, and then his hard work in defense paid off for the hosts. With Hines fouling out for Brose, Gavel scored to make it 78-77, but Fischer had a layup for 81-77 later with 75 seconds to go. Pleiss stepped up to drive to the basket and keep all options open, and then Roberts joined in to tie the game again, 81-81. With the last seconds to go, Ral Madrid’s play was for Llull to drive to the basket. So he did lifting a layup. The ball didn’t go in but the miraculous hands by Fischer put the ball back in the rim for the final 83-81 on the buzzer as Real Madrid survived a nightmare with a proper name: Brose Baskets.

Ettore Messina, Reals Trainer nach der Partie:

It was a difficult game for us that showed that Brose’s wins against Charleroi and Olympiacos didn’t happen by accident. They set the tempo of this game and we suffered. Especially against the one on one of the big men, we had some problems. However, we played good defense but in the end we had to win the game with heart.

Bambergs Coach Chris Fleming:

Congratulation to Real Madrid for the win. They are a team that was trailing most of the time but they never gave up. I had two goals for this game: defending the rebounds and move the ball well against their defense. I think we did fine but by the third quarter we missed too many open shots. If the had gone in maybe we would be talking about a different outcome, but against a team like Real Madrid you can never be sure.

Und Brian Roberts merkte noch an:

I think it was a good game. We had options until the end and I had a last shot in my hands but we didn’t win. I think we can make the Top 16. It is a tough group but we already showed that we can go anywhere and play tough. We know we have our chances and we will fight for them.

Ist Bamberg unschlagbar?

Nein, Bamberg ist nicht unschlagbar, dies wird am Donnerstag Real Madrid beweisen. Aber in der Bundesliga hat es in acht Spielen noch keine Mannschaft geschafft, Bamberg zu besiegen. Einige Male war es eng und fast hätte nach dem Ende der Partien der Gegner gejubelt. Die Spieler von Coach Fleming agieren mit einem Selbstbewusstsein, welches momentan größer nicht sein kann. Auch bei engen Spielständen kommt es mit vor, als wenn sie genau wüssten, dass der Gegner ihnen nichts anhaben kann. Ich nannte es einmal vor Wochen positive Arroganz.

Dies kann natürlich auch einmal ganz fürchterlich nach hinten losgehen. Nächste Gelegenheit für einen Ligakontrahenten ist am Wochenende bei der Begegnung in Tübingen. Die Saison der Schwaben ist bislang ein einziges Auf und Ab: Nach 3 Siegen und 3 Niederlagen steht man im Niemandsland der Liga und brennt sicherlich darauf Bamberg ein Bein zu stellen. Vorsicht ist also angebracht für die Franken, jeder Gegner ist hoch motiviert, noch dazu in heimischer Halle.

Voll motiviert wird auch Real Madrid zu Werke gehen, die Spanier sind sicherlich vorgewarnt und werden Bamberg nicht unterschätzen. Niemand erwartet einen Bamberger Erfolg in Spaniens Hauptstadt und auf einen schwachen Gegner braucht man bestimmt nicht hoffen. Es geht nur darum sich gut zu verkaufen, die Höhe der Niederlage in Grenzen zu halten und sich nicht wie bei der 57:93 Schlappe am 03. Januar 2008 abschlachten zu lassen.

Dieser Tag wird auch wegen einer anderen Anekdote in Erinnerung bleiben: Der Mannschaftsbus steht zur Abfahrt zum Spiel bereit. Spieler, Trainer und Betreuer sitzen alle bereits im Bus – bis auf Kimani Ffriend, der noch sanft in seinem Zimmer den Termin verschlief. Das Spiel wenige Tage darauf in Jena durfte er noch mitmachen, danach wurde er entlassen.

Verstärkung gesucht

Gerne würde ich mehr in diesem Blog schreiben, aber mir fehlt oft die Zeit und manchmal auch die Lust dazu. Darum habe ich schon längere Zeit darüber nachgedacht Verstärkung zu rekrutieren.

E.M. Luft wird ab sofort an dieser Stelle unregelmäßig seine Sicht der Bamberger Basketball Dinge darlegen. Er ist schon seit langer Zeit Basketballfan, bereits in den 70ern pilgerte er in die Kennedy-Halle. Kurzum, er hat alle Höhen und Tiefen des Bamberger Basketballs miterlebt und kann dadurch seine Eindrücke kompetent wiedergeben.

Damit soll aber nicht Schluss sein. Nach wie vor möchte ich ambitionierte Mitstreiter gewinnen um die Schlagzahl zu erhöhen.
Deshalb mein Aufruf: Wer hat Lust mitzumachen, um noch häufiger aus Fan- und Zuschauersicht über den Basketball berichten zu können?
Wer Interesse hat, soll sich bei mir melden, die Kontaktdaten sind unter Impressum zu finden. Vielleicht schlummert ja gerade in dir ein unerkanntes (Schreib)-Talent…

Manchmal werden Träume wahr

Bamberg schlägt Olympiakos Piräus. Freunde des Basketballs, kreuzt euch den 27. Oktober 2010 rot an, denn dieser Tag geht in die Geschichte des Bamberger Basketballs ein. Wir werden noch in 10 Jahren über diesen denkwürdigen Abend reden. Wenn wir in die Vergangenheit blicken – vor allem die, die schon länger Basketball sehen – welche Spiele fallen uns als besonders erinnernswert ein? Der last-second Erfolge gegen Hagen Ende der 80er (Buzzerbeater durch Ken Sweet) und Berlin 2001 (Dreier von Fred Williams fast von der Mittellinie), der Pokalsieg 1991 oder der Sieg gegen Benetton Treviso 2005?

