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Bamberg kämpft sich zurück

Nach der schmerzhaften Niederlage gegen die FCB Basketballer gab es gegen Oldenburg nur eine mögliche Antwort: Ein Sieg musste her! Durch eine kämpferische Mannschaftsleistung ist das auch gelungen. Mehr gibt es dazu nicht zu sagen. Es ging nicht darum hoch zu gewinnen, sondern die richtige Einstellung zum Spiel wieder zu finden.

Nach dem Spiel sagte Fleming in einem Interview:

„In dem Spiel für uns ging weniger um den Sieg und Tabellenplatz und so weiter, mir ging es um den Kampf und unsere Gemeinsamkeit als Team.“

Bingo! Genau das ist es. Auf dieser Leistung lässt sich wieder aufbauen und wenn noch eine Schippe drauf gelegt wird, dann sollte am Donnerstag – im letzten Spiel ohne Jeremiah Massey – auch der erste Sieg in der TOP16 gelingen.

Zalgiris Kaunas hat bisher nur zwei Siege für sich verbuchen können, und zwar gegen Malaga und gegen Berlin, genau die Mannschaften, gegen die sich Bamberg auch gute Chancen ausgerechnet hatte. Mit der Wut der beiden Niederlagen gegen Berlin und gegen die Bayern im Bauch, sollte es mit einer kämpferischen Leistung möglich sein, Kaunas zu schlagen. Lassen wir uns überraschen.

Die Bayern rasieren uns die Eier!

Ich fühle mich nur ungern bestätigt, aber der FC Bayern hat Bamberg beim gestrigen Spiel die Eier rasiert. Punkt.

Wie konnte es dazu kommen? Nach diesem Spiel könnte ich meinen vorherigen Beitrag beinah 1:1 abtippen, denn die Kernaussage bleibt dieselbe. Doch eben nur beinahe, weil im 3 Viertel (über die ersten zwei sollte lieber nicht mehr gesprochen werden) war all das, was zu so einem Spitzenspiel gehört, plötzlich vorhanden: Kampfgeist, Willenstärke, Mut und Teamgeschlossenheit.

Am Ende hat es trotzdem nicht gereicht, weil der Kraftakt -25 Punkte aufzuholen zu groß war und die Bayern im letzten Viertel einfach frischer wirkten. Da bringt es auch nichts die eine Situation mit Massey/Hamann zu diskutieren. Offensiv- oder Defensivfoul hin oder her, wäre die erste Hälfte nicht gewesen… Die Bayern haben verdient gewonnen, das steht außer Frage. Glückwunsch dafür! Sie spielten gerade in der ersten Halbzeit eine gnadenlose Defense, sie sprangen alle jedem Ball hinterher. Und Bamberg? Ja, sie versuchten es mal wieder rein spielerisch und ballerten lauter 3er von Außen. Es wirkte auf mich fast so, als fühlte sich Bamberg dem FCB überlegen und wolle sich die Finger nicht schmutzig machen. Es muss langsam angekommen sein, dass in solchen Spielen (und EL Spielen) einfach mehr dazu gehört, als der spielerische Glanz! Das haben die Bayern gestern eindrucksvoll demonstriert. Sie erinnerten mich an Bamberg von vor ca. 2-3 Jahren. Der alte Fuchs Pesic (Sweat is Love) macht aus den Bayern, wie im vorigen Beitrag bereits geschrieben, einen Meisterschaftskandidaten. Es gibt auch hier noch Vieles zu verbessern, aber das gestern war schon großes Kino!

Was die erste Halbzeit anbelangt – und das gilt für die beiden ALBA Spiele ebenfalls – hat der Kommentator „Buschi“ gestern ganz gut getroffen: „Den Bambergern fehlen die Mittel!“ Für einen amtierenden Triple-Sieger ist das wie ein Schlag ins Gesicht. Doch es stimmte. Was mich jedoch am meisten störte, war wieder die Tatsche, dass es keinen Spieler in Bamberger Reihen gab, der die anderen in dieser Phase mitgerissen bzw. ihnen den Marsch geblasen hätte. Zum Teil kann und muss der Trainer diesen Job übernehmen, dazu sind Auszeiten da, aber in solch schlechten Phasen muss ein LEADER auf dem Spielfeld Akzente setzen, das kann der Trainer nicht (auch wenn das fliegende Sakko auch schon mal ein probates Mittel ist). Wie die Akzente gesetzt werden, ob durch puren Kampf, unsportliche Fouls oder kleine Rangeleien mit dem Gegenspieler, ist dabei völlig egal! Wegen mir können das auch 10 3er in Folge sein. Ich frage mich in solchen Momenten immer, wo Nachbar ist?

Gestern kam wirklich alles zusammen: miserable 3er (in der ersten Halbzeit) und Freiwurf Quote, 18 (!!!) Turnovers und schlechte Rebound Werte. Dazu kam mangelnde Einstellung und Handlungsunfähigkeit in den ersten 20 Minuten. Was gegen den MBC gerade noch reichte, wurde gegen den FCB im höchsten Maße bestraft, leider in einem do-or-die Spiel. Ich verstehe es immer noch nicht. Ich kann mich nicht erinnern, wann Bamberg zu Hause zuletzt 22 Punkte in einer Halbzeit erzielte (auch gegen den MBC waren es auswärts 29!).

Doch lassen wir das, die Niederlage kam zu einem günstigen Zeitpunkt. Ein (eingeplanter) Titel ist schon mal weg! Jetzt wacht auch der letzte Verantwortliche auf und es müssen daraus die richtigen Lehren und Konsequenzen gezogen werden, lieber jetzt als im April oder Mai. Ich setze mal wieder auf Heyder/Fleming, die werden das schon richten, bisher haben sie Krisen immer sehr gut gemeistert. Es würde mich wirklich nicht wundern, wenn in der laufenden Saison noch personelle Veränderungen vollzogen würden.

