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Fällt Goldsberry länger aus?

John Goldsberry ist schon vom Verletzungspech verfolgt. Erst quält ihn eine langwierige Knierverletzung, dann knickt er um (fast genau vor Jahresfrist) und nun landet er auf einem Ulmer Fuß und reiß sich erneut ein Außenband im Knöchel. Die Verletzung soll aber weitaus schlimmer sein als zuerst angenommen. Neben den Bändern soll auch die Kapsel im Fuß in Mitleidenschaft gezogen sein, was die Heilungsdauer gleich mal  bis Dezember verdoppelt.

Angesichts des Programms mit Bundesliga und Euroleague ist ein Ausfall Goldsberry ein herber Schlag. Wie vor einem Jahr könnten sich die Verantwortlichen bereits nach einem Ersatz umsehen. So einen Glücksgriff wie Anton Gavel erwarte ich nicht, aber ein reiner Spielmacher als Backup würde Sinn machen, auch weil Brian Roberts diese Rolle nicht immer zur vollsten Zufriedenheit ausfüllte.

Kurzfristig bei den zwei Partien am Wochenenden (am Freitag in Hagen und am Sonntag daheim gegen Bremerhaven)  ist mit einem Einsatz von Maurice Stuckey zu rechnen. Und auch Karsten Tadda sollte mehr Spielzeit erhalten.

Gute Nachrichten dagegen von Peja Suput, der nach eigener Aussage fit ist und auch zum Einsatz kommen wird. Ihn wird Bamberg auch dringend brauchen gegen die Hagener, die für dieses Spiel in die Dortmunder Westfalenhalle umziehen und sicher den erwarteten 6000 Zuschauern etwas bieten wollen.

Suput, Goldi & Gavel bleiben

Vor über einem Monat schrieb ich an dieser Stelle:

Eine schnelle Eilmeldung zwischendurch: Peja Suput wird seinen Vertrag in Bamberg verlängern. Laut einer gewöhnlich sehr gut informierten Quelle wird der Serbe, noch bevor er am Mittwoch Bamberg Richtung Heimat in den wohlverdienten Urlaub verlässt, einen neuen Vertrag unterschreiben.

Denke mein Informant wird es mir nicht übel nehmen, aber ich werde ihn jetzt outen: Es war Peja Suput. Normalerweise gebe ich meine Quellen nicht preis. Aber am Freitag Abend machte der Serbe selbst den Schritt in die Öffentlichkeit und verkündete bei Facebook:

Noch zwei Jahre in Bamberg!!

Warum zwischen seiner persönlichen Aussage und der halb-offiziellen Bekanntgabe bei Facebook mehr als vier Wochen liegen kann mehrere Gründe haben. Vielleicht hatte er damals nur eine Absichtserklärung oder einen Vorvertrag unterschrieben. Oder es ist etwas vorgefallen, dass er dann doch nicht sofort in Bamberg verlängerte. Dies könnte eine Offerte anderer Klubs sein, wobei ich an die Möglichkeit Berlin aus verschiedenen Gründen nie recht glauben konnte.

Egal, jetzt hat er wohl sicher einen neuen Vertrag in Bamberg unterzeichnet. Damit ist der erste sehr wichtige Baustein gesetzt worden.

Patrick King dürfte den Älteren unter uns noch bekannt sein, er spielte in den 90ern für Bamberg. Nach seiner aktiven Karriere blieb er dem Basketball verbunden und ist nun President International Division der Spieleragentur „Pro One Sports“. Zu deren Klienten gehören unter anderem auch John Goldsberry und Anton Gavel. Auf der Homepage der Spieleragentur hat sich am Freitag Nachmittag etwas getan: So änderte sich nicht nur der Status der beiden Aufbauspieler in „Signed Players“, sondern unter „Team“ steht jetzt auch Bamberg.

Nun ist es ja öfters so, dass Agenturen schneller als der Verein sind. Schon öfters verkündete ein Spielervermittler den Deal als perfekt und dann wurde doch nichts daraus. Denke aber hier ist die Sache anders. So hat Anton Gavel schon vor einigen Tagen selbst verkündet, er bleibe in Bamberg.

Sollte sich die Vertragsverlängerungen für Goldsberry, Suput und Gavel als richtig erweisen (wovon ich ausgehe), bin ich gespannt wann es der Klub mitteilt. Eines habe ich in den vergangen Jahren auch gelernt: Was offiziell erzählt wird und was tatsächlich war oder ist, darin besteht nicht selten ein großer Unterschied.

Mit den drei Spielern und den noch Vertrag habenden Roberts, Pleiß, Tadda hat Bamberg sehr gutes Grundgerüst für die kommende Saison.

Saisonbilanz 2010

Jetzt ist sie rum, die Saison der Bamberger Basketballer, die mit dem Pokalsieg und der deutschen Meisterschaft zwei Titel nach Franken brachte. Erstmals seit 2003 gelang es wieder einer Mannschaft beide Titel zu gewinnen.

Kleine Anekdote am Rande: nach dem Pokalerfolg standen meine Mitfahrer und ich in Frankfurt in der Nähe der Ballsporthalle am Parkplatz, als ein Mann uns zum Sieg beglückwünschte. Er war Journalist und meinte zu uns, gerade eben auf der Pressekonferenz wurde davon gesprochen, dass der Pokalsieger seit sieben Jahren danach nicht mehr Meister wurde. Unsere Antwort war kurz und knapp: dies wird sich dieses Jahr ändern. Und so kam es dann auch.

Bamberg ist mit vier Titeln (drei Meisterschaften und einem Pokalsieg) in den letzten sechs Spielzeiten das erfolgreichste Team in diesem Zeitraum. Mit Fug und Recht kann von der Ära Bambergs gesprochen werden: Seit 2003 waren die Franken 8-mal in Folge in den Play-off, 7 mal im Halbfinale, 5 mal im Finale und 3 mal Meister. Ein großartiger Erfolg, der die Kontinuität, die Leidenschaft und die Kompetenz der Verantwortlichen eindrucksvoll bestätigt. Ein kleiner Seitenhieb auf unsere Freunde aus Berlin darf in diesem Zusammenhang erlaubt sein: Die Hauptstädter haben es im selben Zeitrum auf zwei Pokalsiege und eine Meisterschaft gebracht.

Aber ist deswegen alles gut und richtig gelaufen? Fangen wir am Anfang an.

Bamberg gewann von den ersten acht Spielen nur zwei, von den restlichen 26 dann 20. Das heißt, man verlor in den ersten acht Partien genauso oft wie in 26 folgenden. Und genau mit diesem schlechten Saisonstart verbaute man sich schon eine bessere Ausgangsposition für die Play-off. Jetzt im Nachhinein war es zwar egal von welchem Platz man in die Play-off startet. Wer konnte schon ahnen, dass sich die in der Abschlusstabelle vier bestplatzierten Mannschaften bereits in der ersten Play-off Runde verabschieden würden? Aber mit diesem schlechten Start sorgte man für Unruhe im Umfeld und bei den Fans.

