Archiv der Kategorie: Ford

DER Unterschied…

Es ist nur schwer vorstellbar, welchen Unterschied das Auswechseln eines Spielers ausmachen kann.

Gestern wurden alle Bambergfans Zeugen, dass es dieses Phänomen doch gibt. Jared Jordan – überraschenderweise (oder doch nicht) in der Starting Five – spielte auf, als hätte er nie woanders gespielt. Pässe verschiedenster Art, eine recht ordentliche Verteidigung im Vergleich zum Vorgänger, Kampf um jeden Ball, alles in allem eine Vorstellung, als hätte man es mit dem „jüngeren Goldsberry“ zu tun.

Diese Einstellung färbte auf alle anderen Spieler in einem Umfang ab, der einen über die beiden Vorgänger nachdenklich werden ließ. Anscheinend waren Wright und Velickovic doch auch persönliche Störfaktoren innerhalb der Mannschaft.

Die Spielfreude – auch des wieder genesenen Sharrod Ford – ließ das Herz, ich glaube, aller Fans höher hüpfen. In dieser Konstellation hätte man nicht aus  der Euroleague und genau so wenig aus dem Eurocup ausscheiden müssen. Diesen Vorwurf müssen sich Heyder, Rooney und auch Fleming gefallen lassen.

Da zudem die anderen Mitbewerber um Platz eins derzeit etwas schwächeln, darf die Brose Fangemeinde sich durchaus berechtigte Hoffnung auf ein gelungens Pokalwochenende und auch erfolgreiche Playoffs machen.

Wünschen wir der Mannschaft, dass sie jetzt von größeren Verletzungen verschont bleibt und die Integration von Jared Jordan (den ich schon immer gerne in Bamberg gesehen hätte) so erfolgreich weiter geht, wie es dieses erste Spiel versprochen hat!

IMHO – Die Einzelkritik der Saison 2012/2013

Rückblick: Mein letzter Beitrag „Mannschaft, die nicht ansatzweise funktioniert“ vom 24. März war vernichtend. Das war zu diesem Zeitpunkt jedoch auch vollkommen berechtigt.

Die Prognose mit 14 Niederlagen in den TOP16 hat sich dann leider auch bestätigt. Bitter aber gerecht. Doch alles andere kam dann anders…

Auch wenn im Rückblick die Saison extrem zäh war und die meisten von uns viel Frust geschoben haben, allen voran wegen diverser Personalien, war sie unter dem Strich doch ein voller Erfolg. Bamberg ist in die TOP16 eingezogen, ein Riesenerfolg für sich. TOP4 war ohnehin utopisch und wer davon träumte, der sollte sich mal wieder zwicken. Und: Bamberg ist tatsächlich zum vierten Mal in Folge Deutscher Meister geworden und das ist einfach unfassbar! Baut Fleming noch zu Lebzeiten ein Denkmal, direkt am Kranen oder gleich im Dom neben dem Bamberger Reiter! Das hat er sich redlich verdient, diese Leistung ist einzigartig! ALBA hat uns mehrfach geschlagen, hat den Pokal geholt und zwei Siege in der TOP16 eingefahren. Aber: Meister ist mal wieder Bamberg. Ätsch.

Der Wendepunkt war tatsächlich der Rauswurf von Massey. Das hat der Mannschaft die nötige Ruhe gegeben. Die knappen vier Wochen im April wurden von Fleming genutzt, um die Mannschaften wieder aufzubauen und zu formen. Doch auch die ersten Playoffs-Spiele gegen Hagen waren aus meiner Sicht eine reine Katastrophe. Die Mannschaft wirkte nach wie vor höchst verunsichert und ließ sich ein ums andere mal von den Hagenern wie eine Jugendtruppe ausspielen. Erst die Spiele gegen den FC Bayern haben Bamberg endgültig wachgerüttelt und  das Letzte aus der Mannschaft heraus gekitzelt. Es war einfach der richtige Gegner zum richtigen Zeitpunkt. Bamberg war bis unter die Haarspitzen motiviert und wurde in jedem Spiel von einem anderen Bamberger getragen: Ogilvy (zweites Spiel), Renfroe, Ford, Jacobsen und natürlich Gavel. Am Ende siegte die Erfahrung und die homogene Mannschaftsleistung. Das Bayern Spiel ist doch zu sehr von Rice abhängig gewesen. Das Finale war dann nur noch die Kür.

Alles andere hat Walter in seiner Saisonbilanz bereits erwähnt.

Doch nun zu meiner persönlichen und natürlich rein subjektiven Einzelkritik der abgelaufenen Saison:

Gavel

Der Name steht für ganz hohe Qualität: exzellente Defense, bedingungslose Einsatzbereitschaft, Leadership, hohe 3er Quoten, hoher Baskteball-IQ und Loyalität. Kurz gesagt, der Star der Mannschaft, der sich zu 100% in den Dienst eben dieser stellt. Ich könnte jetzt ausschweifen, welche Vorzüge dieser Mann mit sich bringt und was er alles kann, doch das weiß ohnehin bereits jeder, so auch der FC Bayern, der nun im zweiten Jahr in Folge extrem stark an Anton baggert. Gavel hat die Brose Baskets nahezu im Alleingang in die TOP16 geschossen. Seine Frühform war nahezu außerirdisch und bitter nötig zugleich, denn der Rest der Mannschaft hat sich in der Vorrunde der EL nicht mit viel Ruhm bekleckert. Da wundert es nicht, dass er sich im Frühjahr eine Ruhepause gönnte und die Verantwortung an den Rest der Mannschaft übergeben hatte. Dass das nicht funktionierte, hat dann auch jeder gesehen.

In der BBL Hauptrunde bringt Gavel eine durchschnittliche Effektivität von 15! Das ist der mit Abstand beste Wert der gesamten Mannschaft (vom Wert von Walsh seiner 5 BBL-Spiele abgesehen). Auch bei den Punkten liegt er einsam an der Spitze mit knapp 15 pro Spiel im Schnitt. In den Playoffs war nur Nachbar besser. Seine EL Werte sind nur leicht schwächer. Insgesamt unglaublich konstante Leistungen auf sehr hohem Niveau in allen Wettbewerben.

  Minuten PPG 2FG 3FG RPG APG Effektivität
EL Vorrunde 31:01 13.0 55.1% 41.3% 2.1 2.6 11.3
EL TOP16 31:57 11.8 48.4% 33.3% 2.1 3.2 11.6
BBL Hauptrunde 29:33 14.8 59.2% 46.6% 2.8 3.3 15.0
BBL Playoffs 28:48 14.7 41.4% 38.3% 2.6 3.1 12.3

Negativ fällt mir nur ein, dass Gavel manchmal mit dem Kopf durch die Wand zum Korb zieht, auch wenn es schier unmöglich scheint. Hier wäre manchmal noch das Auge für den freien Mitspieler von Vorteil. Auf der anderen Seite versucht er natürlich in wichtigen Phasen die Verantwortung zu übernehmen.

Gavel ist aus meiner Sicht Bambergs wichtigster Mann, wichtiger als Nachbar, Jacobsen oder Ford. Ohne ihn sind die Franken nur die Hälfte wert. Gavel hat uns in allen Wettbewerben auf ein höheres Niveau gebracht, wie kein anderer Spieler. Ein Verlust dieses Spielers wäre aus Bamberger Sicht höchst schmerzhaft und nur schwer adäquat zu ersetzen. Gavel ist ein Glückfall!

Mein Wunsch für nächste Saison: Unbedingt halten!
Aktueller Status: Bleibt ein Jahr

Jacobsen

Jacobsen der Kapitän, man könnte sagen, seit er da ist, gewinnt Bamberg die Titel. Ich denke, das kann man so stehen lassen. Er mag nicht die Spitzenwerte eines Gavel oder eines Nachbar haben, aber dafür bringt er im läuferischen und kämpferischen Bereich unfassbare Spitzenleistungen. Nicht zu unterschätzen sind auch seine Führungsfähigkeiten auf und neben dem Parkett. Jacobsen bekommt die meisten Minuten, weil er durch seinen ständigen läuferischen Einsatz, Löcher in die gegnerische Defense erläuft, wie kein anderer in ganz Europa! Es ist manchmal kaum nachzuvollziehen, woher er diese Kraft nimmt, so viel in Bewegung zu sein, auch am Ende einer harten Saison. Wenn dazu sein 3er fällt, was leider in dieser Saison nicht immer der Fall war (EL Vorrunde 35%), dann hat er offensiv leider nicht viel anzubieten. Wenn er zum Korb zieht, z.B. mit einem seiner nicht-gefürchteten Floatern, dann wird er nur sehr selten belohnt. Es ist aber aufgefallen, dass er in dieser Saison sehr oft zum Korb zog. Manchmal würde man ihm an dieser Stelle wünschen etwas Nachhilfeunterricht bei Daddy Cool zu bekommen. Der hat auch einen Floater erfolgreich im Korb versenkt, wenn sein Gegenüber acht Köpfe größer war als er selbst.

Nichts desto trotz ist Jacobsen aus dieser Mannschaft nicht wegzudenken. Seine mentale Stärke und seine physische Präsenz bringen einfach diesen Sieger-Gen mit, der Bamberg in den letzten Jahren so erfolgreich machte und das steckt die Mannschaft an.

Eines muss noch gesagt werden. Als es drauf ankam, in den Playoffs das Ruder umzureißen, war Jacobsen wie neu geboren. In den meisten Spielen trug er die Mannschaft über die schweren Phasen des Spiels hinweg. Sein Spitzenwert von 15.2 in den Playoffs bestätigt dies. Da kann nicht mal Gavel oder Nachbar mithalten, nur Ford, doch dazu gleich mehr. Diese Leistung hätte ich mir allerdings auch in den TOP16 von ihm gewünscht, doch da hatte er leider einen Durchhänger. Das war natürlich sehr schade, denn mit einem starken Jacobsen hätten wir sicher das ein oder andere Spiel noch gewinnen können.