Eines muss der Mannschaft auch eingestanden werden, sie hatten durch die wirklich vielen EL Spiele unter der Woche nicht die notwendige Zeit gehabt, ihre Spielzüge einzustudieren. Nach dem riesengroßen Umbruch im Sommer (Tucker, Slaughter, Pleiß, Roberts und Suput weg) wären intensive Trainings aber von höchster Bedeutung gewesen. Eine neue Mannschaft muss sich erst finden und die Systeme verinnerlichen. Das braucht Zeit. Mit der Verletzung von Ogilvy, der Ausländerbeschränkung in der BBL (ein Ausländer auf der Tribüne), der zu späten Verpflichtung von Massey für die EL, kommt weiteres hinzu. Die Mannschaft hatte nie über einen langen Zeitraum hinweg Gelegenheit dazu gehabt, richtig intensiv zu trainieren. Es würde mich nicht überraschen, wenn die Reisezeit in den letzten Monaten höher lag, als die reine Trainingszeit.

Nach dem gestrigen Spiel gegen den FC Bayern, den Spielen gegen ALBA und der bisherigen EL Saison kann ich für mich persönlich ein folgendes Zwischenfazit ziehen:

  • Das Saisonziel, Quali EL TOP16, wurde (mit viel Glück) erreicht
  • Das Saisonziel, Quali (und Sieg?!) Beko BBL TOP4 wurde verfehlt
  • In der Beko BBL ist Bamberg unangefochten auf Platz 1
  • In der EL ist Bamberg nicht konkurrenzfähig
  • Mit ALBA und dem FC Bayern München hat Bamberg in diesem Jahr im Kampf um die Meisterschaft zwei Mannschaften auf Augenhöhe, die auch in Best-of-Five Serien gegen Bamberg bestehen können. Ulm und Oldenburg traue ich das (noch) nicht zu.
  • Der Umbruch gestaltet sich schwerer als gedacht, vor allem Gipson, Ogilvy und Nachbar sehe ich derzeit sehr kritisch. Von Tadda muss auch mehr kommen.
  • Der Aufbau ist zu schwach besetzt, hier sollte nachgebessert werden. Tadda, Schmidt und Gipson haben sich bisher auf hohen Niveau als untauglich erwiesen. Goldsberry und Gavel brauchen Verstärkung.
  • Zirbes, Ford, Ogilvy, Neumann und Massey sollten für das Spiel unter den Körben eigentlich ausreichen. Ich werde jedoch in jedem Spiel nicht glücklich damit. Die Reboundstatistiken sprechen hier eine deutliche Sprache. Hinzu kommt, dass Bamberg kaum Spielsysteme für den Frontcourt kreiert. Mein „Bauchgefühl“ sagt mir zudem, dass wir Ogilvy nicht mehr lange sehen werden in Bamberg.
  • die Brösels sind derzeit zu sehr von seinen 3er Schützen abhängig. Läuft es nicht, haben die Franken kaum etwas entgegen zu setzen (Thema Training Spielzüge)
  • Wir brauchen Leader!

„Eier, wir brauchen Eier!“

Mit einem weltbekannten Zitat eines Titanen fange ich meinen ersten Beitrag bei wbeyersdorf.de an. Meiner Meinung nach passt dieser Satz wie die Faust aufs Auge auf die derzeitigen Darbietungen der Bamberger Basketballer. Doch dazu später mehr.

Ich bin von Anfang an Passivleser bei wbeyersdorf.de und das ist schon wirklich recht lange her. Ich war immer großer „Fan“ dieser Seite, denn die konstruktive Kritik spiegelte meistens auch meine persönliche Meinung wieder. Deswegen bin ich jetzt schon recht aufgeregt, selbst ein Teil dieser Fanseite zu werden. Ich bin kein Basketballlehrer. Ich bin ein passionierter kritischer Basketball- und Sport-Fan. Nicht mehr und nicht weniger.

Ich komme aber gleich zur Sache: Eier. Warum braucht Bamberg Eier? Schaut man sich die Spiele der gesamten EL Saison an (und die zwei Spiele gegen ALBA), dann wird ziemlich schnell deutlich, was der Bamberger Mannschaft in dieser Saison fehlt. Das sind Typen, die in kritischen Phasen die Eier in der Hose haben, das Spiel an sich zu reißen, die Mitspieler zu motivieren und notfalls auch in den Arsch zu treten und letztendlich, ein Spiel für ihre Mannschaft entscheiden zu können. Es gab in der EL genügend Spiele, in welchen solche Typen gefragt waren. Sie sind jedoch nicht erschienen und somit gingen die meisten davon auch verloren. Hätte Bamberg einen Anton Gavel nicht, der aus meiner Sicht der einzige ist, der dieses Kriterium einigermaßen erfüllt, dann hätte sich Bamberg noch nicht mal für die TOP16 qualifiziert. Mir läuft’s eiskalt den Rücken runter, wenn ich mich an das letzte und alles entscheidende Spiel gegen Zagreb erinnere. Mit viel Glück und wenig Verstand wurde das Spiel zwar gewonnen, doch die Frage ist wie. Wenn ich mir aber die ganzen Spiele in der TOP16 bisher ansehe, dann frage ich mich, ob das wirklich so gut war. In den letzten Minuten haben einfach Typen gefehlt, die das Feuer in den Augen hatten, was bei so einem Spiel zumindest erwartet werden muss. Stattdessen hatten alle Spieler die Hosen voll, gaben die Verantwortung ab oder versteckten sich.

