Kann man erfolgreicher spielen? Nein
Kann man schöner spielen? Nein
Auch auf die Gefahr hin, dass ich mich wiederhole: Was in den letzten Wochen die Bamberger Basketballer gezeigt haben, verdient allergrößten Respekt. Madrid, Berlin, Malaga, Oldenburg, alles Opfer der wie geschmiert laufenden Bamberger Basketballmaschinerie.
Nach dem Spiel wurde ich Ohrenzeuge eines Dialogs zwischen zwei Frauen, eine davon war Besucherin der Partie, die andere nicht: Frage der Anderen: „Wie war das Spiel?“, Antwort: „Langweilig“.
Auch bei mir setzt langsam eine Sättigung ein, man erwartet schon gar keine Niederlage mehr, sondern jedes Mal Festspiele auf hohem Niveau – zumindest von Bamberger Seite. Diese Erwartungshaltung kann zu einer großen Gefahr werden, dadurch wird der Druck des immer gewinnen müssen größer und größer. Bislang meistert die Mannschaft jede Herausforderung mit Bravour. Es verdient allergrößten Respekt, dass man sich in der bisherigen Partien nie hat hängen lassen. Es wäre zum Beispiel ein leichtes gewesen, nur zwei Tage nach der bitteren Niederlage gegen Rom beim Auswärtsspiel in Weißenfels sich seinem Schicksal zu ergeben und die Partie ab zu schenken. Stattdessen wird der Gegner mit 23 Zähler aus der eigenen Halle geschossen. Bamberg geht jedes Spiel konzentriert und engagiert an, als wäre es ein Endspiel. Und dieses Level wird auch fast immer über die gesamte Partie gehalten. Natürlich gibt es zwischendurch auch einmal Phasen, in denen die Intensität etwas nachlässt. Dann ist aber Coach Fleming zur Stelle und fängt seine Jungs während einer Auszeit wieder ein und mahnt erfolgreich die passende Einstellung an.
Ein weiteres großes Plus ist neben der zweifelsohne vorhandenen individuellen Klasse die Breite des Kaders. In den bisherigen 15 Saisonspielen gab es sieben verschiedene Topscorer, ein deutliches Indiz für die Ausgeglichenheit der Bamberger Mannschaft. Und zählt man Karsten Tadda noch hinzu, dann sind acht Akteure im Team, die das Können haben zweistellig zu punkten. Andere Mannschaften sind da wesentlich schwächer besetzt. Auch scheint im diesjährigen Kader kein faules Ei im Nest zu liegen, die Harmonie innerhalb des Team scheint intakt zu sein. Nichts ist süßer als der Erfolg, diese alte Binsenweisheit trifft den Nagel auf den Kopf. Oder wie der Franke sagt: „Wenn’s läuft, dann läuft’s“. Bamberg wird aber nicht bis an das Ende aller Tage unbesiegt bleiben. Irgendwann wird es auch mal wieder eine Niederlage geben. Ich erwarte sie aber nicht bei einem Spitzenteam, sondern bei einer Mannschaft aus dem hinteren Bereich der Tabelle, dann, wenn keiner damit rechnet.
Zum Abschluss noch ein paar Zahlenspielereien. Bamberg gewann in 2010 von den 45 Spielen gegen Bundesligamannschaften inklusive Pokal und Play-off 38. Man feierte Siege gegen Alba Berlin (3 mal), Treviso, Panellinios Athen, Olympiacos Piräus, Real Madrid, Malaga, wurde Meister und Pokalsieger, überwand die drohende Hallenschließung (gibt es eigentlich noch jemanden, der heute daran denkt? Oder sich ausmalt, was gewesen wäre, hätte die Stadt Bamberg die Halle nicht übernommen), begeisterte die tosende Menge mit Basketball vom anderen Stern, versetzte die Fans in Verzückung, setzte Emotionen frei die es sonst nur in der Liebe oder dem Tod gibt. Ich freue mich auf 2011, wohl wissend, dass alles auch einmal ein Ende hat und mit Sicherheit auch wieder schmerzvolle Momente kommen werden.
Allen Lesern wünsche ich an dieser Stelle ein glückliches, zufriedenes und gesundes 2011!