Minuten PPG 2FG 3FG RPG APG Effektivität
EL Vorrunde 29:49 10.5 51.5% 35.0% 2.8 1.8 9.9
EL TOP16 30:55 8.4 42.4% 43.1% 2.9 2.8 9.3
BBL Hauptrunde 28:36 10.9 50.0% 40.7% 2.9 2.9 11.8
BBL Playoffs 32:15 13.9 41.7% 48.7% 4.6 1.9 15.2

Mein Wunsch für nächste Saison: Unbedingt halten!
Aktueller Status: Bleibt

Ford

Ford… das ist der Spieler, bei dem ich mich am meisten getäuscht habe, weswegen ich mich im Nachhinein bei ihm entschuldigen müsste. Doch auf der anderen Seite waren seine Leistungen in der ersten Hälfte der Saison teilweise wirklich unterirdisch. Eine Effektivität von 2.5 in der EL Vorrunde bestätigt dies auch eindeutig, wie auch all die anderen Werte in diesem Teil des Wettbewerbes. Die Stats sind aber nur die halbe Wahrheit, denn viele von uns störte vielmehr seine Lustlosigkeit, die negative Körpersprache und seine mangelnde Fitness. Zum Glück hat unser Trainergespann ihn aber rechtzeitig erreicht und so wurde er von Monat zu Monat immer besser, bis hin zum besten Spieler der Playoffs mit einer Effektivität von 15.3, 6.4 Rebounds und 12.8 Punkten pro Spiel. Seine Blocks waren phänomenal und haben seine Gegner oft zum Verzweifeln gebracht. Das war schon erste Sahne. Ford hat im Laufe der Saison die Lust am Basketball  wieder entdeckt und spielen, das kann er! Bamberg passt zu ihm, er passt zu Bamberg. Ford ist ganz nebenbei bester Bamberger Rebounder, auch wenn ich mir manchmal noch mehr von ihm wünschen würde.

Negativ zu erwähnen wäre sein 3er Wurf, der zum Ende der Saison schlagartig nachgelassen hatte. In den Playoffs hat er es dann entweder selbst eingesehen, oder eine Vorgabe von Fleming bekommen, keine 3er mehr zu werfen, denn er hörte damit schlagartig auf. Unvergessen bleibt auch sein „F… You“ während eines Auswärtsspiels dem Headcoach gegenüber. Normalerweise ist das ein Suspendierungsgrund, doch ich fand es gut, dass sich der Coach und Ford intern ausgesprochen haben, ohne daraus ein Thema zu machen. Das ist einfach nur professionell. Hut ab.

Minuten PPG 2FG 3FG RPG APG Effektivität
EL Vorrunde 16:17 4.5 47.4% 8.3% 3.0 0.4 2.5
EL TOP16 21:29 10.7 56.9% 33.3% 5.2 0.5 9.7
BBL Hauptrunde 21:40 12.0 57.4% 42.1% 5.7 0.6 13.3
BBL Playoffs 22:47 12.8 63.0% 26.5% 6.4 0.8 15.3

Mein Wunsch für nächste Saison: Unbedingt halten!
Aktueller Status: Bleibt weitere zwei Jahre

Nachbar

Nachbar ist unter dem Strich der Spieler, der mich im Laufe der Saison am meisten enttäuscht hatte. Das wird sicherlich den ein oder andern Leser hier verwundern, zum einen weil seine Stats sich gut lesen und zum anderen, weil er das eine oder andere atemberaubende Spiel abgeliefert hatte. Aber seien wir mal ehrlich, was für Spiele waren das? Entweder am Anfang der Saison in der Beko-BBL gegen schwache Gegner, oder das eine Spiel in Moskau mit gefühlten 10.000 3ern. Das Spiel gegen Moskau ging dabei trotzdem verloren… Herausragend hätte ich gefunden, wenn er uns dort, und in so vielen andere knappen EL-Spielen, zum Sieg verholfen hätte. Das ist leider nie passiert. Stattdessen zeigte Nachbar in den wirklich wichtigen Spielen (TOP16, ALBA und FCBB Spiele) meistens ein anderes Gesicht. In den entscheidenden Phasen tauchte Nachbar entweder vollkommen unter oder er versuchte es mit der Brechstange, was so gut wie nie von Erfolg gekrönt war. Es gab in der abgelaufenen Saison so viele knappe Spiele, die wir in den letzten Minuten/Sekunden verloren haben, da hätte Nachbar seine Klasse einbringen können, ja gar müssen. Ich habe mich zu oft über seine Aktionen ärgern müssen. Mein Anspruch ist hoch, den ich hier an ihn stelle, aber es ist auch der teuerste Spieler der Mannschaft und der designierte Leader. Und da hilft es auch nicht, dass er neben dem Court einfach ein netter Kerl ist und nette Sachen bei Twitter schreibt.

Nachbar ist aus meiner Sicht kein Teamplayer, er klatscht seine Spieler kaum ab, redet nicht viel mit ihnen auf dem Parkett, ja er wirkt oft emotionslos, auch in heißen Spielen. Er tritt der Mannschaft nicht in den Allerwertesten, wenn es nötig ist. Doch genau das sind die Eigenschaften, die ich von so einem Spieler erwarte. Wie oft sehnte ich gerade deswegen einen Peja Suput herbei? Zu oft. Als Nachbar während der Saison für ein Spiel ausgefallen ist (in Madrid), hat die Mannschaft mit das beste Spiel der EL-Saison gespielt. Das war sicher kein Zufall. Ok, auch dieses Spiel wurde jedoch verloren.

Von einem Spieler seines Kalibers und seinen Gehaltsregionen erwarte ich einfach mehr. Bamberg kann sich nur 1-2 Spieler dieser Kategorie leisten und diese müssen dann auch zünden. Seine Stats lesen sich durchwegs positiv. Trotzdem hatte er einen sehr starken Leistungsabfall nach Weihnachten. Gerüchten zur Folge soll er evtl. private Probleme gehabt haben, mag sein. Er war zudem auch krank. Doch nach einer Krankheit sind andere auch schnell wieder zurück gekommen. In der schweren Phase am Ende der EL Saison als Bamberg in eine richtige Krise gerutscht ist, war Nachbar auch kein Antreiber. Auch in den Spielen gegen Hagen schaffte er es nicht, der Mannschaft Stabilität zu geben, aber gut, das haben Jacobsen und Gavel auch nicht. Evtl. bin ich zu streng an dieser Stelle.

Unvergessen bleibt mir jedenfalls der Block von Hamann gegen Nachbar. Das war einfach nur traurig anzusehen, wie ein alternder NBA Star von einem Ex-Bamberger Jungen knallhart und vor allem sauber geblockt wurde. Ich war live in der Halle im Audi-Dome dabei und konnte kaum glauben, was ich da gesehen habe. Unvergessen bleiben auch seine 15 hintereinander nicht verwandelte 3er in den Playoffs gegen den FC Bayern, womit er eine unterirdische Playoffs 3er Quote von knapp 23% erreicht (3er Quote im Detail: Hagen 4/23, München 7/27, Oldenburg 2/7). Da hat sogar Tadda eine bessere Ausbeute (25%). Positiv erwähnt werden muss die sehr starke Effektivität von 16.2 und die PPG von 16.8 in der Vorrunde der EL. Das ist der mit Abstand beste Wert der gesamten Mannschaft. Diese exzellenten Werte konnte Nachbar leider nicht mit in die TOP16 transferieren.

Es wundert mich deswegen gar nicht, dass er a) im Laufe der Saison von der Starting Five auf die Bank beordert wurde und b) Bamberg mit ihm in der nächsten Saison nicht weiter macht. Ich bin froh darüber.

Minuten PPG 2FG 3FG RPG APG Effektivität
EL Vorrunde 29:33 16.8 47.3% 37.5% 4.9 1.4 16.2
EL TOP16 24:35 15.5 45.0% 36.5% 2.3 0.8 11.9
BBL Hauptrunde 23:23 12.9 46.3% 41.4% 3.6 2.0 12.1
BBL Playoffs 21:46 15.0 59.2% 22.8% 3.8 1.8 12.5

Mein Wunsch für nächste Saison: Netter Kerl, aber bitte nicht mehr in Bamberg.
Aktueller Status: Er geht zum FC Barcelona

Goldsberry

Bei Goldsberry könnte man sagen: Oldie but Goldie. Die Verpflichtung von Goldsberry war ein großes Risiko nach der Saison 2011/2012, die er nahezu vollständig aus Krankenzimmern und von der Bank beobachten konnte. Die Verletzung am Ende der abgelaufenen Saison zeigte auch, dass die Kritiker durchaus Recht behalten sollten. Goldsberry interessierte das alles jedoch nicht, er kam zum wiederholten Mal zurück und holte mit der Mannschaft die vierte Meisterschaft in Folge. Goldsberry ist ein Stehaufmännchen und er wird eines Tages ebenfalls in die Hall-of-Fame der Bamberger Basketballer aufgenommen werden müssen.

Goldsberry’s Spielweise ist höchst unspektakulär und seine Stats wirken auch eher grau. Doch er ist nicht umsonst der Floorgenerall mit einem der höchsten Basketball IQs in der gesamten Beko-BBL. Er weiß immer zur rechten Zeit, wann er das Spiel langsam oder schnell machen muss, wann der richtige Zeitpunkt ist, für einen seiner wenigen Dreier. Diese trifft dann auch hochprozentig. Das wichtigste jedoch ist, der er die rechte Gehirnhälfte von Fleming in seiner rechten Hand trägt. Goldsberry bringt Struktur ins Spiel, Flemings Handschrift ist sofort erkennbar, er macht keine Dinge im Alleingang, er fördert stattdessen den erfolgreichen Team-Basketball. Es kommt hinzu, dass er für einen Aufbauspieler recht viele Rebounds holt, Defensiv wie Offensiv, was erneut auf einen recht hohen BBL-IQ deutet. Da könnte sich z.B. Tadda eine Scheibe von abschneiden.