Ganz schwindelig wird mir ebenfalls, wenn ich an das vorletzte Spiel in der Vorrunde gegen Rytas denke. Da hätte der Einzug in die TOP16 bereits gebucht werden können. Und auch die vielen „knappen“ EL Niederlagen sind aus meiner Sicht auf dieses Manko zurückzuführen. Bamberg spielt gut mit, so lange der Gegner es zulässt. Macht der Gegner ernst, dann beugt sich Bamberg mehr oder weniger seinem Schicksal und die Spiele gehen verloren. Hinterher sagen alle, wie traurig es ist, so knapp zu verlieren. Es „sei ungerecht“ aus so einem Spiel ohne „verdiente“ Belohnung raus zu gehen. Das ist die Fleming’sche Standardaussage nach diesen Spielen. Doch wer hat sich ernsthaft gewehrt, wer hat mit aller Macht gegen die Niederlage gekämpft? Ein Gavel alleine reicht dann einfach nicht. Die Gegner wissen das und stellen ihn zu. Doch wo sind dann die anderen Kandidaten? Nachbar, Jacobson? Fehlanzeige. Neumann, Schmidt und Tadda überfordert. Ogilvy verletzt oder neben der Kappe. Zirbes ist diesen Phasen oft mit zu vielen Fouls vorbelastet bzw. er schaut gegen EL Center ohnehin oft ganz schlecht aus. Goldsberry zeigt in diesen Phasen manchmal Eier, jedoch nicht konstant. Ford war in der Vorrunde eher ein Witz, aktuell wäre er nach Gavel ein zweiter Kandidat. Gipson ist mit sich selbst überfordert…

Doch wenn man in der EL TOP16 Spiele gewinnen will, oder gegen ALBA (autsch), dann reicht das schlicht und ergreifend nicht. Wir brauchen Eier in allen Mannschaftsteilen. Alle müssen heiß sein, alle müssen über sich hinauswachsen. Alle müssen den Schaum vor dem Mund haben. Ich habe das in dieser Saison bisher kaum, oder wenn man ehrlich ist, gar nicht gesehen. DAS ist das Hauptproblem! Deswegen wird man auch weiterhin die Spiele „knapp“ verlieren, wenn sich die Einstellung der Spieler nicht bald ändert.

Ich sehe das so: Man kann in den meisten Mannschaftssportarten durch folgende Kriterien erfolgreich sein:

  1. Qualität der Einzelspieler
  2. Mannschaftsgeschlossenheit
  3. Motivation
  4. Kampf

In der BBL gewinnt Bamberg derzeit hauptsächlich aufgrund des ersten Kriteriums nahezu alle Spiele, denn dafür reicht es noch. Die Erfolge der letzten Jahre sind jedoch vor allem auf die Punkte 2-4 zurückzuführen. Die Mannschaftsgeschlossenheit war der Star der Mannschaft. Das Mannschaftsgefüge war hervorragend. Wenn der Gegner es erforderte, dann wurde durch Motivation und Kampf der Gegner komplett an die Wand gefahren.

In der EL versucht Bamberg in dieser Saison die Spiele aufgrund des ersten Kriteriums zu gewinnen. Man misst sich mit den meisten EL Mannschaften auf Augenhöhe. Und genau das ist der Fehler. Bamberg hat nicht die Spieler, nicht die Qualität in der Mannschaft, um in der EL zu bestehen. Deswegen müsste gerade über die Bamberger Tugenden ins Spiel gefunden werden. Doch das ist leider zu oft nicht der Fall. Leider. Die zwei Niederlagen gegen ALBA waren ein Musterbeispiel dieses Vergleichs. Bamberg dachte, sie könnten wie in den Vorjahren leicht gegen Alba gewinnen. Als das nicht aufging, konnten sie in keinster Weise durch den Kampf, Motivation oder durch Mannschaftsgeschlossenheit die Lücke schliessen. Ein Jammer. Wie oft sehen wir in dieser Saison die Mannschaft sich gegenseitig abklatschen? Wie oft sehen wir die Mannschaft auf dem Feld diskutieren? Wie oft sehen wir die Mannschaft auf dem Feld in alter „Stafford“-Manier um jeden Ball kämpfen? Seien wir doch mal ehrlich.

Will man die EL (noch) rocken, will Bamberg die EL rocken, dann geht das NUR durch Mannschaftsgeschlossenheit, jeder Spieler muss über beide Ohren motiviert sein und bereit sein, auf dem Feld ein „Stafford“ zu sein. Oder: „Eier, wir brauchen Eier!“.

Schon in wenigen Tagen, am Donnerstagabend, hat Bamberg die Möglichkeit mich vom Gegenteil zu überzeugen. Es ist ein „alles oder nichts“ Spiel. Es ist ein Spiel der alten Bamberger Tugenden. Wird sich Bamberg auf die Qualität der einzelnen Spieler verlassen, geht das Spiel verloren. Besinnen sie sich wieder auf die Kriterien 2-4, dann freue ich mich auf das Spiel und einen grandiosen Sieg gegen den „großen“ FCB, der unter Pesic für mich persönlich zu einem Meisterschaftskandidaten reift.

P.S. Ich vermisse Suput, bzw. seine Eier.

Blutleer

Man neigt ja gerne dazu die Vergangenheit durch die rosarote Brille zu betrachten, frei nach dem Motto „früher war alles besser“. Diese rückwärts gerichtete Denkweise führt selten zu etwas, sie schadet nur der Entwicklung in der Zukunft. Nach der wiederholten desolaten Leistung der Bamberger Basketballer gegen Alba Berlin muss man aber den Blick zurück richten. Wann hat sich zuletzt eine Bamberger Mannschaft so vorführen lassen? Wann haben die Spieler so blutleer, so aktionslos, so ohne Feuer gegen Berlin agiert? Ein einmaliger Ausrutscher wäre noch zu verzeihen, doch schon Mitte Dezember hat man sich bei der Niederlage in Berlin eine blutige Nase geholt. Die Pleite am Donnerstag war eine Kopie des Spiels von vor 6 Wochen.

Für die Gründe muss man weit in das vergange Jahr zurückblicken, bis in den Sommer. Die Misere begann schon bei der Kaderzusammenstellung. Es soll mir doch keiner erzählen, dass es nicht bessere Alternativen als Ford, Gipson und Ogilvy gegeben hätte. Alle drei Spieler haben bis heute auch nicht annähernd das gebracht, was sich alle Anhänger des Bamberger Basketballs von ihnen versprochen haben. Obwohl, ich habe speziell an Ford und Ogilvy keine großen Erwartungen gehabt.