Nicht Wenige kritisierten in dieser Phase Trainer Chris Fleming und die Mannschaft hart. Mehrmals kam ein Bruch ins Spiel weil Casey Jacobsen und Peja Suput, die beiden besten Bamberger Spieler, zusammen auf der Bank saßen. Gegen Ulm, Frankfurt und Weißenfels verschenkte man durch eine schwache Leistung im letzten Viertel den möglichen Sieg, obwohl man jeweils schon zweistellig führte.

Man kann nicht 34 Spieltage hochkonzentriert spielen, dies ist schon klar. Aber die Schwäche, Spiele nach hoher Führung auch siegreich zu beenden, zog sich wie ein roter Faden durch die gesamte Saison. Meister wird man im Juni, nicht im Oktober. Diese Aussage ist auch richtig. Wenn man jedoch mit sechs Niederlagen startet und diese Hypothek die gesamte Saison durchschleift, läuft man der Tabellenspitze immer hinterher. Andererseits ist es ja nicht so, dass man dies mit Absicht tut. Aber es ist schon die Frage nach den Gründen erlaubt.

Die Mannschaft blieb im Kern erhalten, mit Casey Jacobsen und Brian Roberts kamen nur zwei neue Stammspieler hinzu. Ein Schwachpunkt war zu Beginn der Aufbau. Mit einem nicht fitten John Goldsberry und Karsten Tadda als Backup zu starten, war ein Fehler. Erst mit der Nachverpflichtung Anton Gavels kam Sicherheit und Gefahr in den Spielaufbau.

Das Team wirkte nicht als Mannschaft, sondern wie eine Ansammlung guter Einzelspieler. Negativer Höhepunkt war die verheerende 44:62 Heimniederlage gegen Alba Berlin. Noch nie habe ich es erlebt, dass das Bamberger Publikum höhnisch Punkte des Gegner, noch dazu wenn er aus Berlin kommt, beklatschte. Als dann wenige Tage darauf auch noch klar gegen Bonn verloren wurde, schien das Aus für Chris Fleming nahe.

Doch der Overtime-Erfolg in Düsseldorf läutete die Wende zum Guten ein. Von den nächsten neun Spielen wurde nur noch eines verloren. Wie realistisch eine Entlassung Chris Flemings wirklich war, wird nur das Management wissen. Fakt ist aber auch, dass in Bamberg in den letzten 20 Jahren kein Trainer vorzeitig gehen musste. Ein langer Atem zahlt sich doch meist aus. Nach dem miserablen Saisonstart war aber auch klar, es muss sich etwas ändern.

Chris Fleming nahm einige taktische Änderungen vor, so rutschte Karsten Tadda für Brian Roberts in die erste Fünf, ebenso Tibor Pleiß für Elton Brown. Über die gesamte Saison betrachtet waren Bambergs Stärken die gute Abwehr und die beste Trefferquote aus dem Dreierland aller Teams. Mit Gavel, Goldsberry und Roberts hatte man drei sehr starke kleine Leute, die offensiv und defensiv viel Druck aufbauten. Dahinter klaffte aber eine Lücke. Tadda braucht noch Zeit, um ein vollwertiger Ersatz zu werden und Robert Garrett hatte in den letzten Monaten endgültig den Anschluss verloren.

Größter Schwachpunkt war der Rebound und hier vor allem die Arbeit am offensiven Brett. Man holte sich nur jeden vierten möglichen Abpraller. Teams wie Göttingen, Oldenburg und Bonn waren da wesentlich besser, die sich bis zu vier Rebounds mehr sicherten und so zu mehr zweiten Wurfchancen kamen.

Die Stärken lagen aber woanders. Immer, wenn man mit Leidenschaft, Einsatz, Intensität und als Mannschaft spielte, hatte es der Gegner schwer zum Sieg zu kommen. Oft wurde bereits im ersten Viertel ein großer Vorsprung herausgespielt und damit die Basis für erfolgreiche Partien gelegt. Bamberg war aber kein Comeback-Team. Lag man hinten, konnte man nicht viele Spiele noch drehen.

Wie geht es weiter? Die Mannschaft wird hoffentlich kein ganz neues Gesicht erhalten, es sollte unbedingt versucht werden Suput, Jacobsen, Goldsberry und Gavel zu halten, die für mich die Eckpfeiler dieser Mannschaft sind. Nach der endgültigen Trennung von Okulaja und Newson, die angeblich noch den Etat belasteten, sollte eigentlich ausreichend Geld vorhanden sein.

John Goldsberry

Vor Jahresfrist stellte ich an dieser Stelle die Frage, ob John Goldsberry nach seiner schweren Verletzung der Anführer sein kann, der er einmal in Leverkusen und Artland war. So eindeutig und klar kann die Frage immer noch nicht beantwortet werden. Bis Anfang dieses Jahres wäre die Antwort nein gewesen. Doch seit dem Frühjahr zeigt seine Leistungskurve steil nach oben. Zugute kam ihm die taktische Umstellung von Coach Chris Fleming ihn zusammen mit Anton Gavel spielen zu lassen, anstatt entweder ihn oder den Slowaken. So lastet nun nicht mehr die Last des Spielaufbaus und Vollstrecker alleine auf seinen Schultern.

Lange Zeit schien das Wort Verteidigung bei ihm eine allergische Reaktion hervorzurufen. Ein ausgezeichneter Passverteidiger war er schon immer, wenn es allerdings um die Mannverteidigung ging, zeigte der US-Boy oftmals typische amerikanische Schwächen. Aber auch auf diesem Gebiet hat er sich verbessert. Offensiv zeigte er seine Klasse: 58% Trefferquote aus dem 2-Punkte-Bereich sind der beste Wert des gesamten Teams, ebenso seine 3,3 Assists im Schnitt. Dass er keine Wurfmaschine ist und wohl auch nie werden wird, zeigen die 4,3 Würfe die er pro Partie nimmt. Aufbaukollege Anton Gavel ist da aktiver, er wirft 6,3-mal auf den gegnerischen Korb.

Sein Vertrag läuft aus. Ob ich ihn verlängern würde? Ein klares Ja. Erstens: Man weiß, was man an ihm hat, man kennt seine Stärken und Schwächen. Zweitens: Ich glaube er hat noch Potential im Tank, er kann noch mehr der Leader des Teams sein, seine Mannschaft tragen, Akzente setzen, offensiv wie auch defensiv. So wie er es die letzten Wochen tat.

Peja Suput

Der beste Spieler der Mannschaft, Punkt. Mehr gibt es nicht zu sagen. Für mich nicht nur der MVP des Teams, sondern auch der Liga.

Warum? Er kann von Position 2 bis Center alles spielen. Er hat dank der Ex-jugoslawischen alten Schule die technischen und taktischen Fähigkeiten zu dominieren. Er spielt nach Casey Jacobsen nicht nur die meisten Minuten, er nimmt auch mit 10,4 Würfen die meisten Schüsse und ist obendrein mit 4,7 gefangenen Abprallern vom Brett ein guter Rebounder. Und auf der Position 4 ist die Liste der Gegenspieler, die er in dieser Saison vernascht hat ziemlich lang. Wenn er seinen serbischen Tango auspackt, tanzt er seine Gegenspieler aus und lässt sie sehr alt aussehen.