Wirft man einen Blick auf die Stats, dann fällt der Leistungsabfall in der EL TOP16 sofort auf. Eine Effektivität von 3.5 bei knapp 27 Minuten im Schnitt ist schon grenzwertig. Sein Problem ist tatsächlich etwas sein fortgeschrittenes Alter und somit die nicht mehr vorhandene Schnelligkeit und Physis. Wenn hart und schnell gespielt wird, dann tut sich Goldsberry schon schwer, das hat man während dieser EL Saison schon deutlich gesehen. Deswegen braucht er eine starke Unterstützung von einem jungen Wilden, der in Form von Gipson, Schmidt und dann auch Renfroe in der letzten Saison nicht wirklich gegeben war. Das wird nächste Saison hoffentlich besser.

Minuten PPG 2FG 3FG RPG APG Effektivität
EL Vorrunde 19:26 3.9 61.5% 35.0% 2.0 2.7 4.3
EL TOP16 27:26 5.0 20.0% 45.8% 2.0 2.4 3.5
BBL Hauptrunde 19:43 3.9 42.1% 45.5% 2.2 2.8 7.3
BBL Playoffs 18:11 3.4 44.4% 45.0% 1.8 3.3 6.0

Mein Wunsch für nächste Saison: Ein Jahr noch behalten, als Backup-Aufbauspieler
Aktueller Status: Er bleibt als 7. Ausländer!

Gipson

Gipson, Gipson, Gipson… oder besser gesagt Zappelphilipp. Selten habe ich mich so intensiv und vor allem so oft über einen Mannschafts-Sportler so geärgert, wie über ihn. Da fällt mir spontan nur noch Nelson Valdez von Borussia Dortmund ein. Gipson ist 30 Jahre alt und agierte auf dem Feld teilweise wie ein 17jähriger: Vollkommen nervös und verunsichert, seine Spielweise meist egoistisch. So viele TO’s wie von ihm im Laufe der Saison fabriziert, kann man als Trainer kaum ertragen. Machen wir es kurz: Gipson war da und es war gut, als er weg war. Und zwar für alle.

Die Stats sprechen eine leicht andere Sprache. In der BBL schaut das gar nicht so schlecht aus, denn gegen schwache Gegner wusste er auch wirklich zu gefallen. Kaum war der Gegner etwas stärker, wie in der EL, so kam sofort der Zappelphilipp zurück.

Minuten PPG 2FG 3FG RPG APG Effektivität
EL Vorrunde 22:46 8.1 35.4% 46.2% 1.7 2.8 5.8
EL TOP16 16:54 6.8 40.0% 44.4% 0.8 0.8 1.8
BBL Hauptrunde 22:12 10.1 47.3% 39.1% 1.6 2.2 8.2
BBL Playoffs

Mein Wunsch für nächste Saison: Nein, danke.
Aktueller Status: ?

Williams

Was soll man über einen Spieler sagen, der gerade mal sieben Spiele für Bamberg absolviert hat? Physisch ist er sicher eine Wucht und besitzt zudem exzellente Sprungkraft. Doch leider konnte er sich nicht so in Szene setzen, bzw. er konnte seine Fähigkeiten nicht in bare Münze umwandeln. Evtl. war auch das Bamberger Spiel nicht auf ihn zugeschnitten. Er wurde nicht viel eingesetzt, was seiner Integration schadete. Am Ende wurde der kurzfristige Vertrag auch nicht verlängert. Evtl. hätte er aber mit etwas Geduld (siehe Ford) zu einem besseren Massey werden können. Im Nachhinein ist man eben schlauer.

Minuten PPG 2FG 3FG RPG APG Effektivität
EL Vorrunde 12:08 4.3 41.4% 0.0% 3.4 0.3 3.3
EL TOP16
BBL Hauptrunde
BBL Playoffs

Mein Wunsch für nächste Saison: Passt nicht.
Aktueller Status: ?

Ogilvy

Ogilvy = Pleiten, Pech und Pannen stets mit einem Grinsen im Gesicht 🙂

Pleiten, oder anders gesagt Verletzungen, waren leider an der Tagesordnung. Er kam quasi schon verletzt nach Bamberg. Da muss man sich schon fragen, was ein medizinischer Check für die Bamberger Verantwortlichen eigentlich bedeutet. Es kam dann wie es kommen musste: Erst setzte er fast die halbe Saison aus, weil er verletzt war, dann kam er zwar zurück, war aber komplett neben der Spur. Dann erneute Verletzungen und Rückschläge. Ein Teufelskreis. Wenn er spielte, dann meistens mit viel Pech. Guter erster Schritt, gute Moves zum Korb, doch zu oft warf er dann Ziegelsteine gegen das Brett. Manchmal tat es mir als Zuschauer richtig weh zuzuschauen. Sein Spiel war ebenfalls von vielen Pannen bestimmt: Fehlpässe und Ballverluste. Eigentlich nur schade, denn es gibt wenig Leute, die so viel Pech haben, so oft vom Trainer unberücksichtigt werden und dann trotzdem nie die Klappe aufmachen um sich zu beschweren. Ogilvy steckte alles weg, was ihn irgendwie wieder sympathisch machte. Sympathie alleine reicht im Profisport leider nicht aus, die Leistung muss ebenso passen. Und hier muss man konstatieren: Die Leistung passte nicht bzw. es hat einfach nicht gereicht. Das Experiment Europa für ist Ogilvy  fehlgeschlagen. Deswegen freue ich mich für ihn, dass er wieder zu Hause unter der australischen Sonne spielen darf.

In der Beko-BBL Hauptrunde machte AJ gerade mal sieben Spiele, in der EL Vorrunde ganze zwei, bei einer Effektivität von schmeichelhaften 0.5 Punkten. Immerhin kam er in der TOP16 in 13 von 14 Spielen zu Kurzeinsätzen (in sieben Spielen max. 5 Minuten). Sein bestes Spiel für die Bamberger machte er allerdings in den Playoffs. Als Geheimjoker stach er im extrem wichtigen Auswärtsspiel gegen den FC Bayern München mit 10 Punkten und einigen wirklich gelungenen Aktionen. In den beiden darauffolgenden Spielen glänzte er aber wieder mit 0 Punkten. Negativ erwähnt werden muss seine unglaublich schwache Rebound-Leistung. Für einen klassischen Center mit seiner Größe einfach nicht akzeptabel.

Minuten PPG 2FG 3FG RPG APG Effektivität
EL Vorrunde 4:39 0.5 0.0% 0.0% 1.0 0.0 0.5 (2 SP)
EL TOP16 9:37 4.4 46.3% 0.0% 1.8 0.2 4.5
BBL Hauptrunde 16:28 11.9 54.5% 0.0% 4.1 1.3 13.0 (7 SP)
BBL Playoffs 9:24 2.6 36.4% 0.0% 1.8 1.1 3.3

Mein Wunsch für nächste Saison: Passt nicht zu Bamberg, evtl. zu schwach für internationalen Basketball.
Aktueller Status: Spielt wieder für den Heimatverein in Australien

Massey

Das größte Missverständnis der vergangenen Saison war die Verpflichtung von Massey. Und neben Gipson heißt das schon was. Er wurde in der Phase verpflichtet, als die Bamberger Herren gemerkt haben, dass es in der Zone und in der Defense auf internat. Niveau einfach nicht reicht. Ein defensiv starker und physischer 4er wurde gesucht, der die Mannschaft bei den Rebounds entlastet und im Zonenspiel verstärken sollte. Das Profil von Massey passt eigentlich auf diese Anforderungen, aber was Massey dann gezeigt hatte, war etwas völlig anderes. Von Spiel zu Spiel entfernte er sich immer öfter aus der Zone, schoss bald nur noch wilde 3er von Außen und das nicht mal erfolgreich (20% bzw. 25%). Erstaunlicherweise hörte er damit nicht auf, sondern ballerte teilweise wie ein Verrückter immer wieder auf den Korb. Vom Gang in die Zone ganz zu schweigen. Defensiv war er auch nicht ansatzweise die Verstärkung, die man sich erhofft hatte. Menschlich erwies er sich dann auch noch als sozialer Kröpel, ein absoluter Egozentriker. Ein ums andere mal navigierte er sich mit seinen eigenen Aussagen ins Aus.

Unvergessen bleibt an dieser Stelle der Ellenbogen-Schlag in den Unterleib von Steffen Hamann. Allein nach dieser höchst unsportlichen Aktion hätte ich diesen Spieler intern suspendiert. Er durfte allerdings zur Verwunderung aller noch ein paar Spiele für die Bamberger bestreiten.

Doch auch die Bamberger Verantwortlichen, allen voran Heyder, hat sich bei Massey‘s Verpflichtung nicht mit viel Ruhm bekleckert. Er wurde zu spät für die zweite Hälfte der EL TOP16 angemeldet und durfte erst mal nur zuschauen. Das ist ein höchst peinlicher Fehler, der eigentlich nicht passieren darf. Doch ja, Fehler sind menschlich und auch Heyder wird viel dabei gelernt haben, in jeglicher Hinsicht. Die Spiele, die Massey in der EL noch bestritt, waren dann auch alle eher in der Kategorie: Mit viel Luft nach oben (Effektivität 5.8 bei 18 Minuten im Schnitt und einer 20%igen 3er Quote und ganze 2.8 Rebounds pro Spiel)!