Sharrod Ford ist ein limitierter Basketballer. Er kann einige wenige Dinge gut. Dazu gehören gegnerische Würfe blocken, rebounden und ein halbwegs passabler Wurf aus dem Dreierland. Das war es dann aber auch schon. Er ist kein guter Verteidiger, er beherrrscht kaum Centerbewegungen, hat ein schlechtes „eins gegen eins“ Spiel und fällt zu oft durch undurchdachte Aktionen auf, die auf einen mangelhaften Basketball-IQ schließen lassen. Wie er in Italien zum besten Center gewählt werden konnte, werde ich nie verstehen. Dies sagt wohl mehr einiges über die Qualität der Liga aus, als über seine individuellen Fähigkeiten.

Auch Gipson ist mehr Ballast als eine Hilfe. Wie von mir schon vor einiger Zeit prognostiziert hat er sich nicht weiterentwickelt. Ganz im Gegenteil. Seine Leistung sind auf einem Niveau angekommen, wo man sich ernsthaft Gedanken machen sollte, ihn nicht mehr spielen zu lassen. Das er kein Aufbauspieler ist (und auch nicht mehr werden wird), haben hoffentlich mittlerweile auch die kühnsten Optimisten verstanden. Aber auch auf der Position des Shooting Guards ist er ein Reinfall. Zwar zeigte er in den letzten Wochen einige gute Partien, aber gegen welche Gegner? Bayreuth, Würzburg, Braunschweig und Tübingen zählen (bei allem Respekt diesen Teams gegenüber) eher zum Fallobst der Bundesliga. Kann es der Anspruch Bambergs und auch Gipsons sein, in solchen Spielern gut zu spielen? Da ist es keine Kunst 15 Punkte aufzulegen und sich anschließend feiern zu lassen. Gegen große Mannschaften muss man Leistung bringen, muss man sein Team tragen, muss man die Big Points machen.
Ein Blick auf seine statistischen Werte spricht Bände. Es sind jeweils die Anzahl der Punkte und der Effiktivitätsindex gegen die folgenden Gegner dargestellt:
Oldenburg 14 Punkte / Eff. 9
Artland 4 / 0
München 9 / 2
Ulm 8 / 4
Berlin 7 / 8
Berlin (EL) 2 /-3
Sehen so die Werte eines Spielers aus, der in den wichtigen, den großen Spielen den Unterschied ausmacht? Gegen Teams aus dem Mittelfeld der Tabelle zu glänzen, ist keine Kunst. Aber selbst in solchen Partien versagt er regelmäßig.
Ich habe keine Zweifel, würde er zum Beispiel für Tübingen, Hagen oder MBC spielen, wäre er eine große Nummer und mit Sicherheit nicht nur Topscorer seiner Mannschaft sondern der gesamten Liga.
Aber für die Ansprüche, national und international, die in Bamberg an ihn gestellt werden, ist er nicht gut genugt.

Der nächste Problemfall ist A.J. Ogilvy. Er war mal ein richtig guter Center in seiner Zeit in der Türkei. Das Jahr in Spanien als dritte Wahl auf seiner Position ist ihm nicht gut bekommen. Die Leistenverletzung zu Beginn dieser Saison tat noch ihr übriges, dass er nicht richtig in Tritt kommt. Man wartet nun schon seit einigen Wochen, dass er endlich durchstartet, dass er den Turbo, den Nachbrenner oder was auch immer, zündet. Aber es kommt nichts. Ist er auf dem Feld kann er kaum Akzente setzen, wirkt wie ein Fremdkörper in der Mannschaft.
Er hat einen guten schnellen ersten Schritt am Gegner vorbei Richtung Korb, aber dann ist Schluss mit seinem Können. Ich habe es schon in den Vorbereitungsspielen beobachtet: Er kann am Korb nicht vollstrecken. Immer wieder kommt er dank seiner beschriebenen Schnelligkeit gut zum Brett, nur um dann auch beste Möglichkeiten nicht in zählbares umzusetzen. Man soll keine Vergleiche ziehen, aber ich frage mich dann jedesmal, was hätten Kyle Hines oder Marcus Slaughter daraus gemacht?

Eine weitere Schwachstelle ist die kaum vorhandene Fähigkeit der Aufbauspieler zum Korb zu ziehen. Eine Ausnahme bildet Anton Gavel, aber weder John Goldsberry noch Gipson, Schmidt oder Tadda suchen häufig den Weg zum direkten Abschluss am Brett. Sie verlassen sich zu sehr auf den Wurf von aussen. Darauf kann sich ein Gegner einstellen, wie es Alba Berlin in den beiden Spielen gegen Bamberg perfekt getan hat. Nimmt man Bamberg den Dreier, dann kann man davon ausgehen, dass man sehr gute Chancen auf den Sieg hat. Denn das Centerspiel genießt in den Bamberger Angriffsvariationen nicht gerade Priorität A. Zu häufig verlässt man sich auf den Distanzwurf. Läuft es gut und fällt der Dreier zuverlässig, dann hat man auch in Malaga und Moskau eine Siegchance. Fällt er aber nicht, dann kommen dann halt solche Ergebnis wie die gegen Berlin zustande.

Vielleicht hat man sich aber auch durch die deutlichen Siege in der Bundesliga gegen schwächere Teams etwas blenden lassen und gedacht, man könnte mit Halbgas gegen Alba bestehen. Spiele gegen Berlin sind die Mutter aller Schlachten, da müssen alle Akteure mit Schaum vor dem Mund auflaufen, sich vor Ehrgeiz und Einsatzwillen zerreißen. Ein wenig kam mir die Begegnung wie Not gegen Elend vor. Berlin hatte auch nicht gerade seinen besten Abend erwischt, zum Erfolg gegen schwache Bamberger hat es aber dennoch gereicht. Gratulation dafür an die Berliner.

Ich bin mir fast sicher, am Samstag gegen den MBC wird Bamberg hoch gewinnen, Teddy Gispon 12 und Sharrod Ford 14  Punkte (oder so ähnlich) erzielen, und alle werden wieder das Loblied anstimmen, was für tolle Basketballer die beiden sind. Und alles ist wieder Friede-Freude-Eierkuchen.