Eigentlich gibt es in der Liga keinen Gegner, der ihn halten kann. Wenn er denn will.

Und das ist der Grund, warum Peja Suput eben nicht MVP der Liga wurde. Galavorstellungen wechseln sich halt auch mit Spielen ab, in denen man den Eindruck hat, er habe keine große Lust auf Verteidigung. Wenn er aber will, dann kann er schon mal einen Gegner komplett aus dem Spiel nehmen.

Er ist das lebende Mismatch. Groß genug um über seinen Gegenspieler hinwegzuwerfen oder schnell genug um mit ein, zwei Drehungen und aufgelöstem Sternschritt (ganz alte Schule; den übrigens kaum noch ein Collegeboy richtig gut kann) mit Unterhandkorbleger abzuschließen.

Auch sein Vertrag läuft aus, aber Suput und Brose sollen sich schon einig sein, den Vertrag zu verlängern. Andererseits wird ihm ein Angebot aus Berlin nachgesagt, die ja schon lange einen richtig guten Vierer suchen. Die Frage wird sein, tut er sich noch einmal 2 Jahre (wegen nur einem Jahr wird er sicher nicht nach Berlin mit seiner Familie umziehen) einen jugoslawischen Trainer an (ja, ich weiß Jugoslawien gibt es nicht mehr, aber ihr wisst schon, was ich meine)? Noch dazu einen Luka Pavicevic, der ja nicht ganz einfach sein soll.

Brian Roberts

Das laufende Phlegma. Ein wenig mehr gezeigte Emotionen wären nicht schlecht. Aber vielleicht würde er dann auch nicht mehr so gut treffen. Gerade das Eiswasser, was sicherlich in seinen Adern fließt, hat seiner Mannschaft einige Male den Arsch gerettet. Erinnern wir uns nicht alle mit Begeisterung an seine beiden Dreier, die im Eurocup eine schon verlorene Partie gegen die Italiener aus Biella in den Schlusssekunden noch drehen ließ.

Detlef Schrempf, vor Dirk Nowitzki der beste deutsche Basketballer in der NBA, kommentierte seine Rolle als 6. Mann (für die er zweimal von der Liga geehrt wurde) so: „Es ist nicht entscheidend, wer am Anfang auf dem Feld steht, sondern am Ende“.
Genauso wird sich wohl Brian Roberts seine veränderte Rolle schön geredet haben, als er aus der Starting Five flog und zum Edelreservisten wurde. Aber es spricht für seinen Charakter, dass er sich nicht hängen ließ und zum zweitbesten Scorer wurde.

Und eines ist in der abgelaufenen Saison auch klar geworden: Ein Aufbauspieler ist Brian Roberts nicht. Er kann auf dieser wichtigen Position aushelfen, aber die alleinige Verantwortung für den Spielaufbau ist bei anderen Akteuren besser aufgehoben. Darum verstehe ich die Absicht von Chris Fleming nicht, die dahinter steckt, wenn manchmal Brian Roberts den Ball bringt, obwohl John Goldsberry und Anton Gavel mit auf dem Parkett stehen. Spontan fällt mir das Spiel in Weißenfels ein, als ein Ballverlust von Roberts die Niederlage einläutete. Auch im Pokalfinale gegen Frankfurt wäre es fast schief gegangen, als er den Ball kurz vor dem Ende der Partie verlor und so das Spiel noch einmal eng und spannend machte. In solchen Situation darf er einfach nicht den Ball nach vorne tragen, dies muss ein gelernter Aufbauspieler machen.

Auch bei ihm ist eine zeitweilige Verteidigungsunlust festzustellen. Er kann seinem Gegenspieler schon auf den Füßen stehen und ihm das Leben zur Hölle machen – wenn er will. Manchmal läuft er aber auch nur nebenher und scheint das Geschehen aus der Distanz zu betrachten. Hier muss er an sich arbeiten.

Möchte ihn jetzt nicht schlechter machen als er ist. Seine Drives zum Korb sind schon eine Augenweide. Und nicht nur einmal fragte man sich, wie er es geschafft hat, den Ball im Korb trotz Bedrängnis unterzubringen. Außerdem gehört sein Wurf zu den elegantesten der Liga. Aber dafür kann man sich nichts kaufen.

Froh bin ich, dass er noch einen Vertrag für die nächste Spielzeit besitzt, denn auch bei ihm bin ich mir sicher, wir haben noch nicht alles von ihm gesehen. Schließlich ist er noch jung und hat gerade einmal zwei Jahre Erfahrung als Profi hinter sich.

Casey Jacobsen

Wie von mir vor der Saison prophezeit, spielte er nicht die dominierende Rolle wie noch im Meisterjahr 2007. Dazu hatte er diesmal stärkere Nebenleute in der Mannschaft. War er vor drei Jahren noch der Alleinunterhalter im Team, verteilte sich die Scoringlast diesmal auf mehrere Schultern.

Nach den beiden Jahren in der NBA bei Memphis und bei Alba Berlin schien er etwas Rost angesetzt zu haben. Zeichnete ihn bei seinem ersten Engagement in Bamberg noch die Schnelligkeit aus, mit der er einen Ball fangen und werfen konnte, verlängerte sich diese Zeit um winzige Bruchteile einer Sekunde. Dies langte aber aus, um den Gegenspielern eine bessere Verteidigungsposition zu ermöglichen. Die Folge war eine schlechtere Trefferquote. Aber im Laufe der Zeit fand er zu seiner alten Schnelligkeit zurück und variierte sein Spiel.

Vom rollenspielenden Distanzschützen gewandelt, zeigte er sein ganzes Programm. Seine dynamischen Bewegungen zum Korb gehören noch immer zum Feinsten. Aber dies ist nicht seine Hauptwaffe, dies ist eindeutig sein Distanzwurf, der zwar mit 38% Trefferquote nicht unbedingt sehr stabil ist. Dafür bindet er aber mindestens einen Abwehrspieler auf dem Flügel und eröffnet dadurch Räume für seine Mitspieler.

Außerdem scheint er so was wie die Mutter der Kompanie zu sein, der Leader of the Pack, der heimliche Chef. Er hält den Laden zusammen, staucht auch mal einen jungen Spieler zusammen oder verteilt anerkennende Klapse. Er ist sich aber auch nicht zu schade, den Balljungen zu spielen. So geschehen gegen Ende der regulären Saison, als er wegen einer Knieverletzung einige Partien aussetzte. Für einen Akteur mit 287 NBA Spielen keine Selbstverständlichkeit!