Der Befreiungsschlag der Bamberger Mannschaft nach seinem Rauswurf zeigte dann auch deutlich, wie stark er das Mannschaftsklima vergiftet haben muss. Der Rauswurf war dann die einzig richtige und konsequente Entscheidung. Damit wurden die oben beschriebenen Fehler einigermaßen korrigiert, was die Mannschaft mit nichts anderem als der deutschen Meisterschaft bestätigte. Insgesamt bestritt Massey 15 Spiele für die Bamberger (10 BBL und 5 EL TOP16).

Minuten PPG 2FG 3FG RPG APG Effektivität
EL Vorrunde
EL TOP16 18:14 6.2 40.0% 20.0% 2.8 0.6 5.8 (5 SP)
BBL Hauptrunde 22.22 11.3 64.3% 25.0% 5.1 1.6 13.8 (10 SP)
BBL Playoffs

Mein Wunsch für nächste Saison: Bitte nicht!
Aktueller Status: Spielt wohl bei Champville SC im Libanon

Walsh

Walsh absolvierte nur 11 Spiele für die Bamberger. Das ist sehr bedauerlich, weil er ein guter Typ ist, mit einem wirklich hohen Basketball IQ. Walsh ist ein klassischer Allrounder, er kann so ziemlich alles, was im Basketball notwendig ist: er hat ein gutes Auge für den Mitspieler, guten Pass, guten Wurf, gute 3er Quote, gute Reboundwerte und er ist obendrein eine starke Kampfsau.

In den sechs Spielen in der Beko BBL hat er extrem gut eingeschlagen: In durchschnittlich 22 Minuten auf dem Parkett erzielte er 12.2 Punkte und holte 6.6 Rebounds (!!!). Dazu 3.2 Assists bei einer 3er Quote von 45%. Das sind wirklich exzellente Werte, vor allem bei den Rebounds! Er holte mehr Rebounds im Spiel als Ford oder Zirbes. Noch Fragen? Die Effektivität ist die höchste, sogar höher als die von Gavel, auch wenn der Vergleich aufgrund der wenigen Spiele etwas hinkt. Doch was, wenn er die Leistung über die gesamte Saison erbracht hätte? Hätten wir einen zweiten Gavel im Team? Vielleicht. Leider stoppte ihn eine blöde Verletzung und wir werden das nicht mehr erfahren.

Zu erwähnen ist noch seine sehr hohe TO Anzahl in den wenigen Spielen. Ich denke jedoch, für die tragende Rolle, die er kurzfristig ohne ausreichender Trainings- und Eingewöhnungszeit in der Mannschaft bekommen hatte, ist das nachzuvollziehen. Ich fand Walsh richtig gut, weil er auch ein Kämpferherz hat und um jeden Ball kämpft. Er hätte eine zweite Chance in Bamberg sicherlich verdient.

Minuten PPG 2FG 3FG RPG APG Effektivität
EL Vorrunde
EL TOP16 24:53 7.5 47.8% 26.1% 5.5 3.3 8.7 (5 SP)
BBL Hauptrunde 22:23 12.2 56.3% 45.8% 6.6 3.2 16.2 (6 SP)
BBL Playoffs

Mein Wunsch für nächste Saison: Gerne wieder, aber von Anfang an
Aktueller Status: Geht zu Virtus Bologna, Italien

Renfroe

Renfroe kam in einer sehr schwierigen Phase nach Bamberg. Bamberg schlotterte gerade in die Krise. Es war kein Leichtes in dieser Phase zu glänzen oder sich zu integrieren. Doch mit seiner guten, offenen und positiven Art, hat er sich recht schnell in die Herzen der Bamberger gespielt. Seine Werte können sich wirklich sehen lassen. Er ist noch jung und es wäre viel Potential nach oben gewesen. Ich verstehe nicht ganz, warum Bamberg sich recht früh nach den Playoffs gegen ihn entschieden hat.

Seine Schwächen waren recht klar: zu unsicher im Ballvortrag und zu viele TOs. Für einen 1er einfach No-Go’s. In den Spielen gegen Hagen und den FC Bayern in den Playoffs hat mir wirklich das Herz geblutet, als seine Gegenspieler ihm ein ums andere Mal einfach den Ball wegspickten. Er wirkte oft auch sehr nervös und produzierte dadurch auch viele Fehlpässe.

Gut gefallen hat mir sein Zug zum Korb und seine Schnelligkeit (Rennfrosch 🙂 ). Seine 3er Werte waren OK und ich kann mich an zwei 3er erinnern, die uns in den Playoffs den Kopf aus der Schlinge zogen. Wie gesagt, er hätte eine Chance über die gesamte Saison verdient gehabt, mit dem Bamberger Trainerstab hätte man sicher viel bewegen können.

Die Anzahl der Rebounds und der Assists ist wirklich oberes Niveau für einen Aufbauspieler. Die Werte von Goldsberry liegen weit darunter. Aber wie oben schon erwähnt, Basketball ist viel mehr als nur Statistiken.

Minuten PPG 2FG 3FG RPG APG Effektivität
EL Vorrunde
EL TOP16
BBL Hauptrunde 27:19 6.9 51.4% 40.0% 3.6 4.6 11.4
BBL Playoffs 24:56 7.3 58.5% 31.3% 4.3 4.8 11.1

Mein Wunsch für nächste Saison: Hätte in Bamberg wirklich eine zweite Chance verdient. Schade.
Aktueller Status: Auf Jobsuche?

Tadda

Für mich war Tadda der mit Abstand schlechteste Stammspieler der Saison. Damit schließe ich die ganzen Neuzugänge und den langzeitverletzen Ogilvy aus.

Tadda ist kein Talent mehr, ganze 25 Jahre alt inzwischen, sondern ein gestandener BBL-Spieler mit langjähriger internationaler Erfahrung, ja er ist gar deutscher Nationalspieler (warum auch immer).

Seine Werte sind schlecht bis sehr schlecht. Er kann nichts wirklich gut, nur vieles ein bisschen. Der einzige Grund, warum man an ihm wohl festhält ist, dass er a) ein Deutscher ist (und gar aus der Region) und b) eine ganz passable Defense mit sich bringt. Das war’s. Ansonsten ist er einfach nur ein Randspieler, einfacher BBL-Durchschnitt.

Seine Effektivitätswerte sind vernichtend schlecht, und zwar in allen Wettbewerben. Das spielgelt ganz gut meine Wahrnehmung von ihm wieder. Effektivität 2.8 in den TOP16 und in den Playoffs sprechen eigene Sprache. Seine Befürworter werden jetzt entgegnen, dass es für seine Defense keine Statistik gibt und diese ja so überragend sein soll. Zum einen habe ich mir seine Steals Werte angesehen, die im Durchschnittsbereich liegen. Zum anderen gibt es in der BBL viele andere junge deutsche Spieler, die ähnlich gut verteidigen, die aber auch offene Korbleger und offene 3er im Schlaf verwandeln können. Für Tadda stellt letztgenanntes oft eine große Herausforderung dar. OK, ich übertreibe ein wenig, aber die Tendenz stimmt.

Was ich viel schlimmer finde, als seine rein statistischen schlechten Werte, ist sein Entwicklungsstopp. Seit mindestens zwei Jahren kommt er keinen Schritt weiter. Teilweise stagniert seine Leistung eher. Das ist unverständlich. Seine Playoffs-Werte sind, wenn man ehrlich ist, unteres Niveau. Mit Fleming und Co als Trainer, die in den letzten Jahren fast aus jedem einen Top-Spieler geformt haben, verstehe ich diese Stagnation nicht. Liegt es an ihm oder am Trainer? Ich weiß es nicht. Evtl. sollte man ihn wirklich ziehen lassen und einem Stuckey eine Chance in Bamberg geben. In Würzburg hat er teilweise echt gute Leistungen gezeigt.

Minuten PPG 2FG 3FG RPG APG Effektivität
EL Vorrunde 14.09 3.4 40.0% 41.7% 1.9 0.8 3.8
EL TOP16 18:24 3.1 37.5% 23.8% 1.4 1.2 2.8
BBL Hauptrunde 16:38 3.6 48.8% 32.2% 1.6 1.3 4.5
BBL Playoffs 15:46 3.4 23.5% 25.0% 1.7 1.4 2.8

Mein Wunsch für nächste Saison: Er braucht den nächsten Entwicklungsschritt, und zwar außerhalb von Bamberg.
Aktueller Status: Wird wohl bleiben

Schmidt

Schmidt ist inzwischen 23 Jahre alt, gilt aber immer noch als Nachwuchstalent. Ich glaube viele vergessen sein Alter und er genießt deswegen noch so eine Art Welpenschutz. Auf der anderen Seite, wenn ich mich auf internationalen Niveau so umsehe, dann sind exzellente „Talente“ bereits unter 20 Jahren leicht zu finden. Mit 23 sind dort Spieler in der Regel gestandene Basketballspieler. Aber eventuell ist das ein generelles „deutsches“ Problem.

