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Oldenburg bekommt Meisterschaft geschenkt

Oldenburg ist verdient Meister geworden, keine Frage. Wer das letzte Spiel der Saison gewinnt ist Meister, aus, basta. Egal wie der Erfolg zu Stande kam. Und den knappen Sieg gegen Bonn als kurios zu bezeichnen ist die Untertreibung des Jahres.
Ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, dass Bonn zu blöd war den Sack zuzumachen und erstmals Meister zu werden. Wen man 23 Sekunden vor dem Ende mit 3 Punkten führt, 2 Freiwürfe hat und dann noch verliert, dann ist das Ganze eigentlich nur als tragisch zu bezeichnen.
Einen Meister Bonn hätte mir zwar besser gefallen, aber so können wir Bamberger uns wenigstens trösten gegen den späteren Champion Oldenburg im Halbfinale ausgeschieden zu sein.
Ich war sicherlich nicht der Einzige, der vergeblich darauf wartete, das 5. Finalspiel auf Eurosport zu verfolgen. Dem war aber nicht so. Ein Einloggen auf der Homepage von BBL.tv war lange Zeit nicht möglich. Einzige Alternative war ein Stream auf einer der einschlägigen Seiten im Internet.
Zu diesem Thema hat dogfood auf seine Seite sehr viel Wahres geschrieben, ich zitiere jetzt mal:

Die BBL hat eine goldene Chance vergeben, der Liga zur mehr TV-Präsenz zu verhelfen. Auch wenn man en-detail und von außen die “Schuldfrage” zwischen der BBL, EUROSPORT und sportdigital.tv nicht klären kann: in dieser Konstellation hätte die BBL Himmel und Hölle in Bewegung setzen müssen, um das Spiel auf EUROSPORT zu bringen. Alles andere ist ein massiver, strategischer Fehler der BBL-Geschäftsführung, denen von den Vereinen einen Einlauf verpasst bekommen müssen.

Die BBL hat nichts anderes als diese Finalserie als “Kronjuwelen” um für mehr TV-Präsenz zu werben. Kein All-Star-Game, kein Pokalendspiel und kein Europacup-Spiele die mit 40 Punkten Unterschied gegen spanische oder israelische Mannschaften verloren werden, kommen gegen ein Spiel 5 an, dass acht Sekunden vor Schluß entschieden wird.

Die Reaktionen auf Twitter zeigten, dass dieses Spiel an einem mit einiger Konkurrenz (Wimbledon, Confed-Cup) ausgestatteten Donnerstag, rege verfolgt oder nachgefragt wurde. Und die BBL-Führung verschenkt dieses Interesse und fährt die TV-Verbreitung gegen die Wand. Für die Geschäftsführung kann man eigentlich nur noch Worte jenseits dessen finden, was abmahnfähig ist.

ALBA-Geschäftsführer Marco Baldi hat im Rahmen der Euroloeague-League-Spiele von ALBA und des neuen Lizenzsystems, immer wieder geklagt, was für ein negativer Faktor die schwache TV-Verbreitung des Basketballs in Deutschland ist. Diese Reaktion der BBL-Geschäftsführung ist eigentlich ein direkter schlag ins Gesicht von Baldi.

Stattdessen die Interessen eines Pay-TV-Senders zu schützen, von dem noch nicht einmal sicher ist, ob er nicht seine allerletzte Übertragung getätigt hat oder stattdessen die Interessen eines Streamangebots zu schützen, dessen Abonnentenzahlen offensichtlich so gering sind, das man in den letzten zwei Jahren keine Zahlen veröffentlicht hat, dienen nicht dem Interesse des deutschen Basketballsports.

Alle die seit zwei Tagen beklagten, dass die BBL hier eine fantastische Gelegenheit vergibt, dürften sich mit dem Spielverlauf bestätigt fühlen: über die komplette Spielzeit ein enges Spiel, dass in der Schlußminute entschieden wurde, als Bonn erst aus einem einfachen Korb der Oldenburger durch ein Foul ein 3-Punktspiel machten (Ausgleich für Oldenburg), gefolgt von zwei Steals der Oldenburger in der Bonner Hälfte. Es war ein prachtvolles Spiel. Für die wenigen Zuschauer.

Und was war jetzt auf der TV-Seite passiert?

EUROSPORT hatte ein 10-Spielepaket für die Playoffs gekauft und die Spiele gewählt. Und im Glauben dass die Serien nicht bis Spiel 5 gehen würden, wurden für die Finals nur die Spiele 1-4 eingekauft, um in den vorigen Runden mehr zeigen zu können.