Defensiv ist er athletisch genug um auch größere Gegner zu verteidigen und flink auf den Beinen ist er allemal. Auch, wenn sein offensiver Output nicht beeindruckend scheint, ist er für mich neben Peja Suput der wichtigste Mann bei Bamberg. Es sollte versucht werden wenigstens einen, wenn nicht sogar beide für die neue Saison weiter zu verpflichten. Hinter vorgehaltener Hand spricht man davon, Casey Jacobsen hätte seinen Vertrag schon verlängert.

Anton Gavel

Was haben eigentlich die Scouts im Sommer getan? Offensichtlich haben sie alle geschlafen, denn den unbeschäftigten Anton Gavel hatte überhaupt keiner auf dem Radar. So versauerte er in der Slowakei bis der Anruf von Bamberg kam, um als Ersatz für den verletzten John Goldsberry einzuspringen.

Glück für uns. Ein Mann seiner Klasse hat es verdient in einer guten Mannschaft zu spielen. Und sind wir doch mal ehrlich: Er hat Chris Fleming den Job gerettet. 2-6 betrug die Bilanz der ersten Saisonspiele, ehe Anton Gavel zur Mannschaft stieß. Bis zum Jahreswechsel konnten dann acht der nächsten neun Ligapartien gewonnen werden.

Seine Qualitäten sind unbestritten. Er agiert mehr vom Zonenrand, kann seinen eigenen Schuss kreieren und aus dem Dribbling heraus werfen. Seine 2,3 Assist pro Spiel sind zwar ausbaufähig, dafür passt er sehr gut auf den Ball auf, lediglich 1,0 Ballverluste pro Spiel sind ein sehr guter Wert für einen Aufbauspieler.
Er gibt dem Bamberger Spiel Stabilität, Kreativität und Gefährlichkeit. Er ist das fehlende Puzzleteil, das aus einer verunsicherten, schwächelnden Mannschaft eine gute werden ließ.

Wie schon erwähnt, hat auch Chris Fleming erkannt, dass Gavel und Goldsberry einen unheimlichen Druck auf den Gegner ausüben können, vorne wie hinten. Anfangs ließ der Trainer meist nur einen von beiden spielen. Erst als sie zusammen in der Starting Five standen, wurde die Siegesserie, deren Krönung der Pokalsieg und die Meisterschaft waren, gestartet.

Will man das Haar in der Suppe finden, dann ist die Verteidigung nicht unbedingt das Steckenpferd von Anton Gavel. Ohne Frage, er ist ein guter Verteidiger, aber Offensivfouls zieht er fast so selten wie Tibor Pleiß Dreier wirft. Am Mann verteidigt er weniger gut als den Passweg.

Auch sein Vertrag läuft aus, es sollte aber unbedingt versucht werden, ihn zu halten.

Karsten Tadda

Mit den jungen Spielern muss man Geduld haben, nicht jeder ist ein spanischer Wunderjunge namens Ricky Rubio. Gerade die Youngsters unterliegen enormen Leistungsschwankungen. Oftmals prallen sie im Frühjahr gegen die Rookie-Wall und stürzen nach famosem Saisonbeginn in ein Leistungsloch. So ist es auch Karsten Tadda ergangen.

Als Bankdrücker eingeplant, rutschte er nach dem Saisonfehlstart für Brian Roberts in die erste Fünf und lieferte regelmäßig gute Leistungen ab. Nach einer erneuten taktischen Umstellung (Gavel und Goldsberry starteten) fand er sich auf der Bank wieder, um die Rolle als Energizer und 6. Mann zu geben. Seine Wurfquoten schmolzen im Frühjahr wie der Schnee in der Sonne. Ein sehr guter Verteidiger ist er aber geblieben.

Meist ist seine Spezialaufgabe, den gegnerischen Aufbauspieler unter Druck zu setzen. In der Offensive werden zwar manchmal Systeme für ihn gelaufen, aber mit einer Trefferquote aus der Dreierdistanz von nur 30% empfiehlt er sich nicht gerade als erste Wurfoption. Er genießt noch Welpenschutz, muss aber aufpassen, nicht als der ewige Rollenspieler mit beschränkter Verantwortung abgestempelt zu werden. Die Anlagen den nächsten Schritt zu tun hat er. Ob seine Zukunft jedoch auf der Aufbauposition liegt, da habe ich meine Zweifel. Die Position des Shooting-Guards scheint für ihn besser zu passen. Dafür muss aber sein Wurf noch konstanter fallen. Und er muss lernen noch mehr zum Korb zu ziehen und auch aus dem Dribbling heraus oder nach dem Stellen eines Blocks zu treffen. Aber der Junge hat noch Zeit und am Willen sich zu verbessern scheint es bei ihm auch nicht zu fehlen.

Elton Brown

Eigentlich bin ich ja ein Fan von ihm. Wenn er sich unter dem Korb mit seinem Gegenüber beharkt, dann ist pure Kraft und Leidenschaft zu spüren. Es gibt in der Liga nicht viele Center, die ihn stoppen können. Diesen Vorteil nutzt er oft aus, aber nicht immer.

Begeisternde Partien wechseln sich auch mit Spielen ab, in denen er überhaupt kein Land sieht, sich hängen und jeglichen Einsatz vermissen lässt. Er ist ein schwarzes Loch. Dies soll keineswegs auf seine Hautfarbe bezogen sein. Nein, wenn er einmal den Ball hat, gibt er ihn nicht mehr her.

Deutlich wird dies an seiner geringen Assistquote von 0,5. Hat er den Ball in seinen Händen, versucht er mit allen Mitteln den Korberfolg zu suchen, auch wenn drei Spieler der anderen Mannschaft ihm gegenüber stehen. Dann wird mit dem Kopf durch die Wand gegangen, wo ein Pass zu einem Mitspieler angebrachter wäre.

Auch wird kein anderer Bamberger Spieler so oft geblockt wie er – ein Indiz für mangelndes Passvermögen. In der Abwehr ist es schwer an ihm vorbei zu kommen, er hat die natürliche Härte im Programm, die manche Gegner schon als unfair einstufen. Mir gefällt es, ich bin aber auch ein Anhänger eines gepflegten Abwehrbollwerks, geprägt durch Helmanis, Ensminger und Nahar…

Sein Aktionsradius ist auf die unmittelbare Korbnähe beschränkt. Und seine Freiwurfquote von 52% ist schon fast centertypisch und macht ihn in der Schlussphase einer engen Partie anfällig für „Hack-a-Shack“. Dieser Begriff steht für das taktische Vorgehen des Gegners, bevorzugt einen freiwurfschwachen Spieler zu foulen und ihn an die Linie zu zwingen. Darum steht Elton Brown auch fast nie in knappen Partien am Ende auf dem Feld. Beim Rebound könnte er noch energischer zu Werke gehen. Auf 40 Minuten hochgerechnet schnappt er sich im Schnitt 2,5 Abpraller weniger als Tibor Pleiß.

Möchte ich ihn in der nächsten Spielzeit wiedersehen? Ich weiß nicht, bin mir unschlüssig. Er hat das Zeug dazu, Gegner zu dominieren, müsste dies aber konstanter zeigen. Und ob er dazu in der Lage und willig ist, bin ich mir nicht sicher. Auf der anderen Seite wird man schwer viel bessere und auch bezahlbarere Spieler finden.

