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Niederlage keine Überraschung

Göttingen hat Bamberg die zweite Niederlage in der laufenden Saison beigebracht. Ganz überraschend kam sie für mich nicht, denn bereits gegen Gießen vor Wochenfrist lief im Bamberger Spiel längst nicht alles rund. Ganz im Gegenteil, drei Viertel tat man sich schwer und besiegte die Hessen im letzten Abschnitt, weil diese als Team auseinanderfielen.

In Göttingen war die Sachlage anders. Göttingen kann einem ganz schön auf die Nerven gehen. Sie schafften es sich in den Köpfen der Bamberger Spieler festzusetzen. Und wenn die Göttinger einmal ihre Art Basketball zu spielen etabliert haben, hat man es gegen sie ganz schwer. Ihren Stil unorthodox zu nennen, ist eine große Untertreibung, Hurra-Basketball würde es besser beschreiben. Auf alles drauf, was sich bewegt – das ist die Göttinger Spielweise. Das dabei manchmal die Grenzen des Zumutbaren überschritten wird, gehört zum Plan. Casey’s blutiger Hals und angeschlagene Nase sind nur ein Zeugnis des sehr physischen Einsatzes. Basketball ist nun mal kein Ringelpiez mit Anfassen, Bamberg war Jahre lang im Austeilen das Benchmark in Deutschland. Also möchte ich mich jetzt als Fan auch nicht darüber beschweren.

Diese Niederlage war ein Ausrutscher, ein Trend sollte daraus aber nicht entstehen. Vielleicht kam sie auch zur rechten Zeit. Die Siegesserie der letzten Monate war und ist, wie das Göttinger Spiel zeigte, kein Selbstläufer. Für jeden Gegner ist die Partie gegen Bamberg das Highlight des Jahres und alle versuchen die Mannschaft zu sein, die den Überflieger zum Abstürzen bringt.

Gelegenheit die Verhältnisse wieder zurechtzurücken haben die Bamberger bereits am Dienstag, wenn es gegen Tübingen geht. Die Schwaben sind das Team der Stunde, haben sie doch 6 Spiele in Serie gewonnen. Man sollte also gewarnt sein, Tübingen wird mit viel Selbstvertrauen den Weg in die Stechert-Arena antreten.

Und täglich grüßt das Murmeltier

imagesIch bin ratlos, weiß nicht woran es liegt. Ist es Unvermögen, mangelnde Fitness oder Konzentration oder fehlt den Spielern das „Finisher-Gen“? Irgendetwas davon muss die Ursache sein für die 71:73 Niederlage in Tübingen am Samstag Abend. Wenn man mal knapp, nach vorhergehender sieben Punkte Führung kurz vor Schluss, verliert, dann kann man dies als Pech bezeichnen. Aber diese Saison war es nach Ulm, MBC und Frankfurt nun schon das vierte Spiel, welches man herschenkte, obwohl man den Gegner schon am Boden hatte.

Ich bleibe dabei: Es ist Aufgabe eines Trainers seine Truppe so ein- und aufzustellen, dass ein maximaler Erfolg erzielt werden kann. Manche Daueroptimisten werden jetzt wieder einwerfen, was kann der Trainer dazu, wenn Brian Roberts acht Sekunden vor dem Ende ein Offensivfoul begeht und seinem Team dadurch die Chance auf den Siegkorb genommen wird. Dies ist im Prinzip schon richtig. Aber Selbstvertrauen kann ein flüchtiges Element sein und in wenigen Momenten flöten gehen. Und dann muss ein Trainer einwirken, verbal oder auch mit Taten.
Beispiel gefällig? Bamberg führte in Tübingen mit sieben Punkten, einige Ballverluste später nahm Chris Fleming eine Auszeit. Und wie ging es weiter? Genauso wie vor der Auszeit! Bamberg erzielt keine Zähler mehr und verliert das Spiel. Einfluss des Trainers auf seine Spieler: Null!

Dieses Versagen in der Crunchtime zieht sich doch wie ein roter Faden durch die Saison. Es kann nicht nur Pech sein, es muss mehr dahinter stecken. Vier verlorene Spiele, ich möchte mir gar nicht ausrechnen, welchen Tabellenrang Bamberg ohne diese Pleiten einnehmen würde.

Heimpremiere gelungen

Die erste Halbzeit beim 84:75 Sieg gegen Tübingen gehörte zum Besten, was die Bamberger Basketballfans seit langem gesehen haben. Ein unglaubliche Trefferquote von mehr als 60%, davon alleine 8 von 9 Dreier, war die Basis für den Erfolg. Das es nach der Halbzeitpause so nicht weitergehen konnte, war mir schon klar. Wenn man hoch führt, schleichen sich einfach Nachlässigkeiten ein. Die Konzentration und Intensität lässt nach, und schon wird aus einem komfortablen 30 Punkte Vorsprung ein Zitterspiel. Und wenn einmal der Schlendrian Einzug gehalten hat, dann ist es schwierig wieder das Spiel in den Griff zu bekommen. Für mich ist der Benchmark nicht die zweite Halbzeit, sondern die ersten beiden Viertel. Da konnte man sehen, wozu diese Mannschaft fähig ist. Auch wenn, die Tübinger mögen mir das verzeihen, der Gegner eine Hustentruppe war.