Schmidt erinnert mich von seiner Art her stark an Bastian Doreth: sicherer Ballvortrag und ganz gute Übersicht, dabei immer auf Sicherheit bedacht. Aber. Beide sind einfach zu langsam und von Außen zu ungefährlich. Wenn Sie zum Korb ziehen, dann verbreiten sie auch nicht Angst und Schrecken. Ein Leo Westermann ist erst 21 Jahre jung oder sein Teamkollege Vucic ist auch erst 24 Jahre, doch beide sind bereits die Führungs-Spieler bei Partizan Belgrad. In den beiden EL-Spielen gegen Bamberg haben mich beide Spieler fasziniert. Schade, dass keiner von beiden den Weg nach Bamberg findet. Das wäre für mich persönlich die größte Sensation. Egal, ich schweife ab. Solche Spieler findet man in anderen Ligen öfters. In Deutschland gibt es sie ebenfalls, Ole Wendt von Phönix Hagen zum Beispiel. Er ist auch erst 21, doch er kann einfach bereits heute Vieles, was Schmidt oder Tadda auch mit 30 nicht erlernen werden. Wendt ist mit seinen 21 Jahren bereits ein Führungs-Spieler seiner Mannschaft und nicht ein Talent, der in unbedeutenden  Spielen 5 Minuten Einsatzzeit bekommt, wenn der Trainer einen guten Tag hat. Mag sein, dass ich mich irre, soll ja vorkommen, aber in Schmidt sehe ich mittelfristig einfach keinen Mehrwert und somit auch keine Chance eine tragende Rolle für Bamberg zu spielen. Wenn er bleibt, dann wird er immer der Ergänzungs-Aufbauspieler bleiben. Ihm würde es sicherlich auch gut tun, zu einem anderen BBL-Club zu wechseln, bei welchem er mehr Minuten bekommt, um nicht für immer das „ewige Talent“ zu bleiben.

In dieser Saison hat er recht viele Minuten auch bekommen, und zwar aufgrund der vielen Verletzungen. Aus meiner Sicht hat er die Chance nicht wirklich genutzt. Er hat natürlich im Rahmen seiner Möglichkeiten gut gespielt. Doch warum kann so ein Spieler dann nicht einfach über sich hinauswachsen und explodieren? Schmidt hat in der EL sogar 12 Spiele absolviert, in nur drei (!) davon hat er eine positive Effektivität aufzuweisen, in fünf Spielen gar eine negative. Seine 3er Quote ist miserabel (14% TOP16 und 17% BBL Vorrunde). Dabei hat er in den Top16 im Schnitt immerhin 9:15 gespielt. Doch gerade in diesem Wettbewerb wurde es ganz deutlich: Schmidt ist einfach nicht gut genug, bzw. noch nicht so weit. Doch da sind wir wieder bei der Frage, ob es bei ihm mittelfristig die Aussicht gibt, sich zu verbessern? Ich weiß es nicht. Einfach nur sicher den Ball von der einen in die andere Hälfte vorzutragen ist für den Bamberger Anspruch, und auch meinen, zu wenig.

In den Playoffs hat er auch seine 3er besser getroffen, zwei ganz wichtige waren auch dabei. Ob das jedoch Grund genug ist, in der Zukunft weiter auf ihn zu setzen? Hamann war in seinem Alter bereits ein ganz anderes Kaliber.

Fairerweise muss aber konstatieren, dass er Bamberg in schweren Phasen, wenn Not am Mann war, ganz gut vertreten hat, national wie auch international. Das respektiere ich. Er muss sich jedoch selbst die Frage stellen, ob seine Rolle in Bamberg das ist, was ihn persönlich weiter bringt. Das kann ihm keiner abnehmen.

Minuten PPG 2FG 3FG RPG APG Effektivität
EL Vorrunde 1:37 0.0 0.0% 0.0% 0.0 0.0 0.0
EL TOP16 9:15 1.2 40.0% 14.3% 0.6 1.4 -0.6
BBL Hauptrunde 8:38 2.2 47.1% 16.7% 0.7 0.9 2.0
BBL Playoffs 3:42 0.7 0.0% 33.3% 0.3 0.8 1.0

Mein Wunsch für nächste Saison: Ausleihen an einen BBL Konkurrenten
Aktueller Status: Wird wohl in Bamberg bleiben

Neumann

Neumann ist von Natur aus ein unglaublicher Sympathieträger, oder anders gesagt, ein sympathischer Draufgänger im positiven Sinne. Ich mag ihn und ich mag seinen unbändigen Willen. Seine unorthodoxe Art Basketball zu spielen, macht ihn irgendwie auch einzigartig. Die Anmeldung zur NBA Summerleague hätte er sich allerdings sparen können.

Bei keinem anderen Spieler ist der Leistungsbruch zwischen BBL und EL so krass wie bei ihm. Wie will der allen ernstes in die NBA? Neumann ist derzeit ein sehr guter Spieler für die deutsche Liga, gegen international erfahrene Center sah er allerdings ganz alt aus mit seinen frischen 21 Jahren. Trotzdem, er hat sich zur Vorsaison mit am meisten weiter entwickelt. Vom reinen Wusler hat er sich im Laufe der Saison in die feste Rotation gespielt, und zwar nicht aufgrund der Verletzungen, sondern aufgrund seiner guten Leistungen. Apropos Leistungen. Diese waren leider extrem unkonstant, Genie und Wahnsinn wechselten sich von Spiel zu Spiel ab. Daran muss Neumann in der nächsten Saison sicher noch arbeiten.

Seine beste Leistung lieferte Neumann folgerichtig in den Playoffs. In manchen Spielen hatte er dabei gar eine entscheidende Rolle gehabt. Das freut mich sehr für ihn. Leider schwächelte auch er bei den Rebounds, da muss mehr gehen, insbesondere aufgrund seiner Position und seiner Größe, und das ist das zweite, woran er in der kommenden Saison arbeiten sollte.

In die NBA kann er gehen, wenn er regelmässig Spiele, wie am Ende der regulären Saison gegen Gießen abliefert, und zwar in der BBL und in der EL. Dieses Spiel bleibt für mich unvergessen. Neumann spielte einfach überragend und erzielte 24 Punkte. Das war das beste Spiel seines noch kurzen Lebens.

Minuten PPG 2FG 3FG RPG APG Effektivität
EL Vorrunde 8:27 2.4 50.0% 0.0% 1.5 0.1 1.4
EL TOP16 10:26 3.3 65.2% 0.0% 1.7 0.8 3.2
BBL Hauptrunde 13:19 5.8 62.3% 0.0% 3.3 0.5 7.2
BBL Playoffs 10:38 5.6 63.9% 0.0% 3.4 0.1 7.4

Mein Wunsch für nächste Saison: Soll sich so weiter entwickeln und in der EL eine Schnippe drauf legen
Aktueller Status: Bleibt!

Zirbes

Zirbes, der Hoffnungsträger. Sein Einstieg bei den Brose Baskets ist fast schon tragisch. Er durfte, bzw. musste, in die riesengroßen Fussstapfen von Pleiß treten. Da sind auch die Erwartungen der Fans entsprechend hoch ausgefallen. Auch ich hielt Anfangs sehr große Stücke auf ihn. Leider waren die Fußstapfen von Pleiß und der Erwartungsdruck des Umfelds dann doch zu groß. Auf diese Weise verkrampfte Zirbes in den Spielen und die Fans wurden von Spiel zu Spiel immer ungeduldiger. Der traurige und vorläufige Höhepunkt wurde erreicht, als die eigenen Fans in der eigenen Halle lautstark mit „Zirbes raus!“-Rufen auf sich aufmerksam machten. Peinlich. Ich schäme mich dafür noch heute.

Es mag stimmen, dass er keinen guten Start hatte. Er war höchst verunsichert und vom Erwartungsdruck erschlagen. Seine Körpersprache sprach Bände. Dabei waren seine statistischen Werte gar nicht so schlecht. Er spiele recht solide, leider mit vielen unglücklichen Aktionen. Er wurde stets von allen Seiten mit seinem Vorgänger verglichen. Ich habe mir die Mühe gemacht und die erste Saison in Bamberg von Zirbes und Pleiß (2009/2010) zu verglichen (Stats siehe unten). Erstaunlicherweise haben die beiden Akteure nahezu identische Werte. Beide spielten im Schnitt 20 Minuten für Ihre Mannschaft bei einer Effektivität um die 11. Pleiß holte dabei mehr Rebounds und Zirbes erzielte dafür mehr Punkte. Und wenn wir alle ehrlich sind, dann war Pleiß in seiner erste Saison auch ein „Problemfall“, er spielte schlicht zu lasch und konnte sich körperlich nicht durchsetzen. Zirbes ist für mich auch der bessere CENTER. Er hat bessere Center-Bewegugen drauf und kann seinen Körper besser einsetzen. Was ihm noch fehlt sind hohe Reboundwerte, bzw. das richtige Ausblocken unter dem Korb. Das konnte Pleiß zwar auch nicht gut, aber mit seinen Affenarmen konnte er Vieles einfach herunter pflücken, auch wenn er dabei schlecht stand. Somit muss ich faireweise sagen, dass Zirbes den Vergleich zu Pleiß nicht scheuen braucht. Auch der Vergleich zu Pleiß’schen Saison 2011/2012 (drittes Jahr in Bamberg) ist gar nicht so schlecht. Hier muss sich Zirbes in der kommenden Saison allerdings auch steigern. Sein Saisonverlauf lässt jedoch positiv in die Zukunft blicken und die Fans haben sich mit ihm auch wieder versöhnt. Bei der Meisterfeier holte er dann auch die letzten Nörgler vom Dach. Ich finde eine Sache wird ebenfalls noch vergessen: Pleiß hatte in den Jahren immer sehr starke Führungsspieler neben sich: Slaugther, Hines, Tucker oder Suput. Zirbes musste mit Neumann und Anfangs der Saison mit einem pummeligen Ford zusammenspielen, von Ogilvy ganz zu schweigen. Somit lastete tatsächlich viel mehr Druck auf seinen Schultern. Pleiß konnte sich immer im Schatten der Großen verstecken und somit viel befreiter aufspielen. In großen Spielen übernahmen andere die Verantwortung, zumindest in seinen ersten zwei Jahren.