Die Frage ist, welche Ausrichtung Chris Fleming bevorzugen wird. Will er auf schnelle bewegliche Männer im Frontcourt setzen, dann ist Elton Brown nicht der Richtige. Setzt er mehr auf den bulligen Centertyp, dann sollte man ihm einen neuen Vertrag anbieten. Man hört immer wieder die Namen Ruben Boumtje-Boumtje und Adam Chubb als mögliche Nachfolger.

Tibor Pleiß

Man konnte ja vor der Saison ahnen, welches Potential in Tibor Pleiß steckt. Aber, dass er eine solche Entwicklung nehmen wird, war nicht unbedingt vorherzusehen. In dem Jungen stecken Wille, Leidenschaft und Engagement. Man merkt dies nach misslungenen Aktionen, wenn er sich ärgert.

Tibor Pleiß scheut sich auch nicht, unter den Körben den harten Weg zu gehen, wo Körperkontakt zum Alltag gehört. Er hat schon mehr Centerbewegungen in seinem Repertoire als Tim Ohlbrecht je haben wird. Dank seiner Beweglichkeit kann er mit links und rechts abschließen.

Hat auch schon genug Spielverständnis um im Pick-and-Roll zu einfachen Körben zu kommen. Zuletzt traute er sich auch schon mehrfach einen Mitteldistanzwurf zu. Wenn er diesen noch hochprozentiger versenken würde, wäre er eine Offensivwaffe, die kaum zu stoppen sein wird.

Nicht selten bringt er Double-Doubles, also eine Ausbeute im zweistelligen Bereich bei Punkten und Rebounds. Er ist schnell genug, um auch im Fast-Break mitlaufen zu können. In der Abwehr ist er heute schon eine Macht. Durchschnittlich blockt er 1,4 Würfe des Gegners und dank seiner langen Arme zwingt er die Gegner zu schwierigen Würfen. In knapp 19 Minuten Einsatzzeit greift er sich 5,6 Rebounds. Ein paar mehr könnten es schon sein. Tibor Pleiß ist aber erst am Anfang seiner Entwicklung und hat in der abgelaufenen Spielzeit seine erste vollwertige Saison in der Bundesliga auf hohem Niveau absolviert.

Er hat zwar noch zwei Jahre Vertrag in Bamberg, wenn er sich aber weiterhin so entwickelt, wird er kaum zu halten sein. Eine Ausstiegsklausel für die NBA besitzt er ja schon, aber er hat mindestens ein weiteres Jahr in Franken bestätigt. Um  aber in der besten Liga der Welt eine Rolle zu spielen, muss er sein Spiel und auch sein Gewicht auf ein höheres Level heben.

Robert Garrett

In der vergangenen Zeit habe ich Robert Garrett nicht immer gelobt, zuletzt auch öfters kritisiert. Dafür habe ich mir so manchen bösen Kommentar anhören müssen.

Wenn wir alle Emotionen und persönliche Zu- oder Abneigungen weglassen, dann muss heute auch dem fanatischsten Robse-Fan klar werden, die Zeit für Robert Garrett in der ersten Liga ist abgelaufen.
Ich finde es gut vom Management, ihm ein Schicksal wie es Eric Taylor widerfahren ist, erspart zu haben. Obwohl es auch innerhalb des Klubs Personen gab, die seine Entlassung forderten. Dazu hat der Unterfranke in den letzten fast fünf Jahren zu viel für Bamberg geleistet.

Was war Robert Garrett einmal für ein guter Basketballer. Berüchtigt seine wilden fünf Minuten, als er heiß lief und jeden Wurf traf. Davon ist leider fast nichts mehr übrig geblieben. Offensiv fallen seine körperlichen Defizite nicht so auf, defensiv jedoch war er zuletzt ein Unsicherheitsfaktor. Auf der Position zwei und drei hat man es heutzutage mit jungen, athletischen Gegenspielern zu tun, die aggressiv zum Korb ziehen. Da kann Robert Garrett in der Bundesliga nicht mehr mithalten. Immer öfters sah er nur noch die Haken seiner Gegner, oder kam einen Schritt zu spät. Schade, dass eine Karriere so enden muss.

Eric Taylor

Auch an Eric Taylor hat der Zahn der Zeit genagt. Es ist schon erstaunlich, wie er im letzten Jahr den Anschluss an die Mannschaft verlor, in der Rotation immer weiter nach hinten rutschte und dann am Ende gar nicht mehr spielte. Ähnlich wie Robert Garrett war er körperlich nicht mehr in der Lage mitzuhalten. Zu oft lief er seinen Gegenspielern nur noch hinterher.

Als Typ hat mir Eric Taylor gefallen. Wie er in seinen viel zu kurzen Hosen mit Trippelschritten als O.J. Simpson-Klon über das Parkett lief, das hatte schon was. Oder sein Warm-Up Procedere vor den Partien grenzte schon fast an Klamauk.

Im Winter wurde sein Vertrag schließlich in beiderseitigem Einvernehmen aufgelöst. Eric Taylor wechselte nach Düsseldorf, mit denen er abstieg.

Beckham Wyrick

Es können immer nur fünf Spieler gleichzeitig auflaufen und noch mal drei bis vier gehören der Rotation an. Dann bleiben für einen Beckham Wyrick halt nur elf Minuten Einsatzzeit im Schnitt übrig.
Er kann vieles, aber wenig richtig gut. Zu seinen Stärken zählt eindeutig seine Einstellung. Ist er auf dem Feld, zeigt er vollen Einsatz.

Er holt fast so viele Rebounds wie Mark Worthington, obwohl dieser länger auf dem Parkett steht. Für einen Vierer ist er fast ein wenig zu klein und für die Position Drei ist seine Wurfquote von 33% zu schwach. Ihn als Kampfschwein zu bezeichnen, würde den Nagel auf den Kopf treffen. Er machte viele kleine Dinge, die auf keinem Scoutingbogen auftauchen, für den Teamerfolg aber enorm wichtig sind. Wieder ein Indiz für seinen Willen. Der US-Amerikaner spricht mittlerweile gut Deutsch, auch ein Zeichen für seinen guten Charakter. Manch anderer US-Boy konnte nach fünf Jahren Deutschland gerade einmal „Guten Tag“ sagen.

Sein Abschied steht fest, er  wechselt in die ProA zu Bayern München.

Mark Worthington

In vielen Dingen erinnert mich der Australier an Uvis Helmanis. Seine Statur, seine Treffsicherheit aus der Distanz, seine Robustheit und auch seine Härte ähneln dem Letten, der einige Jahre für Bamberg auflief.