Jedenfalls sind es sicher nur eine Handvoll Erinnerungen an Basketballspiele die jeder in uns trägt. Seit Mittwochabend muss diese Reihe ergänzt werden. Mit Superlativen sollte man vorsichtig umgehen, doch der 73:61 Erfolg gegen die europäische Spitzennmannschaft aus Piräus ist schlicht eine Sensation. Um das Ganze richtig einzuschätzen: Es ist so, als wenn die Spvgg Stegaurach im DFB-Pokal gegen Bayern München gewänne.

Natürlich haben die Superstars aus Griechenland Bamberg unterschätzt, sie dachten wohl nach dem klaren Erfolg vor Wochenfrist gegen Real Madrid, gegen Bamberg nur mit halber Kraft spielen zu können. Die Franken hatten keine Chance, nutzen diese aber eiskalt aus. Leidenschaft, Einsatzwille und Herzblut – diese Eigenschaften zeigten die Franken am Mittwochabend und wenn dann auch noch spielerisch überzeugt wird, hat es eben auch eine Multi-Millionen Truppe schwer in der Frankenhölle zu bestehen. Bamberg zeigte eine geschlossene Mannschaftsleistung, alle Akteure zeigten viel Willen und Einsatz. Dirk Bauermann prägte einmal den Ausdruck „mit Schaum vor dem Mund spielen“. Dies umschreibt treffend den Zustand der Bamberger – sie wollten den Sieg einfach mehr als der Gegner.

Folgend die total subjektive Einzelkritik der Bamberger Spieler:

Goldberry (3 Punkte): Gut, dass er aus seiner Verletzung zurück ist. Schneller als erwartet gab John Goldsberry sein Comeback. Er gibt dem Aufbau eine ganz andere Qualität, Roberts und Gavel können auf die Position 2 und sind von der Last der Spielgestaltung befreit.

Terry (9): Momentan besser als Suput. Seine Athletik versetzt ihn in die Lage Dinge zu tun, die selbst die Gegner selten sehen. Er hat eigentlich das gesamte Pakte drauf. Die größte Gefahr strahlt er aber aus, wenn er dynamisch zum Korb zieht. Dann hat er dank seiner Größe die Optionen mit Dunking oder Leger abzuschließen oder aus der Mitteldistanz zu werfen. Einzig sein Dreier fällt zu Zeit nicht.

Suput (4): Körperlich nach seiner Knöchelverletzung noch nicht wieder der alte. Und gerade gegen Topgegner treten physische Defezite deutlich zu Tage.

Tadda (0): Kam nur zu einem Kurzeinsatz, überzeugte aber gewohnt als Terrier, der dem gegnerischen Aufbauspieler auf die Nerven ging.

Pleiss (2): Lehrstunde. So kurz und knapp kann man seine Leistung überschreiben. Wenn er immer noch von der NBA träumen sollte (was er aber wahrscheinlich nicht erst seit Mittwoch Abend sowieso nicht mehr macht), kam gegen Piräus das Erwachen. Basketball unter den Körben ist Männersport, besonders wenn dort Kerle wie Bourousis oder Nesterovic stehen. Tibor Pleiss hat gute Ansätze, doch körperlich ist er Meilen weit entfernt von dem, was richtig gute Center der europäischen Spitzenklasse auf das Parkett bringen.

Roberts (23): Was hat er denn zum Frühstück gehabt? Wie er mit einer Kaltschnäuzigkeit seine Körbe erzielte, war schon sehr beeindruckend. Es gibt so Abende, da klappt einfach alles. Man ist „in the zone“, kann gar nicht daneben werfen. So kam es mir bei Brian Roberts vor. Bei fast jedem seiner Würfe war ich mir sicher, er trifft. Auch defensiv wusste er zu überzeugen.

Jacobsen (10): Roberts hat zwar mehr Punkte erzielt, war offensiv der dominante Akteur, doch Casey Jacobsen liefert zum wiederholten Male eine famose Vorstellung ab. 10 Punkte, 6 Rebounds, 2 Assist und 3 Steals standen am Ende für ihn auf dem Scoutingbogen. Viel wichtiger war aber sein Einsatzwille, sein rackern und kämpfen und seine vorbildliche Leistungsbereitschaft. Alles Sachen die nie auf einem Statistikblatt auftauchen, aber fast wichtiger für den Teamerfolg sind als Korberfolge.

Gavel (11): Auch er zeigte eine tadellose Leistung. Bewies nicht zum ersten Male, dass er auch auf europäischen Niveau in der Lage ist, Spielen seinen Stempel aufzudrücken. Hielt vor allem im ersten Viertel sein Team mit 7 Zählern im Spiel.

Hines (14): In der Bundesliga nicht immer ohne Fehl und Tadel, bewies er seine Euroleaguetauglichkeit bereits schon zum zweiten Mal. Nach der Partie in Rom überzeugte er auch gegen Piräus. Eine Leistung die ich ihm so nicht zugetraut hätte. Auch gegen wesentlich größe Gegenspieler versteht er sich durchzusetzen.