Wie Neumann hatte allerdings auch Zirbes in der EL, vor allem am Anfang, seine Probleme. Er ließ sich auf einfachste Art und Weise von erfahrenen Center veräppeln und sah dabei einfach nur wie eine Marionette aus. Ich fand es jedoch sehr charakterstark von ihm, dass er sich von all der schlechten Fan-Stimmung und der Heyder-Kritik nicht von seinem Weg hat abbringen lassen. Die letzten Spiele in der TOP16 und vor allem in den Playoffs waren alle sehr ordentlich und so musste ich tatsächlich innerlich den Hut vor ihm ziehen, wie schnell er es geschafft hatte, sich von einem Wackelkandidaten zum Leistungsträger zu entwickeln. Mach weiter so, dann werden wir alle noch viel Spass an Dir haben!

Minuten PPG 2FG 3FG RPG APG Effektivität
EL Vorrunde 21:13 8.3 57.8% 0.0% 6.0 0.9 8.8
EL TOP16 18:29 8.1 51.1% 0.0% 4.2 0.4 6.8
BBL Hauptrunde 19:44 8.8 57.7% 0.0% 5.2 0.8 10.9
BBL Playoffs 19:42 9.2 71.0% 0.0% 4.8 0.8 12.1

Mein Wunsch für nächste Saison: Unbedingt halten!
Aktueller Status: Bleibt

Pleiß 2011/2012

Minuten PPG 2FG 3FG RPG APG Effektivität
EL Vorrunde 18.33 6.5 51.0% 0.0% 5.4 0.4 8.1
EL TOP16
BBL Hauptrunde 19:44 9.9 62.2% 44.4% 6.0 0.5 13.5
BBL Playoffs 21:12 10.8 58.2% 40.0% 6.2 0.6 14.6

Pleiß 2009/2010

Minuten PPG 2FG 3FG RPG APG Effektivität
EL Vorrunde
EL TOP16
BBL Hauptrunde 18:55 8.3 58.2% 80.0% 5.5 0.2 11.2
BBL Playoffs 20:33 7.2 52.7% 0.0% 7.1 0.6 11.7

Ich freue mich auf die neue Saison. Wenn die neuen Spieler besser einschlagen, und vor allen Dingen vom Verletzungspech der vergangenen Saison verschont bleiben, dann kann das nur eine sehr gute Saison werden. Vor dem FC Bayern … ähmmm ALBA … oder doch nicht? … brauchen wir uns jedenfalls nicht zu verstecken!!!

Immer noch ratlos

Die Bamberger Mannschaft lässt mich Woche für Woche ratlos zurück. Erst werden fast ein dutzend Spiele in Folge verloren, dann wird die Spitzenmannschaft aus Ulm vernichtend geschlagen und zuletzt verliert man zuhause gegen Quakenbrück. Und am Samstag wird Alba Berlin erwartet.

Für mich ist dieses Team zur Zeit wie eine Heinerle Wundertüte: Man weiß nie, was man bekommt.
Auf und ab wechseln sich mit schöner Regelmäßigkeit ab, konstante Leistungen gibt es zur Zeit nicht. Und genau dies macht eine Prognose für die Play-off so schwierig. In der entscheidenden Saisonphase entscheidet die Abwehr, ob man Meister wird oder nicht. Nicht zu unrecht heißt es „Offense wins games, defense wins championships“. Wer in dieser Spielzeit die Partien der Bamberger Basketball ansah, wird festgestellt haben, dass die Abwehr alles andere als sattelfest ist. Gerade die großen Leute offenbarten einige Schwächen. Nachbar, Ogilvy, Neumann und Zirbes sind nicht gerade als Defense-Monster bekannt, sie als Abwehrallergiker zu bezeichnen wäre dann aber übertrieben. Auch Ford zähle ich nicht unbedingt zu den stärksten Abwehrspieleren, auch wenn ich mit dieser Meinung sicherlich anecke. Für mich winkt er zu oft seinen Gegenspieler durch in Richtung Korb, nur um dann zu versuchen ihn zu blocken.

Durch die Hereinnahme von Renfroe, die Verletzung von Goldsberry, Walsh, Zirbes und neuerdings wieder Ogilvy hatte man kaum Gelegeneit sich einzuspielen. Dies wird sich in den wenigen Wochen bis zu Beginn der Play-off hoffentlich ändern. Aber jetzt plötzlich den Schalter umlegen und darauf hoffen, dass das Team auch als solches zusammenspielt, ist sehr gewagt. Und Selbstbewusstein, Vertrauen in sich und den Mitspieler aufbauen, kann man nicht als Trainer verordnen. Dies muss durch Erfolge, noch dazu gegen gute Gegner geschehen.

Manche werden jetzt argumentieren, Bamberg stehe aber immer noch an der Spitze der Tabelle. Doch ich behauptet: die Tabelle lügt! Das einzig positive an dem Tabellenstand ist, dass Bamberg es in den ersten zwei Dritteln der Spielzeit schaffte die vermeintlich einfachen Spiele gegen Teams aus den Niederungen der Tabelle zu gewinnnen. Dies gelang den direkten Konkurrenten nicht durchgehend. Dieser Nimbus ist durch die Niederlagen der vergangenen Wochen auch dahin.

So sieht die Bilanz gegen die folgenden Spitzenmannschaften aus:

Oldenburg 2 gewonnen, 0 verloren
Ulm 2 : 0
München 1 : 1
Berlin 0 : 3 (Euroleague mit eingerechnet)
Artland 0 : 2

Zusammengerechnet ergeben sich 5 Siege und 6 Niederlagen gegen unmittelbare Gegner um den Meistertitel. Dies lässt den Bamberger Fan nicht unbedingt hoffnungsvoll in Richtung Play-off blicken.

Nochmal ganz deutlich: Ich wünsche mir gute Spiele, erfolgreiche Play-off und den erneuten Meistertitel.
Momentan sehe ich aber Bamberg nicht als Topfavorit, dazu passen längst nicht alle Puzzlesteinchen zusammen und es gibt zu viele Baustellen im Team. Wunder gibt es immer wieder, aber im Basketball ist es aber (zum Glück) fast immer so, dass sich am Ende doch die bessere Mannschaft durchsetzt. Bamberg ist dies zur Zeit nicht.

httpv://www.youtube.com/watch?v=Nm1eHE5domI

 

ALB(A)traum(a)

Jetzt ist sie da, die Krise…

Wirklich? Nein ich glaube nicht, auch wenn sie vielleicht in den Köpfen vieler Fans schon etabliert ist.

Dieses  (relativ) unwichtige Spiel gegen Berlin – diese Saison unser „Angstgegner“ – ließ doch einige Fort(d)schritte erkennen. Besonders im ersten Viertel wurden – überaus erfolgreich – die Center gesucht. Auch wenn Berlin fast immer in Führung lag, machten unsere Spieler endlich mal das, was der Name sagt, sie spielten. Die Startaufstellung wieder anders, aber sicher nicht verkehrt, z.B. mit zwei Centern zu beginnen.

Das Spiel selbst nicht auf hohem Niveau, aber das war auch angesichts – besonders der Berliner – Belastung zu erwarten. Aber deutlich erkennbar war eine Steigerung des „Wollens“ auf Bamberger Seite. Der direkte Zug zum Korb erfolgte öfters, wobei ich nicht verstehen kann, warum die Spieler, wenn sie unter dem Korb sind, immer versuchen mit dem Kopf  durch die Wand den Abschluss zu suchen, als manchmal wieder nach außen zu passen, wo vielleicht einer unserer Dreierschützen unbedrängt zum Wurf käme.

Ford, Zirbes und auch Walsh bringen doch einiges an Reboundsicherheit (nach einer vermutlich deutlich Ansprache des Trainers) auf, zumal mit Traoré ja kein „Niemand“ dagegen stand. Apropos Traoré – sicher eine herausragende Verpflichtung von Berlin, die, wie ich hörte auch bei uns zur Diskussion stand, aber anscheinend , aus welchen Gründen auch immer, nicht zustande kam.

Zuletzt ein Wort zu Ogilvy und Massey:

Für Ogilvy tut es mir richtig Leid. Er muss für 5 Minuten auf’s Feld und wirkt dann natürlich übermotiviert und dadurch manchmal recht unglücklich. Wie ich hörte, wollte er auch weg aus Bamberg, aber das wollte die Vereinsführung nicht. Vielleicht fürchtet man doch noch eine Verletzung eines anderen.

Massey erhielt offensichtlich eine Denkpause, die man ironischerweise auch als verlängerte Erholung vor der richtigen Pause von einer guten Woche bezeichnen könnte.

Diese Pause wird der ganzen Mannschaft gut tun, auch wenn ich der Meinung bin, man hätte sie durchaus für eine sog. Teambuildingmaßnahme nutzen können.

Als nächstes steht nun in der Bundesliga das Schlusslicht ins Haus. Alles andere als ein sehr deutlicher Sieg wäre dann wirklich ein Zeichen für eine ernsthafte Krise, aber das erwarte und befürchte ich dann doch nicht!

Und täglich grüßt das Murmeltier

„Phil Connors sitzt in einer Zeitschleife fest. Er durchlebt wieder und wieder denselben Tag, (…)“ – Quelle.

Genau so kam ich mir in den letzten Wochen bei allen Spielen der Brose Baskets Bamberg in der Euroleague TOP16 vor. An jedem Do/Fr sitze ich wieder vor dem TV und glaube fest daran, endlich den ersten Sieg erleben zu können … und dann kommt doch alles wie im Spiel zuvor. Ich bin mir sicher, vielen anderen Fans ergeht es derzeit nicht anders. Egal was Bamberg in den letzten Wochen anstellte, am Ende jubelten immer die anderen. Es wäre für mich viel leichter die vielen Niederlagen zu akzeptieren, wenn die Franken alle Spiele klar mit -10 bis -30 Punkten verloren hätten. Aber wie so manche Niederlage zustande kam, und vor allem in welcher Häufigkeit, das hält mein Sportlerherz langsam nicht mehr aus.