Als Backup für Suput im Februar nachverpflichtet, war klar, dass er nur eine beschränkte Rolle wird spielen können. Aber hat sich der Deal für beide Seiten gelohnt? Ja und nein. Mark Worthington kommt fast nur dann, wenn Suput geht, ohne aber dessen Rolle zu übernehmen. Suput ist sehr oft im Angriff die erste Option, Worthington ist dies nicht. Es werden wenige Systeme für ihn gelaufen. Er bekommt meist den Ball, wenn die anderen Spieler keine Möglichkeit mehr sehen zum Abschluss zu kommen, muss dann schwierige Würfe nehmen.

Und darunter leidet seine Trefferquote, die mit 32% die Schwächste aller festen Rotationsspieler ist. Und 2,2 Rebounds in 16 Minuten Spielzeit sind für einen Power Forward fast schon  beschämend wenig. Aber er gibt dem Team Härte, die gerade auf den großen Positionen lange Zeit vermisst wurde. Er ackert, er kämpft, er geht dorthin wo es wehtut. Und er hat die Fähigkeit mit Anlauf in Eins-gegen-Eins zum Korb zu ziehen, für einen Spieler seiner Größe keine Selbstverständlichkeit.

Die Frage wird sein, ob er sich mit der Rolle als Backup auch in der nächsten Spielzeit zufrieden geben wird. Oder, ob er wieder zurück nach Australien geht, wo er als Nationalspieler eine große Nummer ist. Für einen Verbleib in Bamberg spricht die Belastung mit Bundesliga und Euroleague in der neuen Saison. Peja Suput wird auch nicht jünger, seine Spielzeit wird sich in Zukunft bestimmt nicht erhöhen und ein fitter Mark Worthington wäre eine wunderbare Ergänzung.

Rückfall in alte Zeiten

Die 63:65 Niederlage im ersten Finalspiel gegen Frankfurt kam vielleicht zur rechten Zeit. Die Erwartungen (auch bei mir) waren nach den glanzvollen Erfolgen gegen Bonn und Braunschweig auf einen Durchmarsch in Richtung Titel eingestellt. Frankfurt hat uns alle erst einmal auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt – und dies ist gut so. Mit etwas Abstand zur ersten Partie muss man Frankfurt zum verdienten Erfolg gratulieren. Wenn man Bamberg in eigener Halle bezwingt, dann hat es nicht nur mit Glück zu tun. Die Hessen verstanden es Bamberg die Stärken zu nehmen. Die Bamberger Dreier fielen zu selten, wurden vom Gegner sehr gut verteidigt. Und die Hausherren fielen, je länger das Spiel dauerte, in alte Verhaltensmuster zurück. Nicht zum ersten Mal in dieser Saison wurde ein klarer Vorsprung am Ende noch verspielt und die sicher geglaubte 1:0 Führung in der Finalserie hergegeben.

Den Fehler nun bei einzelnen Bamberger Akteuren zu suchen wäre verkehrt. Kollektiv hat man es nicht verstanden den Sack zuzumachen. Diese Finisher-Mentalität zählte die letzten Wochen zu den Stärken, diesmal hatte man nicht die Möglichkeiten dem Spiel noch die entscheidende Wende zu geben. Frankfurt war jetzt keine Übermannschaft. Wie so oft, auch im richtigen Leben, entscheiden Kleinigkeiten. Trifft Brian Roberts den freien Korbleger oder seine beiden Freiwürfe, hält Tibor Pleiß den Defensivrebound fest, verwandeln Suput oder Jacobsen ihre Würfe, dann wäre die Partie sicher nicht verloren gegangen. Und daran kann auch Kritik am Trainer nichts ändern. Wenn seine Mannen die Würfe in der wichtigen Endphase nicht treffen, kann er auch nichts machen. Aber es muss schon die Frage erlaubt sein, warum ein Anton Gavel im vierten Viertel so gut wie überhaupt nicht mehr zum Einsatz kam. Für ihn spielte Brain Roberts, der aber auch schon bewiesen hat, wichtige Körbe bei engen Spielstände erzielen zu können. Diesmal hat es halt nicht geklappt.

„Hätte, wäre, wenn“ gibt es aber im Sport nicht. Der beste Zeitpunkt für eine Niederlage in einer Finalserie ist sicherlich die erste Partie. Jetzt hat Bamberg noch vier Gelegenheiten den heiß ersehnten Meistertitel doch noch nach Bamberg zu holen.

I still believe!

Alba geht in der O2-World die Luft aus

Was früher die Siege gegen den oberfänkischen Nachbarn aus Bayreuth waren, sind heute Erfolge gegen Alba Berlin: Eine tiefe Genugtuung. Man kann jetzt nicht gerade behaupten, dass zwischen beiden Lagern eine innige Fanfreundschaft besteht. Man respektiert sich – das war es dann aber auch. Zu oft wurde der David vom Golitath in vergangenen Jahren, man könnte auch von Jahrzehnten sprechen, gedemütigt. Dieser Stachel saß tief. Richtig Ernst genommen wurde Bamberg dann von Berlin erst mit dem Gewinn der Meisterschaft 2005. Seitdem hat sich das Kräfteverhältnis mehr in Richtung Ausgeglichenheit verschoben. Soviel zur Erklärung, warum man sich als Bamberger Fan so freut, wenn gegen und besonders in Berlin gewonnen wird.

Der 79:64 Sieg in Berlin hat mich in der Deutlichkeit sehr überrascht, hätte mir von Alba mehr erwartet. Die Hauptstädter spielten leidenschaftslos, ohne wirklichen Willen zu gewinnen. Genau das Gegenteil die Bamberger, die von Coach Fleming hervorragend auf den Gegner eingestellt wurden.  Peja Suput konnte offensiv machen, was er wollte. Er vernaschte, wie schon im Spiel gegen Frankfurt, reihenweise seine Bewacher. Aber auch Brown setzte sich gekonnt unter dem Korb durch und erzielte wichtige Zähler. Auch, wenn es schwer fällt aus einer geschlossenen Mannschaftsleistung einen Akteur herauszuheben, Brain Roberts ist für mich der entscheidende Mann gewesen. Unauffällig in Halbzeit 1, erzielte er eiskalt im zweiten Abschnitt seine Punkte immer dann, wenn Berlin drauf und dran war, die Partie zu kippen. Aber auch John Goldsberry verdient Erwähung. Er ist momentan der bessere Aufbauspieler als Anton Gavel, der seiner guten Form von vor einigen Wochen hinterherläuft.

Wenn der Spruch „Offense wins Games, Defense wins Championships“ gilt, dann sollte Bamberg gute Chancen in den Play-offs haben. Denn wie auch schon gegen Frankfurt war es die Abwehrarbeit die den Grundstein zum höchsten Sieg einer Auswärtsmannschaft in der O2-World in der Bundesliga legte. Mit teils wechselnden Abwehrtaktiken wurde Berlin ihrer schärfsten Waffen beraubt. Eine desaströse Dreierquote von 10% (2 von 20) spricht für die mangelnde Treffsicherheit Alba’s, die ihre Ursache sicherlich auch in der Defensivqualität Bamberg’s hatte.