Aber Leute, lasst euch nicht blenden, diese Saison kann noch ganz böse enden, wenn nicht an einigen Stellschrauben gedreht wird. Die nächste Bewährungsprobe steht nämlich kurz bevor, in Gestalt des aufstrebenden Bayern München, welcher den Platzhirsch Bamberg im Pokal Anfang Februar herausfordern wird.

Podcast Ausgabe 3

Kurz vor Heilig Abend wird in der dritten Folge des Podcast auf die bisherige Saison zurückgeblickt, eine total subjektive Einzelkritik der einzelnen Spieler abgegeben und noch etwas zu brosebaskets.tv gesagt. Und dies alles in knapp 24 Minuten.


Hier der direkte Link zum Download (rechte Maustaste – Ziel speichern unter):

Podcast Folge 3

Wunschzettel an das Christkind

Mittlerweile bin ich ja nicht mehr in dem Alter, meine Geschenkwünsche für Weihnachten auf einen Zettel zu schreiben, auf das Fensterbrett zu legen und darauf zu hoffen, dass das Christkind mich reich beschenkt. In diesem Jahr jedoch werde ich nach langer Zeit wohl mal wieder einen Wunschzettel schreiben.
Einen Entwurf habe ich schon:

Liebes Christkind!

Ich weiß, du bist schwer beschäftigt und hast bestimmt keine Zeit dich mit Wünschen von Erwachsenen zu befassen. Normalerweise wenden sich ja auch nur Kinder an dich. In diesem Jahr jedoch habe ich einen riesigen Wunsch, den mir bislang noch niemand erfüllen konnte:

Bitte liebes Christkind, schenke mir und den vielen Fans des Bamberger Basketballs einen Aufbauspieler.
Einen Spielmacher, der seine Mitspieler besser macht.
Einen, der den Spielaufbau organisieren kann.
Einen, der nicht regelmäßig in wichtigen Spielsituationen den Ball verliert.
Einen, der die richtigen Entscheidungen trifft.

Gut, ich weiß auch, dass du nicht zaubern kannst, gute Spielmacher wachsen nicht auf den Bäumen, auch nicht dort, wo du herkommst.
Es ist ja nicht so, dass die Bamberger Basketballer nicht einen Aufbauspieler haben. Gipson heißt er mit Namen, so bekannt und berühmt ist er nicht, dass du ihn kennen musst.
Seit mehr als 3 Monaten ist er nun schon in Bamberg. Einige meinen, er sei ein guter seines Fachs, diese Stimmen werden aber immer weniger. Es gibt auch noch einige die hoffen, er werde in den nächsten Monaten bestimmt noch besser. Die denken aber nicht daran, dass er in Kürze 32 Jahre alt wird. Und liebes Christkind, du bist doch auch schon nicht mehr das jüngste, hast viel erlebt in deinem Leben  und weißt, dass sich Menschen (also auch Basketballspieler) in einem gewissen Alter nicht mehr ändern könnnen.

Auch finde ich es immer wieder lustig, dass manche meinen, Gipson habe in dieser oder jener Partie aber gut gespielt. Denen muss ich Recht geben, aber ist es nicht so, dass auch ein blindes Huhn mal ein Korn findet? Jedenfalls mangelt es ihm an Konstanz auf hohem Niveau.

Mittlerweile scheint wohl auch unser Coach Fleming erkannt zu haben, dass Gispon nicht dazu taugt auf dem Spielfeld zu stehen, wenn es um etwas geht. Sonst hätte er ihn sicher nicht gegen Ulm und gegen Vilnius auf der Bank schmoren lassen, als es um etwas ging.

Aber liebes Christkind, warum erzähle ich dir das alles, dass weißt du doch schon längst. Du weißt doch immer alles. Ich vermute, mein Wunsch wirst du mir nicht erfüllen können. Deine knapp bemessene Zeit willst du bestimmt mit sinnvollerem verbringen. Was sind schon die Wünsche eines Bamberger Basketballfans gegen die Wünsche vieler Millionen Kinder?
Auch, wenn an Heilig Abend kein neuer Aufbauspieler unter dem Weihnachtsbaum liegen sollte, wünsche ich dir liebes Christkind eine schöne Weihnachtszeit!

Vielleicht ist ja das Christkind auch der komplett falsche Adressat, vielleicht sollte ich meinen Wunschzettel jemand ganz anderem schicken. Manager Wolfgang Heyder oder Coach Fleming zum Beispiel. Vielleicht wäre das der richtige (Dienst-)Weg.

Team ohne Führung

Spätestens als sich die Leistungsträger vergangener Jahre verabschiedeten, musste den Fans klar sein, dass der Start in die Saison 2012/13 würde holprig werden. In der Phase des Umbruchs und Neuaufbaus ist es wichtig Spieler zu haben, die der Mannschaft Stabilität und Führung geben können. Dem Starting Five Aufbauspieler kommt dabei ganz entscheidende Bedeutung zu. Bamberg ging mit Gipson, Goldsberry, Schmidt und Gavel im Backcourt in die Saison. Sich auf Akteure zu verlassen, die entweder mehr als 1 Jahr verletzungsbedingt nicht gespielt haben (Goldsberry), noch lernen müssen (Schmidt), eigentlich keine richtigen Spielgestalter sind (Gipson & Gavel), war und ist sehr fahrlässig. Solch eine Strategie kann in Jahren gutgehen, in denen nicht die Mannschaft fast komplett neu zusammengestellt ist.

In der jetzigen Bamberger Lage muss man aber sagen, dass Experiment ist gescheitert. John Goldsberry machte zwar beim Sieg gegen Vilnius eine gute Partie, kann solche Leistungen aber zur Zeit nicht konstant bringen. Wann Daniel Schmidt nach seiner Erkrankung wieder auf dem Parkett stehen wird, ist noch unklar. Man sollte aber nicht den Fehler begehen, alle Hoffnungen auf Besserung im Spielaufbau alleine auf ihn setzen. Anton kann nicht in jedem Spiel den besten gegnerischen Akteur decken, im Angriff hochprozentig treffen und auch noch das Bamberger Spiel lenken. Alles zusammen funktioniert auf Dauer nicht.