Eine der übelsten „Buzzerbeater“ mussten die Bamebrger Fans im Spiel gegen Zalgiris Kaunas miterleben. Bamberg hat sich in diesem Spiel stark ins Spiel zurückgekämpft, hat am Ende mit viel Leidenschaft gespielt, genau so wie wir uns das alle wünschen. Der erste Sieg ist greifbar nahe und dann? Die letzten Sekunden…

Ein Dreier, ein Foul, drei Freiwürfe, verloren. Wie bitter das doch war. Doch dessen nicht genug, die darauffolgenden Spiele gegen Malaga und Madrid gingen auf ähnliche Art und Weise verloren. Gegen Malaga verpasst Bamberg selbst noch den Dreier (Ford und Nachbar) und wie es geht zeigte uns zum wiederholten Male ein gegnerischer Spieler: Dontaye Draper  im Spiel gegen Real Madrid, ein Buzzerbeater ins Gesicht von zwei Bambergern. Die neunte Niederlage im neunten Spiel der TOP16. Ich möchte es wagen meinem Vorredner wbeyersdorf etwas zu widersprechen, es liegt denke ich nicht an der Führung, weshalb diese Spiele verloren gehen. Es fehlt aus meiner Sicht an der Kaltschnäuzigkeit (Ja, immer noch die Eier). Ein Nachbar wurde genau für diese Momente geholt. Doch dieser Rolle wird er schlicht und ergreifend nicht gerecht. Um all diese knappen Spiele auf diesem hohen Niveau am Ende für sich zu entscheiden bedarf es jedoch nicht nur einen Zocker, sondern gleichen mehrere. Das ist der Unterschied zwischen der Spitzenmannschaft und einer guten Mannschaft, wie es Bamberg ist. Das ist der Unterschied zwischen einem 8 Mio Budget und einem 20 Mio Budget. Deswegen dürfen wir uns alle wegen der – wenn auch sehr schmerzhaften –  vielen Niederlagen nicht verrückt machen lassen.

Trotzdem sehe ich diese Entwicklung sehr positiv. Die Bamberger spielen unter den BESTEN Mannschaften in Europa und in den letzten vier Spielen (Panathinaikos, Kaunas, Malaga und Madrid) waren sie mit Ihren Gegnern auf Augenhöhe. Gegen Madrid lag Bamberg gar lange in Führung. Wir dürfen nicht vergessen, woher Bamberg kommt  und wir dürfen ebenfalls nicht vergessen, mit welchen Etats und mit welchen Stars die anderen Mannschaften bestückt sind. Es ist aber in den letzten Wochen eine stetige Steigerung zu erkennen und das stimmt mich doch sehr positiv. Habe ich vor ein paar Wochen noch die mangelnde Einstellung und den fehlenden Kampfgeist bemängelt, so kann ich diese der Mannschaft in den letzten vier Spielen nicht absprechen. Die Mannschaft hat jeweils alles gegeben. Gegen Madrid haben gleich zwei Leistungsträger mit Nachbar und Goldsberry gefehlt und trotzdem musste Real bis zur letzten Sekunde um den Sieg bangen.

Bamberg ist immer noch in der Entwicklung. Im einem Interview mit Fleming spricht er sogar vom Entwicklungsstand einer Mannschaft im Oktober. Mit den Neuzugängen Massey, Walsh und nun auch Renfroe und dem Abgang von Gipson und der aktuellen Erkrankung von Goldsberry wird es zwar noch länger dauern auf das nötige Niveau zu kommen, doch wichtig ist: Die Entwicklung ist langsam erkennbar. Ich bin deswegen viel positiver in Richtung Play-Offs gestimmt. Ich bin mir inzwischen auch sicher, Bamberg in den verbleibenden fünf EL Partien mindestens zwei mal siegen zu sehen.  Das ist ein Wort. Und am Sonntag, mit einer ähnlichen Leistung wie gegen Real (und wirklich nur dann), werden wir auch in München gewinnen.

Einige Worte noch zu der personellen Situation. Vor genauen drei Wochen schrieb ich, dass die Leistungen von Gipson, Ogilvy und Nachbar indiskutabel sind. Gipson hat Bamberg inzwischen verlassen und das ist gut so. Ogilvy spielt jetzt fast gar nicht mehr, obwohl er laut eigener Aussage zu 100% fit ist. Das oben genannte Fleming-Interview zeigt auch, wohin die Reise für ihn geht: Er wird diese Saison nur noch berücksichtig, wenn sich einer der drei großen Männer (Ford, Zirbes, Neumann) verletzt. Tolle Aussichten für AJ. Aus meiner Sicht macht diese Verbindung keinen Sinn mehr. Ich denke immer noch, AJ wird nicht bis zum Ende der Saison bei uns bleiben. Vor allem vor dem Hintergrund der Verpflichtung von Walsh und Renfroe, mit denen wieder die 6 Ausländerpositionen besetzt sind. Sich auf die verbleibenden fünf EL Spiele zu versteifen wäre aus meiner Sicht naiv, denn AJ spielt auch hier nie mehr als 2-3 Minuten. Nachbar habe ich gestern gegen Real Madrid gar nicht vermisst und ich glaube die Mannschaft ebenfalls nicht. Ich würde gar so weit gehen, seine Abwesenheit hat dem Bamberger Spiel gut getan. Jeder Spieler hat mehr Verantwortung übernommen, jeder hat mehr gekämpft, und vor allem, jeder hat sich mehr zugetraut. Ich habe viele schöne freche Aktionen gesehen, auch vor Zirbes und Tadda. Für die vielen 3er ist er nicht geholt worden. Er sollte der Führungsspieler sein und die Mannschaft führen. In den kritischen Phasen sollte er den Ball bekommen (go-to-guy) und die Mannschaft auf die Siegerstrasse bringen. Ich habe Nachbar aber noch nie wirklich kämpfen sehen, ich habe bei ihm noch nie Feuer in den Augen gesehen. Ich habe von ihm auch noch keinen Buzzerbeater gesehen. Sorry, aber für die vielen 3er hätte man sich auch einen Gert Kullamäe holen können. Mit seinen 42 Jahren hätte er wahrscheinlich gar bessere 3er Quoten und vor allem mehr Feuer in Augen, oh ja!

Goldsberry wird wohl länger ausfallen. Doch Walsh ist der bessere Goldsberry. Ich war im gestrigen Spiel fasziniert von ihm. Recht sichere Ballvorträge, Reboundmonster, sehr athletisch, guter Wurf und ein exzellentes Auge für den Mitspieler (ich denke z.B. an den Pass zu Zirbes zum Ausgleich 8 Sekunden vor Schluss). Er puscht die Mannschaft und baut viel Druck auf. Das hat uns so sehr gefehlt in den letzten Monaten. Auf diesen Spieler habe ich gewartet. An dieser Stelle muss ich nämlich wbeyersdorf Recht geben. Goldsberry ist gut genug für die BBL, aber auf EL Niveau werden seine Schwächen immer sichtbarer: Kein Zug zum Korb, fehlende Athletik, fehlende Schnelligkeit, Kein Mut zur Lücke … ähmm zum riskanten Pass. All das bringt Walsh mit, auch wenn er kein klassischer 1er ist.

Apropos 1er. In der letzten Sekunde wurde ein direkter Nachfolger von Goldsberry nachverpflichtet (was mir signalisiert, dass es eine ernsthafte Verletzung sein muss): Alex Renfroe. Ich kenne diesen Spieler nicht, aber seine Statistiken lesen sich sehr gut und er er ist ein klassischer Aufbauspieler. Er ist auch erst 26 Jahre jung, sprich Ausbaupotential ist vorhanden. Wenn er nur annähernd so gut einschlägt wie Massey und vor allem Walsh, dann kann diese Saison doch noch eine gute werden. Ich könnte mir auch gut vorstellen, dass er auch bereits im Hinblick auf die nächste Saison verpflichtet wurde. Laut diesem Video ist er extrem schnell auf den Beinen, sucht oft den direkten Zug zum Korb und hat einen guten Wurf von Außen. Seine Floater erinnern mich etwas an Daddy Cool… Und dass er über Sprungkraft verfügt, beweist er hier.

Tadda und Zirbes zeigen ebenfalls eine ansteigende Form an. Das sind für mich weitere positive Signale. Massey ist immer noch recht unkonstant und er ballert mir ehrlich gesagt etwas zu viel von Außen. Mit seiner Athletik und Schnelligkeit gehört er viel öfter unter den Korb, wo Bamberg ohnehin eine große Schwäche in dieser Saison aufweist. In wichtigen Phasen taucht er zu oft ab oder trifft die falschen Entscheidungen, was noch auf fehlende Integrität deutet. Auch Casey trifft wieder und seine kämpferische Einstellung ist wie immer vorbildlich. Was bei ihm aber immer wieder auffällt, ist sein amateurhafter Zug zum Korb. Ich verstehe einfach nicht, wie ein Spieler dieser Klasse so oft einen Floater oder Korbleger vergibt. Er ist und bleibt einfach ein Shooter. Eines Besseren belehrt hat mich Ford. Ich hätte im November-Dezember nie für möglich gehalten, was ich derzeit von ihm sehe. Er ist in den letzten Wochen derjenige, der Bamberg in kritischen Phasen im Spiel hält. Seine Monsterblocks sind phänomenal, das hat Real Madrid gestern mehrfach zu spüren bekommen. Symbolisch war gestern eine Szene für diese Leistung: Ford blockt mit einem Wahnsinnsblock einen Spanier ab, der weiß gar nicht wie ihm geschieht und im Gegenzug ballert Ford einen Dreier rein. Dann wieder Ballgewinn Bamberg und Ford legt einen schönen Korbleger nach. Neumann rackert wie immer und über Gavel muss man kein Wort verlieren: Er ist das Herz der Mannschaft.