Berlin wird noch zum Lieblingsgegner, denn von den letzten 5 Partien konnte Bamberg 4 für sich entscheiden. Überbewerten sollte man den schönen Erfolg aber nicht, denn es ist nur eine Momentaufnahme, die aber auf jeden Fall Spaß gemacht hat.

Noch ein Wort zu den Schiedsrichtern. Vor Wochenfrist an dieser Stelle von mir noch gelobt, fällt das Urteil diesmal nicht so gut aus. Kleinlicher kann man wohl nicht mehr pfeifen. Jeder noch so winzige Kontakt wurde mit einem Foulpfiff geahndet. Und dies in einem Spiel welches nicht unfair geführt wurde. Durch ihre harte Linie haben die Unparteiischen jeglichen Spielfluss aus der Partie genommen und ein unansehnliches Spiel entstehen lassen.

Saisonvorschau 2009/2010

Bis zum ersten Spiel am 9. Oktober bei Meister Oldenburg sind es zwar noch ein paar Tage, aber Gedanken zur neuen Spielzeit kann man sich schon machen.
Was wird die Saison 2009/2010 für die Bamberger Basketballer bringen? Die Erwartungen sind hoch, nicht nur bei den Fans, sicherlich auch bei Mannschaft, Management und Geldgebern. Bislang hat noch niemand offiziell die Saisonziele formuliert. Aber ein „Halbfinale + X“ dürfte in dieser Saison mit diesem Kader nicht die Zielrichtung sein. Das Ziel kann und darf eigentlich nur sein, Titel zu gewinnen, sei es im Pokal oder Meisterschaft. Die Waffen – sprich Spieler – dazu dürfte man haben:
Im Aufbau regiert John Goldsberry, er ist der unumstrittene Stratege der das Spiel dirigieren soll. Hatte er nach seiner langwierigen Verletzung letzte Saison noch nicht beständig gute Leistungen gezeigt, sollte er jetzt endlich seinen Rhythmus gefunden haben. Ihm zur Seite gestellt wurde mit Brian Roberts ein Neuzugang, der ein deutliches Upgrade zu Filiberto Rivera darstellt. Roberts verfügt über einen stabilen Wurf und auch sein Zug zum Korb erinnert so manchen an Demond Mallet. Mal sehen, vielleicht entwickelt sich Roberts ja auch schnell zu einem Publikumsliebling.
Auf der Position 3 startet mit Casey Jacobsen mein absoluter Lieblingsspieler. Das alleine hat ja noch nichts zu bedeuten, aber die Qualitäten eines Casey Jacobsen sind unbestritten. Nach einem frustrierenden Jahr in der NBA und einer Spielzeit im Dress von Alba Berlin hat der verlorene Sohn also wieder den Weg zurück nach Bamberg gefunden. Dies allein kann man schon als Glücksfall bezeichnen. Ob er wieder eine so dominante Rolle wie im Meisterjahr 2007 spielen wird, daran glaube ich nicht. Nicht, dass er es nicht könnte, nein, dafür hat er diesmal deutlich stärkere Spieler neben sich auf dem Parkett, die das Talent und Können haben offensiv produktiv zu sein. Kurzum gesagt, er muss nicht mehr alleine die Last auf seinen Schultern tragen, er hat Verstärkung.
Kommen wir nun zur Position 4, die mit Peja Suput sehr stark besetzt ist. Wenn er will, ist er einer der besten Vierer der Liga. Er kann von Position 1 bis 4 alles spielen. Nicht nur wurfsicher von außen, er ist auch kräftig genug Gegenspieler durch die Zone zu schieben um sich Platz zu verschaffen. Spielte er die vergangenen beiden Spielzeiten mehr auf der Position 3 und hatte dadurch einen Größenvorteil, so hat er es auf der Vier mit ganz anderen Kalibern zu tun. Suput hat aber genug Qualität um sich auch hier durchzusetzen. Mit Roberts, Jacobsen und Suput hat Bamberg in der Starting Five schon echte Offensivgranaten, die jeder für sich locker 15 Punkte im Schnitt erzielen können. Alle drei können sowohl von außen, als auch unter dem Korb für Korbgefahr sorgen. Dadurch ist man für den Gegner schwer auszurechnen, was wiederum Platz für die anderen Akteure schafft. Unter dem Korb wird in der neuen Spielzeit wieder Elton Brown ackern, vor dem die meisten Gegner Respekt haben dürften. Ich kenne jetzt nicht die Kader der anderen Bundesligisten genau im Detail, aber einen so starken Center dürften nicht viele haben. Spontan fällt mir da nur Oldenburgs Boumtje² ein. Browns Stärken liegen ganz klar im Spiel in Brettnähe. Wenn man bei ihm eine Schwäche ausmacht, dann sind es seine Freiwürfe, deren Quote in der vergangenen Saison bei mageren 51% lag. Dies kann in engen Spielen schon mal auf ein „Hack-a-Brown“ der Gegner hinauslaufen. Aber machen wir ihn nicht schlechter als er ist, er hat auf jeden Fall das Talent die meisten seiner Gegner zu dominieren.
Zusammengefasst lässt sich sagen, dass sich Bambergs erste Fünf mit Goldsberry, Roberts, Jacobsen, Suput und Brown zwangsläufig ergibt. Außer Trainer Fleming hat andere Vorstellungen und beginnt, wie in der letzten Saison mit Wyrick oder Taylor. Soweit so gut, aber hinter der Starting Five klafft aus meiner Sicht ein kleines Loch.
Für die Positionen 1 und 2 hat man ihn Karsten Tadda ein hoffnungsvolles Talent. Aber ihn jetzt gleich in die Rollen eines Leaders zu stecken, kommt bestimmt noch zu früh. Ebenfalls ein Pfand für die Zukunft ist Neuzugang Tibor Pleiß auf der Centerposition, der bei der Europameisterschaft in Polen nicht besonders viel Spielzeit erhielt. Wenn er aber spielte deutete er an, dass er über mehr Centerbewegungen verfügt als Tim Ohlbrecht, der nun in Bonn eine neue Chance erhält endlich zu zeigen, dass er mehr als nur ein Talent ist.
Einen festen Platz in der Rotation dürften auch noch Robert Garrett, Beckham Wyrick und Eric Taylor finden. Alle drei sind solide Rollenspieler, die an guten Tagen einen Ausreißer nach oben haben, ansonsten aber über den Status des Ergänzungsspielers nicht hinauskommen werden. Dies ist nicht negativ gemeint, von zweien bin ich ein richtiger Fan, ich mag ihre Art zu spielen. Zu erraten wer der dritte ist, dürfte den regelmäßigen Lesern dieser Seite bestimmt nicht schwerfallen.