Und Gipson ist sowieso ein spezieller Fall. Er ist mit unglaublichen Offensiven Fähigkeiten ausgestattet, ein Floor-General ist er aber nicht. Leitet er den Spielaufbau ist man als Fan hin- und hergerissen. Es gibt Tage, da überzeugt er als Regisseur, und dann gibt es Tage an denen er dem Bamberger Spiel kaum eine Struktur gibt. Diese Phasen können sich aber auch innerhalb einer Partie abwechseln. Konstant sieht aber jedenfalls anders aus. Und es soll keiner glauben, dass ein bald 33jähriger Basketballspieler sich noch groß weiterentwickeln kann. Wäre er 10 Jahre jünger, würde ich daran glauben.

John Goldsberry machte am Freitag gegen Vilnius ein gutes Spiel, er traf einen wichtigen Dreier und machte im Angriff keine großen Fehler. Aber kann man damit schon zufrieden sein? Kann er eine/seine Mannschaft dauerhaft führen? Ich habe da so meine Zweifel.

Ein weiteres Sorgenkind ist Sharrod Ford, der am Freitag ganz klar nicht seinen besten Tag hatte. Es kann nicht sein, dass am Ende der 24 Sekunden, die man im Angriff zur Verfügung hat, Sharrod Ford als letzte Option den Ball an der Dreierlinie bekommt und unter Zeitnot und Bedrängnis vom Gegner sein Glück suchen muss. Er ist nicht gerade als Dreiergott bekannt, dies sollte auch den Aufbauspielern bewusst sein. Und da kommt man wieder zum Eingangsthema Führung.

Latavious Williams wurde am Freitag früh beim McDonalds gesehen. Am Mittag erhielt ich die Nachricht, dass er nicht mehr für Bamberg spielen werde. Am Abend gibt brose baskets bekannt, Williams hätte sich einen Magen-Darm-Virus zugezogen und stehe deswegen nicht im Kader. Was stimmt jetzt? Was ist die Wahrheit? Ich weiß es nicht, man kann nur spekulieren. Vielleicht hat er sich wirklich nur den Magen verdorben, vielleicht steckt aber auch mehr dahinter. Spätestens am Montagabend werden wir es wissen, ob er der Partie gegen Frankfurt beiwohnt.

Ausnahmezustand

Ausnahmezustand herrschte gestern in Bamberg. Nein, nicht beim Basketball, sondern anschließend in der Konzerthalle. Das hessische Komikerduo Mundstuhl präsentierte ihr neues Program „Ausnahmezustand„. Was das mit Basketball zu tun hat? Eigentlich nichts, aber interessanter und unterhaltsamer war die Darbietung der beiden im Vergleich zum Basketballspiel von Bamberg gegen den MBC auf jeden Fall.

Die Mannschaft aus dem beschaulichen Weißenfels ist kein Basketballgigant, ganz im Gegenteil. Auch, wenn sie letzte Woche Bayern München am Rand einer Niederlage hatten, spricht das mehr für die Schwäche der Münchner als für die eigene Stärke. Die Bamberger Spieler schienen aus der herben Niederlage gegen Istanbul nur wenig gelernt zu haben. Schon bei den ersten beiden Angriffen des MBC offenbarten sie große Lücken in der Abwehr. So sah sich Coach Fleming schon nach nicht einmal 2 Spielminuten genötigt eine Auszeit zu nehmen. Dies habe selbst ich nach mehr als 30 Jahren als Zuschauer noch nicht erlebt.

12 Zähler betrugt am Ende die Differenz zugunsten Bambergs. Ist damit wieder alles Friede, Freude, Eierkuchen? Ist die fränksiche Basketballerseele zufrieden gestellt? Wohl kaum.

Die Partie gegen den MBC war eine Steigerung im Vergleich zum Euroleague gegen Istanbul. Jedoch gegen eine stärkere Mannschaft wäre es ungleich schwerer geworden zu siegen.
Einige Bamberger Akteure in der Einzelkritik:
Goldsberry: Bitte Coach Fleming, tue ihm, der Mannschaft und den Fans den Gefallen und nehme ihn aus dem Team. In der jetzigen Form hat er absolut nichts in einer Profimannschaft verloren. Das Fleming seinen Lieblingsspieler nach der schweren Verletzung nicht fallen ließ, ehrt ihn. Aber bei John Goldsberry ist leider seit Wochen keine Leistungssteigerung zu erkennen. Bamberg kann es sich nicht leisten einen Spieler „mitzuschleppen“, der auch nur annäherend nicht sein normales Leistungsniveau erlangt. Bitte nicht falsch verstehen: Ich bin ein Fan von John Goldsberry (nicht nur auf Faceboook) und war von seiner Art den Bamberger Aufbau zu leiten begeistert. Aber momentan ist er keine Hilfe, sondern eine Belastung für das Team. Ich fürchte seine Zeit ist rum, fast scheint es, er hat bei jeder Bewegung Angst sich neu zu verletzen. Nach dem Spiel behauptete jemand, mit 30 hat man auch ohne Verletzung das Verfallsdatum als Aufbau erreicht, wenn man keinen aussergewöhnlich guten Wurf hat. Soweit möchte ich nicht gehen, aber jede schwere Verletzung raubt einem Profispieler ein wenig mehr von seiner Spritzigkeit. Besonders, wenn man ein gewisses Alter erreicht hat.

Gipson: Mit ihm hat man nominell einen Vertreter für Goldsberry verpflichtet. Leider erfüllt er bislang zu selten die hohen Erwartungen. Er hat keine Defensive und eine mangelhafte Spielorganisation. Er vermag dem Bamberger Spiel zu wenig seinen Stempel aufdrücken. Sich im Angriff auf das Feld zu stellen, denn Ball ein paar Mal zu dribbeln und dann gelegentlich ein paar Punkte zu zocken, ist zu wenig für die hohen Bamberger Ansprüche. Er wäre bei einem Mittelfeldteam wie Tübingen oder Hagen (nichts gegen die beiden Mannschaften, sind nur Beispiele) besser aufgehoben. Dort wäre er der Einäugige unter den Blinden.