Nach der Partie, als im Foyer wieder alle alles besser wussten, gingen die Meinungen weit auseinander. Einige behaupteten, Coach Fleming erreiche die Mannschaft nicht. Dies machten sie an der Tatsache fest, dass selbst drei Auszeiten das Team im letzten Viertel nicht wieder in die Spur brachten. Auch wurde bemängelt, es seien kaum Spielsysteme erkennbar. Ich frage mich, wie kann man nach zwei Saisonspielen (die Vorbereitungsspiele zählen für mich nicht) sich schon ein abschließendes Urteil erlauben. Die Niederlage in Oldenburg darf kein Gradmesser sein, dort werden noch ganz andere verlieren. Und Tübingen wurde mehr als zwei Viertel an die Wand gespielt. Ich schreibe ganz bewusst gespielt. Nur durch Einzelaktionen erzielt man keine Führung von 30 Punkten.


Mir hat die Partie gefallen, dass es gegen Ende noch einmal eng wurde, ist nachvollziehbar. Auch macht es jetzt keinen Sinn, den Trainer und einzelne Spieler schon in Frage zu stellen. Der Saisonbeginn vor Jahresfrist war katastrophal, die Ergebnisse der letzten Tage sind es mit Sicherheit nicht.

Zu einer subjektiven Einzelkritik der Bamberger Spieler fehlt mir momentan die Zeit. Dafür gibt es die Tops und Flops.


Tops:

An erster Stelle sind die zwei Youngster Karsten Tadda und Tibor Pleiß zu nennen.

Gut, Karsten Tadda erwischte einen Sahnetag, aber eine Schwalbe macht noch keinen Sommer. Warten wir erstmal in aller Ruhe ab, wie er sich entwickelt. Ihn jetzt schon in den Himmel zu heben, dafür ist es zu früh. Aber gefreut hat es mich schon, ihn so kaltschnäuzig dem Veteranen Nadjifeij den Dreier ins Gesicht schießen zu sehen. Das seine Rolle im Team gewachsen ist, zeigt auch, dass immer mehr Systeme bei ihm den Abschluß finden.

Ein weiterer Aktivposten war Neuzugang Tibor Pleiß. Bislang kannte ich ihn eigentlich nur von der Nationalmannschaft. Er macht alles das richtig, was Tim Ohlbrecht alles falsch gemacht hat. Tibor Pleiß geht dorthin, wo es weh tut, dorthin, wo die großen Männer hingehören. Er turnt nicht an der Dreierlinie herum und er hat 1000% mehr Centerbewegungen in seinem Repertoire als Ohlbrecht. Sinnbildlich war folgende Szene: Pleiß bekommt am rechten Zonenrand den Ball und zieht sofort in Richtung Korb und dunkt den Ball, obwohl sich ihm gleich ein Gegenspieler in den Weg stellt. Ohlbrecht dagegen hätte wahrscheinlich abgestoppt und einen halbgaren Wurf abgesetzt.

Jetzt fragen sich sicherlich einige, was Casey Jacobsen unter Tops zu suchen hat. Erst einmal kann er machen, was er will, er wird bei mir immer einen Bonus haben. Das ist nunmal so. Und zweitens beurteile ich seine Leistung gegen Tübingen nicht unbedingt an seiner Punkteausbeute, die mit sieben Zählern  (2 von 13 Würfen) äußerst mager war. Nein, vielmehr hat mich seine vorbildliche Abwehrarbeit beindruckt. Er hing dem Gegenspieler wie eine Klette am Trikot, er antizipierte Pässe der Gegner (3 Ballgewinne) und stand beim Rebound oft richtig (7 Rebounds). Auch vermag er es in einer Szene, trotz Bedrängnis von zwei Tübingern, den Ball aus der eigenen Hälfte an einen Mitspieler zu bringen.


Flops:

Konzentration. Es wird Spiele geben, da wird man vier Viertel lang alles geben müssen, nicht nur eine Halbzeit. Dies muss die Mannschaft noch lernen.

Robert Garrett, der Held der fränkischen Basketballanhänger, ist ganz an das Ende der Rotation gerutscht. Fast hat man den Eindruck, Fleming wechselte ihn ein, damit er auf der Bank nicht festwächst. Es ist schon bedauerlich, was aus ihm geworden ist. Aber wenn der Coach für ihn keinen Platz in der Mannschaft sieht, dann ist dies halt so.