Die Gegner
Wer am Ende Meister wird? Keine Ahnung, die letzten Jahre konnten auch die wenigsten einen sicheren Tipp abgeben. Man kann aber mit Sicherheit davon ausgehen, dass die großen Drei Berlin, Oldenburg und Bamberg in der Tabelle oben mitspielen werden. Es wird bestimmt auch wieder eine Cinderella-Mannschaft geben, so wie es die letzten Jahre mit Göttingen, Artland und Ludwigsburg der Fall war. Bei der Verpflichtung seiner Amerikaner kann man Glück, aber auch Pech haben. Hat man Glück, bekommt man für wenig Geld sehr gute Akteure, die, wenn man noch mehr Glück hat, dann auch gut zusammenpassen. Hat man Pech, dann geht es auf dem Tabellenfahrstuhl auch mal ganz schnell nach unten. Bestes Beispiel ist dafür letzte Spielzeit Bremerhaven gewesen.

Die Erwartungen
Bis jetzt verlief die Saisonvorbereitung reibungslos und verglichen mit vor einem Jahr geradezu traumhaft. Wie schon oben geschrieben sind die Erwartungen in Bamberg hoch. Was man sich aber am meisten wünscht ist Konstanz und zwar in dem Sinn, dass man nicht zu Saisonmitte wieder hektisch nach neuen Spielern sucht, weil die alten entlassen wurden. Aber mit Roberts, Jacobson und Pleiß hat man Spieler neu verpflichtet, die man entweder schon kennt, oder auf den ersten Blick (im Fall von Roberts) einen guten Eindruck hinterlassen.
Der Druck auf Coach Fleming wird sicherlich nicht kleiner, denn die Sponsoren haben ihre Taschen nochmals geöffnet und mindestens genauso viel Geld zur Verfügung gestellt. Die ist im Hinblick auf die angespannte Wirtschaftslage keine Selbstverständlichkeit und zeigt deren Verbundenheit zum Basketball und spiegelt die hervorragende Arbeit des Managements wider. In der Vergangenheit haben sich die Geldgeber schon öfters gefragt, ob und wie ihr Geld optimal angelegt wurde. Bei dem, was am Schluss herauskam, waren solche Fragen auf jeden Fall erlaubt.
Der Namensgeber der Basketballer tritt zwar offiziell nicht als Halleninhaber auf, es gibt aber Stimmen, die genau das Gegenteil behaupten. Aber das Hallenthema ist ad-acta gelegt, die Zukunft der Jako-Arena ist gesichert.

Ich freue mich auf die neue Saison und ich bin mir sicher, wir Bamberger Basketballfans werden eine Menge Freude haben.

Kontinuität

Der alte Center ist auch der neue, denn Elton Brown wird auch in der nächsten Saison für Bamberg auflaufen. Es sind noch keine zwei Wochen her, da wurden die Verhandlungen mit dem US-Amerikaner als gescheitert erklärt, denn er hat auf das von Bamberg ausgesprochene Ultimatum nicht reagiert. Nun hat man sich aber ganz offensichtlich doch auf einen neuen Vertrag geeinigt.

Ich kann es mir nur so erklären: Elton Brown fordert die Summe X, Bamberg ist aber nur bereit die Summe Y zu zahlen, die um Z Prozent niedriger liegt als das, was sich der Spieler vorstellt. Bamberg teilt Brown mit, dass er sich bis zum 19. Juli erklären soll, was dieser aber nicht macht. Um Brown aber unter Druck zu setzen, wird inoffiziell der Name Zizic ins Spiel gebracht. Brown sondiert unterdessen den Markt, stellt aber fest, dass er woanders auch nicht mehr bekommt als Summe Y. Daraufhin werden die Gespräche mit Bamberg wieder aufgenommen und letztlich doch eine Einigung erzielt. Dazu passt auch die Aussage des Bamberger Managers Wolfgang Heyder:

„Vergangenen Sonntag hat sich Elton Browns Agent gemeldet und mitgeteilt, dass sich Eltons Situation geändert hat und er wieder zur Verfügung steht. Anschließend ist man sich relativ schnell, innerhalb von 24 Stunden, einig geworden“.

Dies spricht für das oben beschriebene Szenario. Auch, dass in diesem Geschäft gepokert wird bis sich die Balken biegen, dürfte wohl klar sein. Ich freue mich jedenfalls Elton Brown auch in der nächsten Saison im Bamberger Trikot zu sehen. Von ihm und Peja Suput ging in den letzten Monaten der vergangenen Spielzeit am meisten Offensivgefahr aus und zusammen mit den beiden Neuzugängen Brian Roberts und Casey Jacobsen sollte man genug Firepower haben um den gegnerischen Korb zu attackieren. Wichtig ist Kontinuität, was nicht zuletzt der aktuelle Deutsche Meister Oldenburg erfolgreich demonstrierte. Bis auf Brian Roberts und Heimkehrer Jacobsen blieben die Eckpfeiler an Bord und somit muss in der Saisonvorbereitung nicht wieder bei Null begonnen werden. Und ein Trainingslager mit harter Konditionsarbeit wird auch einem Elton Brown nicht schaden.

Brian Roberts heißt der neue Combo-Guard

Brian RobertsEs scheint im Mode gekommen zu sein, News scheibchenweise zu verkünden, so quasi als Salamitaktik. Mir soll es Recht sein, wenn auf jeder Pressekonferenz etwas sinnvolles verkündet wird. Heute war es mal wieder so weit, denn es standen zwei Personalien im Mittelpunkt. Zum einen wurde bekannt, dass Filiberto Rivera in der nächsten Saison nicht mehr für Bamberg auflaufen wird. So richtig schmerzvoll ist die Trennung für alle Beteiligten sicher nicht, dazu hat Rivera zu wenig überzeugt. Seinen Platz einnehmen wird Brian Roberts, ein 24ähriger US-Amerikaner, der nach dem Ende seiner Collegelaufbahn letzte Saison in Israel spielte und dabei knapp 16 Punkte im Schnitt erzielte. Zum Einsatz wird er als Combo-Guard kommen, also auf der Position 2 und als Vertretung von John Goldsberry auf der 1. Von einem Combo-Guard erwartet man nur eines: ballern, feuern, werfen und treffen. Manager Heyder meinte:

„Eine Schwachstelle in der vergangenen Saison war sicher, dass wir keinen Combo-Guard in der Mann- schaft hatten, der kreieren und das Spiel tragen konnte. „

In Israel bei Altshuler Saham Galil Gilboa tat es das zur Genüge, wenn auch seine Trefferquote aus der Dreierdistanz von 33% nicht gerade berauschend war. Ein Vorteil wird sein, dass er die europäische Art Basketball zu spielen durch sein Jahr in Israel schon kennt. Also wird er wissen, dass es nicht nur auf die Werte ankommt, die auf dem Scoutingbogen stehen, sondern, dass Abwehrarbeit und Teamplay ein elementarer Teil sind. Wichtig wird auch sein, sich in die Spielweise von Coach Fleming einzugewöhnen. Mit der Verpflichtung von Brian Roberts dürfte sich auch das Thema Casey Jacobsen zerschlagen haben, außer wenn Roberts nur als Backup verpflichtet wurde, was ich aber nicht glaube. Demond Greene hat nach wie vor ein neues Vertragsangebot vorliegen, man scheint sich aber bei der Höhe des Gehalts nicht näher gekommen zu sein. Klingt alles nach Trennung.