Ich stehe nicht gerade im Verdacht, in Sachen Basketball ein grenzenloser Optimist zu sein, doch dieser Saison sehe ich gelassen entgegen. Die Mannschaft hat noch lange nicht ihr wahres Gesicht gezeigt und ihr volles Potenzial ausgeschöpft. Sie steht bei vielleicht gerade einmal 70% ihres Leistungsvermögens. Immer mal wieder zeigt sie phasenweise, was wäre, wenn sie bei 100% ist.
Lässt man die bisherigen Spiele einmal kurz Revue passieren:
Supercup in Berlin:
Mit nur einem Punkt verloren – kann passieren.
Bundesliga:
In München bis kurz vor Schluss geführt und nur durch eigene Fehler das Spiel noch verloren. Es wurde ein großer Rückstand aufgeholt.
Bei den Artländern hat man lange geführt und auch nur am Ende knapp verloren.
Zuhause gegen Bayreuth drehte man einen Rückstand im letzten Viertel durch eine fulminante Schlussphase.
Euroleague: In Madrid mit 40 Punkten Differenz zu verlieren schmerzt, letztlich ist es aber egal, ob man mit 10 oder 40 Zählern den kürzeren zieht. Lieber so verlieren, als wieder einmal knapp.
Also, was ist in dieser Spielzeit eigentlich passiert? Bamberg hat in Berlin, München, Quakenbrück und Madrid verloren und mit einer Ausnahme bis kurz vor Ende der Partie immer eine Siegchance gehabt. Bei all diesen Gegnern hat Bamberg in der Vergangenheit auch gerne mal verloren.
Natürlich läuft zur Zeit noch nicht alles rund. Auch in den siegreichen Partien gab es immer mal wieder Phasen, in denen man alles andere als dominant agierte. Aber auf die Gefahr hin, dass ich mich wiederhole: Die Mannschaft hat noch lange nicht alles gezeigt. Einzelne Spieler haben noch nicht ihre Rolle innerhalb des Teams gefunden, während andere sich noch mit Verletzungen herumschlagen.
Die Neuzugänge Smith und Sanders sind dabei besonders zu erwähnen. Würde man Smith von der Leine lassen, er würde jedes Spiel 25 Punkte erzielen. Er hat nicht nur einen schönen und butterweichen, sondern auch sehr sicheren Wurf. Seine Wurfquoten in Bundesliga und Euroleague kann man als überragend bezeichnen: aus dem 2er Bereich trifft er 62% (28/45) seiner Würfe, aus der Dreierdistanz 50% (16/32). Sein Wurfstil erinnert an Brian Roberts.
Rakim Sanders dagegen hat mehr Schwierigkeiten sich zu integrieren. Offensiv will er zu oft mit dem Kopf durch die Wand und begeht auch einfache Fehler. In der Abwehr kann er seinen Gegenspieler dominieren, wenn er denn richtig steht. Manchmal scheint es, wisse (noch) nicht, wohin er laufen muss. Aber dies sind keine unüberwindbaren Schwierigkeiten, das Verständnis mit dem restlichen Team wird kommen.
Da hat sich Damir Makota schon wesentlich besser integriert. Er macht die Dinge, für die er geholt wurde: Rebounden, Härte unter den Körben zeigen und keine Fehler machen.
Noch passen nicht alle Puzzelteile zusammen, noch gibt es zu oft Abschnitte innerhalb eines Spiels, in dem die Mannschaft den Faden verliert. Ich bin von den Neuzugängen nach wie vor überzeugt und glaube, man wird noch viel Freude an ihnen haben.
Im knapp gewonnen Euroleaguespiel gegen Istanbul hat man schon gesehen, wohin die Reise in dieser Saison gehen kann. Zwar wird Casey Jacobson nicht immer sieben Dreier treffen, aber er alleine war auch nicht für den Sieg gegen die Türken verantwortlich.
Was mir an dem diesjährigen Team so gefällt: Sie können sich innerhalb eines Spiels steigern und den Schalter umlegen. Schon gegen München und Bayreuth und auch am Freitag wieder wurden deutliche Rückstände innerhalb kürzester Zeit aufgeholt. Deshalb bin ich auch, im Gegensatz zu so manch anderen in der Halle, während der Partien gelassen und glaube an die Mannschaft.