Ford: Dass ich nicht gerade ein Anhänger seiner Spielweise bin, dürfte hinlänglich bekannt sein. Daran ändern auch seine 18 Punkte gegen den MBC nichts. Gegen einen stärkeren Gegner wäre er sicher nicht so frei an der Dreierlinie gestanden und hätte von dort 9 Zähler erzielen können. Und wenn Abwehrarbeit so aussieht, den Gegenspieler erst vorbeizulassen und dann einen Block zu versuchen, dann habe ich das Spiel nicht verstanden.

Es ist keine einfache Zeit für die Bamberger Verantwortlichen, sie müssen sich sehr gut überlegen was zu tun ist und wie man reagiert. Meine Vermutung ist, dass die Rufe der Fans nach Ausstausch einiger Spieler ungehört verhallen werden. Es wird sich wahrscheinlich nichts am aktuellen Kader ändern.

Herbstkrise oder Wachstumsschmerzen?

Eitel Sonnenschein herrscht momentan nur am Himmel über Bamberg. Die Stimmung bei vielen Fans und sicherlich auch bei den Verantwortlichen ist zur Zeit dagegen etwas getrübt. Mit Problemen zu Saisonbeginn war zu rechnen, auch ich habe mehrfach betont, man muss der Mannschaft Zeit geben. Zeit, die man aber im Profisport normalerweise nicht hat. Und schon gar nicht, wenn man in den vergangenen 3 Jahren national alles gewann, was es zu gewinnen gab und die Konkurrenz nach belieben demütigte.

Das Anspruchsdenken der Fans ist riesig, denn an Erfolge gewöhnt man sich schnell. So richtig einschätzen kann ich die jetzige Situation auch nicht. Einerseits habe ich Verständnis, andererseits sind aber einige Probleme hausgemacht.

Viele Fans haben mit Unverständnis auf die Verpflichtungen von John Goldsberry und Sharrod Ford reagiert. Ich auch. Die Verdienste Goldsberrys sind unbestritten und gesund ist er der beste Point-Guard in der Liga. Und genau dies ist das Problem: Er war die vergangenen 4 Spielzeiten eben nie vollständig fit. Und mit seiner Krankenakte war die Vertragsverlängerung ein sehr großes Risiko. Hätte man einem anderen Spieler mit dieser Verletzungsgeschichte einen Vertrag gegeben? Wohl kaum! Wäre Goldsberry Mitte 20 und wäre es seine erste Verletzung gewesen, dann wäre auch die Prognose auf eine vollständige Gesundung positiver gewesen. An dieser Stelle muss ich mich mal selbst zitieren und auf meinen Beitrag vom August 2011 verweisen.

Ich war noch nie ein Mitglied im Fanclub von Sharrod Ford und werde es auch niemals werden. Seine Spielweise hat mir schon damals in Berlin nicht gefallen und sie gefällt mir auch heute nicht. Seine basketballerischen Fähigkeiten sind einfach limitiert. In der Abwehr lebt er von seiner Athletik und kommt dadurch in jeder Partie zu einigen spektakulären Aktion. So weit so gut. Offensiv hat er jedoch zu wenig Waffen um konstant eine Gefahr für den gegnerischen Korb darzustellen. Sein Wurf aus der Distanz ist zu wackelig, richtige Centerbewegungen hat er auch zu wenige in seinem Arsenal und ein Wühler unter dem Korb scheint er auch nicht zu sein.
Ein Vergleich mit PJ Tucker scheidet aus: Dieser lernte in der vergangenen Saison noch den Distanzwurf, jedoch war Tucker Mitte 20 und in gewissem Maße lernwillig und auch lernfähig. Beim 30jährigen Ford kann man große Entwicklungssprünge ausschließen.

Man kann uns Fans erzählen, was man will. Ich glaube nicht, dass Ford, Gibson und mit Abstrichen Ogilvy im Sommer die erste Wahl gewesen waren. Vielmehr liegt die Vermutung nahe, dass die wirklichen Wunschspieler nicht zu bekommen waren. Aus welchen Gründen auch immer.

Jammern und lamentieren hilft aber jetzt auch nicht weiter. Wie schon oben erwähnt, Wachstumsschmerzen waren zu erwarten und eine herbe Niederlage in der Euroleague gegen einen, zugegeben, starken Gegner aus Istanbul tut weh, ist aber kein Beinbruch. Man muss dem Team einfach noch Zeit geben. Auch wenn das Gedächtnis eines Bamberger Basketballfans sehr kurz zu sein scheint, man muss nur ein Jahr zurückdenken. Nicht wenige, auch ich gehörte dazu, mutmaßten, dass PJ Tucker Weihnachen 2011 nicht mehr in Bamberg spielt. So schlecht und inkonstant waren damals seine Leistungen.
Vielleicht nehmen Ford und Gibson eine ähnliche Entwicklung?

Auftakt gelungen

Jahrelang lief der Saisonauftakt für die Bamberger Basketballer nach dem gleichen Schema ab: Man gab den netten Gastgeber und überließ dem Gegner den Sieg. Achtmal in Folge war dies der Fall. Seit einigen Jahren nun hat sich der Trend umgekehrt, denn Bamberg startet erfolgreich in die neue Spielzeit. Da machte die Auftaktpartie gegen Bremerhaven keine Ausnahme. 85:68 lautete am Ende der Spielstand und diese Zahlen spiegeln exakt die Kräfteverhältnisse zwischen beiden Mannschaften wider. Letzten Endes ist nur der Sieg wichtig, weniger die Höhe des Erfolges. Jedoch gibt es schon ein paar Eindrücke anzumerken.