EUROSPORT hatte sich spätestens seit Mittwoch um eine Übertragung von Spiel 5 bemüht. Nach der Pleite vor 2-3 Wochen, als man wegen ein überlanges Tennisspiel der French Open und Sponsorenverpflichtungen erst spät in der zweiten Halbzeit eines BBL-Playoffs-Spiels reingehen konnte, hagelte es Kritik. EUROSPORT zeigte sich lernfähig und hat in den letzten Tagen offen kommuniziert, das man sich um Spiel 5 bemühe. Man scheiterte aber an der BBL und/oder sportdigital.tv. Laut SPIEGEL Online hätte EUROSPORT die Partie sogar zeitversetzt gezeigt, um die Exklusivität von sportdigital.tv zu wahren. sportdigital.tv-Mitbesitzer SportFive hat für die Aussage nur den gestreckten Mittelfinger übrig: “Wir hätten das vor zwei Monaten in Ruhe vereinbaren können. Uns jetzt über die Medien die Schuld zu geben ist, weder fair noch zielführend.” – Puh, wo kämen wir hin, wenn im schnelllebigen Sport-TV-Rechte-Geschäft plötzlich von heut auf morgen Verhandlungen anstehen.

Das Krasse an der Situation: es ist keine 5 Jahre her, als die BBL nach dem Rausschmiss beim DSF, als man nicht mehr genügend Geld zur Finanzierung der dortige Übertragungen aufbringen konnte, noch Rotz und Wasser geheult hat und sich komplett aus dem Free-TV ausgeschlossen fühlte.

Dann kam PREMIERE, wo man sich anfangs noch bemühte die BBL mit einem guten Sendeplatz und aufwändigen Übertragungen aufzupäppeln, ehe das Sportportal und die damit verbundenen Umstrukturierungen in den Sportprogrammen, die Zuschauerzahlen zertrümmerten. Als die Idee mit sportdigital.tv von SportFive aufkam, gingen die BBL und PREMIERE getrennte Wege.

Für die BBL bedeutete sportdigital.tv vorallem den Vorteil, von recht vielen Spielen Bilder produziert zu bekommen, die dann von TV-Anstalten für Zusammenfassungen oder Nachrichtensendungen verwenden werden konnten. Wie groß die Hoffnungen waren, dass außerdem die Abos des Stream-Angebotes BBL.TV substantielle Einnahmen erzielten, weiß man nicht. Die BBL hat keine Abonnementszahlen veröffentlicht.

Trotz zahlreicher Sprüche der BBL, namentlich vom Geschäftsführer Jan Pommer, ist es der BBL auch diese Saison nicht gelungen, einen festen Platz im Free-TV-Angebot einzunehmen. Es blieb bei einigen wenigen Versuchen im RBB. Die viertelstündigen Zusammengfassungen z.B. im NDR heute abend, waren an Lächerlichkeit nicht zu überbieten.

Wenn in so einer Situation ein Sender wie EUROSPORT Interesse an der BBL zeigt, dann hat man als Liga Flexibilität zu zeigen. Vorallem wenn der einzige Broadcaster den man fix hat, sportdigital.tv, nach dem Verlust der Handballrechte einer sehr ungewissen Zukunft entgegensieht. Es macht fassungslos, wie starrsinnig BBL und sportdigital.tv die Chance auf 200.000 Zuschauer im Free-TV aus der Hand schlagen, um die Exklusivität einiger weniger sportdigital.tv-Abonnenten zu wahren.

Die BBL konnte auch nicht die Chance nutzen, via dem Stream-Angebot BBL.tv Werbung für sich zu betreiben: viele versuchten sich einzuloggen, aber anfangs kamen nur wenige durch. Wieviele zukünftige Abonnenten hat man wohl damit gewonnen? Während die BBL.tv-Streams immer wieder zusammenbrachen, wurden ausgerechnet jene Zuschauer glücklich, die die inoffiziellen Stream-Websites besuchten, auf denen sie das Spiel ohne Probleme und für lau zu sehen bekamen.

Dank der Freischaltung von sportdigital.tv im Rahmen der ARENA-Aktion und der guten Qualität der sportdigital.tv-Übertragungen, habe ich in diesen Playoffs Lust bekommen, die BBL nächste Saison verstärkt zu verfolgen. Es wäre schade, wenn die Liga die Chancen der unterhaltsamen Playoffs wegwerfen könnte. Vielleicht sind die Vereine gefragt, die Ligaführung wieder einzunorden.