Das Kapital Euroleague ist für Bamberg für diese Saison beendet, trotz einer guten Leistung unterlag man am Mittwoch in Athen mit 66:71. Man hätte beim griechischen Titelverteidiger gewinnen und Kaunas gleichzeitig gegen Zagreb verlieren müssen, dann hätte Bamberg den Aufstieg in die Runde der letzten 16 Mannschaften geschafft. Ein bisschen viel „hätte, wäre, wenn“ und Wunder passieren auch im Sport selten. Ab sofort kann man sich in Bamberg voll und ganz auf die Bundesliga konzentrieren.
Eigentlich bin ich ja froh. Nicht, dass Bamberg gescheitert ist, sondern, dass der Mannschaft sechs weitere Kräfte zehrende Partien erspart bleiben. Natürlich hätte ich sehr gerne Madrid, Barcelona oder Piräus in der Stechert-Arena gesehen, aber der Substanzverlust bei Körper und Geist wäre bei den Spielern sicher enorm gewesen. Kraft, die ab März, wenn es in die heiße Phase der Bundesliga geht, dringend benötigt wird. Schon gegen Ende der letzten Spielzeit war der Verschleiß bei vielen Bamberger Akteuren deutlich zu merken, nicht zuletzt aufgrund der Einsätze in der Euroleague.
Die Partie in Athen war ein Spiegelbild der vorherigen Spiele der Bamberger in der Euroleague. Das Motto „knapp daneben ist auch vorbei“ scheint wie für Bamberg gemacht. Drei Begegnungen (in heimischer Halle gegen Malaga und Moskau und auswärts in Athen) verlor man höchstens fünf Zählern. Die Niederlagen gegen Moskau und am Mittwoch schmerzen in der Rückschau nicht so sehr. Gegen beide Gegner kann man verlieren und wurden letzten Endes durch die individuelle Klasse einzelner Akteure entschieden. Das Moskaus Milan Teodosic ein krasser Spieler ist, hat er nicht erst bei seinem Siegkorb gegen Bamberg bewiesen. Er ist für solche Momente einfach geschaffen. Checkt dazu diesen Link: http://www.youtube.com/watch?v=5hlnQ69508E
Wie schon an dieser Stelle vor einigen Tagen zu lesen war, ist das Scheitern Bambergs keine Enttäuschung. Bamberg darf zwar im Konzert der Großen mitspielen, besetzt aber nicht die erste Geige oder eine Hauptrolle. Es bleibt nur die Rolle als Nebendarsteller, oder wie es im Englischen so nett heißt „Supporting Act“. Man muss Realist belieben, Bamberg wird sich international auf diesem Niveau immer schwer tun. Die gegnerischen Teams haben durchweg einen höheren Etat (bis auf Zagreb vielleicht) und können sich dadurch auch ganz andere Spielertypen leisten. Im Fußball sagt man „Geld schießt keine Tore“, im Basketball ist dies ein wenig anders.
In Bamberg spielen sicher nicht Akteure, die nicht wissen, wo der Korb hängt, auch haben sie nicht einen niedrigeren Basketball-IQ als andere. Nein, die Unterschiede liegen im körperlichen Bereich. Vergleicht man die Physis der Bamberger Aufbauspieler mit der der Gegner wird der Unterschied deutlich. Die Guards aus Moskau, Malaga, Athen und auch Kaunas sind teilweise nicht nur erheblich robuster, sondern auch größer. Dies ist nicht nur auf der Aufbauposition zu sehen, dieser Trend setzt sich auch auf den langen Positionen fort. Ein Tucker, der immer noch nicht weiß, ob er ein Dreier oder Vierer ist, lebt zwar von seiner Athletik, ist aber international einfach zu klein, um zu dominieren.
Länge ist nicht alles, das wissen Männer am besten. Aber auch in der Athletik haben Spieler wie Gavel, Roberts, Jenkins und Tadda Defizite. Ich will jetzt nicht behaupten die Bamberger wären nicht austrainiert. Nein, sie sind körperlich einfach limitiert. Würden aber einige Bamberger Spieler die körperlichen Voraussetzung mitbringen, dann würden sie eben auch nicht in Bamberg unter Vertrag stehen. Für Bamberg wird auf absehbare Zeit immer nur die zweite Wahl an Spielern übrig bleiben. Spielertypen wie zum Beispiel Kyle Hines letzte oder Tucker diese Saison. Basketballer die zwar talentiert sind, international ab und an ein Highlight zeigen, aber nicht konstant auf hohem Level agieren können.
Dies ist grundsätzlich nicht schlecht, sollte aber bei einer realistischen Betrachtung der Leistung nicht außer Acht gelassen werden. Gerade bei einigen Fans scheint der Sinn für die Wirklichkeit etwas abhanden gekommen zu sein.
Bambergs Stärken liegen woanders. Bamberg kann nominell besser besetzte Teams nur bezwingen, wenn alles passt. Bambergs Stärken liegen eindeutig im kämpferischen und spielerischen Einsatz und in der mannschaftlichen Geschlossenheit. Weicht auch nur ein Faktor von der Norm ab, wird es schwer zu gewinnen. Zu sehen war dies deutlich bei den Niederlagen gegen Kaunas und in Zagreb. Beides mal waren schlechte Trefferquoten und im Fall der Partie in Zagreb auch mangelnde Entschlossenheit und Siegeswille ursächlich für die Niederlagen. Am anderen Ende der Skala stehen die Siege gegen Athen und Malaga und auch die knappe Niederlage gegen Moskau. In diesen Spielen wurde typischer Bamberger Basketball geboten, es wurde aggressiv und entschlossen agiert und als Mannschaft zusammen gespielt. Aber dieses Niveau kann man eben nicht immer halten, Tagesform und Gegner lassen es nicht zu.
Was die Mannschaft im nun zu Ende gehenden Jahr 2011 geleistet hat, ist trotzdem nicht hoch genug einzuordnen. In der Bundesliga hat man nur achtmal (davon viermal in den Playoff) verloren, aber 35 mal gewonnen. Alle Begegnungen in heimischer Halle wurden gewonnen und selbst international schafften es nur Malaga, Moskau und Kaunas die Punkte aus der Stechert-Arena zu entführen. Wahrlich keine schlechte Bilanz für ein Jahr 2011, welches mit dem Gewinn von Pokal und Meisterschaft gekrönt wurde.