Obwohl Coach Fleming eisern an John Goldsberry festhält ist der Aufbauspieler offensiv überhaupt kein Faktor. Er trifft seine Würfe nicht, setzt im Spielaufbau zu wenig Impulse und kann dass Bamberger Spiel zu selten lenken. Dies wäre eigentlich seine Aufgabe. Nach einem Jahr Verletzungspause kann er aber natürlich noch nicht wieder an sein altes Leistungsniveau anknüpfen. Die Kernfrage ist aber, ob er jemals wieder der alte sein kann. Nicht wenige haben da große Zweifel. Eine Profimannschaft kann es sich in der heutigen Zeit nicht leisten einen Spieler durchzuschleifen, der nur bei 70% seiner Schaffenskraft steht. Nicht bei den Ansprüchen die in Bamberg herrschen und bei dem straffen Programm der nächsten Wochen und Monate. Für mich war es ein Fehler John Goldsberry im Sommer einen neuen Vertrag zu geben. Auch, wenn die Verantwortlichen wie Manager und Trainer von seiner Genesung überzeugt waren. Erschwerend kommt nun die neuerliche Knieverletzung hinzu, die sich John Goldsberry in der ersten Halbzeit zuzog. Wie schwer die Blessur ist, kann zum jetzigen Zeitpunkt noch niemand sagen.

Nach dem Spiel fragte mich jemand, was Bostjan Nachbar eigentlich bei uns will, er ist doch viel zu gut für die Liga. Diese Frage habe ich mir auch schon gestellt. Ein Spieler seines Kalibers habe ich in der Liga schon sehr lange nicht mehr gesehen. Es gibt wenig, was er nicht kann. Am meisten beeindruckend ist jedoch seine Spielübersicht. Er weiß zu jedem Zeitpunkt, was er mit dem Ball anzufangen hat. Dass sein Wurf sehr sicher ist und hochprozentig in den Korb fällt, braucht man nicht extra erwähnen. Auch scheint er schon als Leader innerhalb des Team akzeptiert zu sein, wenn man sein Verhalten und vor allem das seiner Mitspieler in den Spielpausen beobachtet.

Will man ehrlich sein, dann ist Maik Zirbes offensiv schon besser, als es Tibor Pleiß in vielen Spielen war. Die Walz aus der Pfalz (für die Jüngeren: http://de.wikipedia.org/wiki/Hans-Peter_Briegel) versteht es seinen wuchtigen Körper zielgenau einzusetzen. Er ist sich nicht zu schade auch in das Getümmel unter den Körben zu gehen, also genau dort, wo es wehtun kann. Wo die Ellbogen der Gegner sehr spitz sein können und sehr schnell ein paar Zähne verloren gehen oder das Nasenbein Schaden erleiden kann. Maik Zirbes scheint also nicht an der Centerkrankheit zu leiden, die man schon so oft in Bamberg beobachten konnte. Dies Krankheit machte sich dadurch bemerkbar, dass die Spieler die Zone mieden, wie der Teufel das Weihwasser und lieber Würfe aus der Distanz bevorzugten. Walter Palmer und Tim Ohlbrecht waren die bekanntesten Vertreter dieser Spezies. Defensiv hat Zirbes noch Defizite, denn er versteht es noch nicht regelmäßig, Würfe seiner Gegner dadurch zu beeinflussen, dass er sie blocken könnte. Aber dafür ist ja Sharrod Ford da.

Sharrod Ford pumpt nicht schon nach wenigen Minuten wie ein Maikäfer. Dies ist für mich die wichtigste Erkenntnis der beiden Spiele gegen Ulm am vergangen Sonntag und gegen Bremerhaven. Seine körperliche Fitness konnte er verbessern und dies tut seinem Spiel gut. Defensiv strahlt er eine unheimliche Gefahr aus. Die Gegenspieler können sich nicht sicher sein, dass ihre Würfe nicht postwendend zurück zum Absender oder auf die Tribüne geschickt werden, frei nach dem Motto „return to sender“. Im Angriff hat er sich auch stabilisiert, zumindest trifft er jetzt regelmäßiger Distanzwürfe. Aber ganz warm werde ich mit ihm noch nicht, zu sehr habe ich ihn aus seiner Berliner Zeit als eindimensionalen Spieler in Erinnerung.

Teddy Gipson hat die Fähigkeit innerhalb weniger Spielminuten viele Punkte zu erzielen, er trifft dann aus allen Lagen. Dies zeichnet ihn aus. So schlecht wie ihn manche sehen, empfinde ich ihn nicht. Er ist schnell, hat einen sehr guten Wurf und rebounded für einen Aufbauspieler ausgezeichnet. Einzig an seiner Spielübersicht, an der Fähigkeit ein Spiel zu lesen und situationsbedingt die richtigen Entscheidungen zu treffen habe ich noch Zweifel. Es gibt Phasen innerhalb der Spiele, da dominiert er. Und es gibt nicht wenige Phasen, da taucht er komplett ab, kann das Spiel seiner Mannschaft kaum führen. Vielleicht muss man ihm und dem Team aber auch nur Zeit geben zueinander zu finden. Nach so relativ kurzer Zeit kann noch kein blindes Verständnis herrschen.

Phillip Neumann hat ganz klar einen Schritt nach vorne gemacht. Die Zeit im Sommer hat er genutzt um sich weiterzuentwickeln. Er scheint das Spiel immer besser zu verstehen. Bemerkbar wird dies daran, dass er nicht mehr nur zum Korb zieht und seine Mitspieler komplett übersieht. Er versteht es jetzt auch den besser postierten Akteur zu sehen und den Ball auch mal zu passen. Einen guten Center zeichnet aus, dass er nicht nur bedingungslos den eigenen Abschluss sucht, sondern auch passen kann.

Insgesamt war der Erfolg gegen Bremerhaven ein positiver Start in die neue Saison. Bamberg scheint auf dem Weg zur Titelverteidigung gut aufgestellt zu sein. Man muss den Spielern einfach Zeit geben sich zu finden, auch wenn es Rückschläge geben sollte.