„Eier, wir brauchen Eier!“

Mit einem weltbekannten Zitat eines Titanen fange ich meinen ersten Beitrag bei wbeyersdorf.de an. Meiner Meinung nach passt dieser Satz wie die Faust aufs Auge auf die derzeitigen Darbietungen der Bamberger Basketballer. Doch dazu später mehr.

Ich bin von Anfang an Passivleser bei wbeyersdorf.de und das ist schon wirklich recht lange her. Ich war immer großer „Fan“ dieser Seite, denn die konstruktive Kritik spiegelte meistens auch meine persönliche Meinung wieder. Deswegen bin ich jetzt schon recht aufgeregt, selbst ein Teil dieser Fanseite zu werden. Ich bin kein Basketballlehrer. Ich bin ein passionierter kritischer Basketball- und Sport-Fan. Nicht mehr und nicht weniger.

Ich komme aber gleich zur Sache: Eier. Warum braucht Bamberg Eier? Schaut man sich die Spiele der gesamten EL Saison an (und die zwei Spiele gegen ALBA), dann wird ziemlich schnell deutlich, was der Bamberger Mannschaft in dieser Saison fehlt. Das sind Typen, die in kritischen Phasen die Eier in der Hose haben, das Spiel an sich zu reißen, die Mitspieler zu motivieren und notfalls auch in den Arsch zu treten und letztendlich, ein Spiel für ihre Mannschaft entscheiden zu können. Es gab in der EL genügend Spiele, in welchen solche Typen gefragt waren. Sie sind jedoch nicht erschienen und somit gingen die meisten davon auch verloren. Hätte Bamberg einen Anton Gavel nicht, der aus meiner Sicht der einzige ist, der dieses Kriterium einigermaßen erfüllt, dann hätte sich Bamberg noch nicht mal für die TOP16 qualifiziert. Mir läuft’s eiskalt den Rücken runter, wenn ich mich an das letzte und alles entscheidende Spiel gegen Zagreb erinnere. Mit viel Glück und wenig Verstand wurde das Spiel zwar gewonnen, doch die Frage ist wie. Wenn ich mir aber die ganzen Spiele in der TOP16 bisher ansehe, dann frage ich mich, ob das wirklich so gut war. In den letzten Minuten haben einfach Typen gefehlt, die das Feuer in den Augen hatten, was bei so einem Spiel zumindest erwartet werden muss. Stattdessen hatten alle Spieler die Hosen voll, gaben die Verantwortung ab oder versteckten sich.

Ganz schwindelig wird mir ebenfalls, wenn ich an das vorletzte Spiel in der Vorrunde gegen Rytas denke. Da hätte der Einzug in die TOP16 bereits gebucht werden können. Und auch die vielen „knappen“ EL Niederlagen sind aus meiner Sicht auf dieses Manko zurückzuführen. Bamberg spielt gut mit, so lange der Gegner es zulässt. Macht der Gegner ernst, dann beugt sich Bamberg mehr oder weniger seinem Schicksal und die Spiele gehen verloren. Hinterher sagen alle, wie traurig es ist, so knapp zu verlieren. Es „sei ungerecht“ aus so einem Spiel ohne „verdiente“ Belohnung raus zu gehen. Das ist die Fleming’sche Standardaussage nach diesen Spielen. Doch wer hat sich ernsthaft gewehrt, wer hat mit aller Macht gegen die Niederlage gekämpft? Ein Gavel alleine reicht dann einfach nicht. Die Gegner wissen das und stellen ihn zu. Doch wo sind dann die anderen Kandidaten? Nachbar, Jacobson? Fehlanzeige. Neumann, Schmidt und Tadda überfordert. Ogilvy verletzt oder neben der Kappe. Zirbes ist diesen Phasen oft mit zu vielen Fouls vorbelastet bzw. er schaut gegen EL Center ohnehin oft ganz schlecht aus. Goldsberry zeigt in diesen Phasen manchmal Eier, jedoch nicht konstant. Ford war in der Vorrunde eher ein Witz, aktuell wäre er nach Gavel ein zweiter Kandidat. Gipson ist mit sich selbst überfordert…

Doch wenn man in der EL TOP16 Spiele gewinnen will, oder gegen ALBA (autsch), dann reicht das schlicht und ergreifend nicht. Wir brauchen Eier in allen Mannschaftsteilen. Alle müssen heiß sein, alle müssen über sich hinauswachsen. Alle müssen den Schaum vor dem Mund haben. Ich habe das in dieser Saison bisher kaum, oder wenn man ehrlich ist, gar nicht gesehen. DAS ist das Hauptproblem! Deswegen wird man auch weiterhin die Spiele „knapp“ verlieren, wenn sich die Einstellung der Spieler nicht bald ändert.

Ich sehe das so: Man kann in den meisten Mannschaftssportarten durch folgende Kriterien erfolgreich sein:

  1. Qualität der Einzelspieler
  2. Mannschaftsgeschlossenheit
  3. Motivation
  4. Kampf

In der BBL gewinnt Bamberg derzeit hauptsächlich aufgrund des ersten Kriteriums nahezu alle Spiele, denn dafür reicht es noch. Die Erfolge der letzten Jahre sind jedoch vor allem auf die Punkte 2-4 zurückzuführen. Die Mannschaftsgeschlossenheit war der Star der Mannschaft. Das Mannschaftsgefüge war hervorragend. Wenn der Gegner es erforderte, dann wurde durch Motivation und Kampf der Gegner komplett an die Wand gefahren.

In der EL versucht Bamberg in dieser Saison die Spiele aufgrund des ersten Kriteriums zu gewinnen. Man misst sich mit den meisten EL Mannschaften auf Augenhöhe. Und genau das ist der Fehler. Bamberg hat nicht die Spieler, nicht die Qualität in der Mannschaft, um in der EL zu bestehen. Deswegen müsste gerade über die Bamberger Tugenden ins Spiel gefunden werden. Doch das ist leider zu oft nicht der Fall. Leider. Die zwei Niederlagen gegen ALBA waren ein Musterbeispiel dieses Vergleichs. Bamberg dachte, sie könnten wie in den Vorjahren leicht gegen Alba gewinnen. Als das nicht aufging, konnten sie in keinster Weise durch den Kampf, Motivation oder durch Mannschaftsgeschlossenheit die Lücke schliessen. Ein Jammer. Wie oft sehen wir in dieser Saison die Mannschaft sich gegenseitig abklatschen? Wie oft sehen wir die Mannschaft auf dem Feld diskutieren? Wie oft sehen wir die Mannschaft auf dem Feld in alter „Stafford“-Manier um jeden Ball kämpfen? Seien wir doch mal ehrlich.

Will man die EL (noch) rocken, will Bamberg die EL rocken, dann geht das NUR durch Mannschaftsgeschlossenheit, jeder Spieler muss über beide Ohren motiviert sein und bereit sein, auf dem Feld ein „Stafford“ zu sein. Oder: „Eier, wir brauchen Eier!“.

Schon in wenigen Tagen, am Donnerstagabend, hat Bamberg die Möglichkeit mich vom Gegenteil zu überzeugen. Es ist ein „alles oder nichts“ Spiel. Es ist ein Spiel der alten Bamberger Tugenden. Wird sich Bamberg auf die Qualität der einzelnen Spieler verlassen, geht das Spiel verloren. Besinnen sie sich wieder auf die Kriterien 2-4, dann freue ich mich auf das Spiel und einen grandiosen Sieg gegen den „großen“ FCB, der unter Pesic für mich persönlich zu einem Meisterschaftskandidaten reift.

P.S. Ich vermisse Suput, bzw. seine Eier.

Blutleer

Man neigt ja gerne dazu die Vergangenheit durch die rosarote Brille zu betrachten, frei nach dem Motto „früher war alles besser“. Diese rückwärts gerichtete Denkweise führt selten zu etwas, sie schadet nur der Entwicklung in der Zukunft. Nach der wiederholten desolaten Leistung der Bamberger Basketballer gegen Alba Berlin muss man aber den Blick zurück richten. Wann hat sich zuletzt eine Bamberger Mannschaft so vorführen lassen? Wann haben die Spieler so blutleer, so aktionslos, so ohne Feuer gegen Berlin agiert? Ein einmaliger Ausrutscher wäre noch zu verzeihen, doch schon Mitte Dezember hat man sich bei der Niederlage in Berlin eine blutige Nase geholt. Die Pleite am Donnerstag war eine Kopie des Spiels von vor 6 Wochen.

Für die Gründe muss man weit in das vergange Jahr zurückblicken, bis in den Sommer. Die Misere begann schon bei der Kaderzusammenstellung. Es soll mir doch keiner erzählen, dass es nicht bessere Alternativen als Ford, Gipson und Ogilvy gegeben hätte. Alle drei Spieler haben bis heute auch nicht annähernd das gebracht, was sich alle Anhänger des Bamberger Basketballs von ihnen versprochen haben. Obwohl, ich habe speziell an Ford und Ogilvy keine großen Erwartungen gehabt.

Sharrod Ford ist ein limitierter Basketballer. Er kann einige wenige Dinge gut. Dazu gehören gegnerische Würfe blocken, rebounden und ein halbwegs passabler Wurf aus dem Dreierland. Das war es dann aber auch schon. Er ist kein guter Verteidiger, er beherrrscht kaum Centerbewegungen, hat ein schlechtes „eins gegen eins“ Spiel und fällt zu oft durch undurchdachte Aktionen auf, die auf einen mangelhaften Basketball-IQ schließen lassen. Wie er in Italien zum besten Center gewählt werden konnte, werde ich nie verstehen. Dies sagt wohl mehr einiges über die Qualität der Liga aus, als über seine individuellen Fähigkeiten.

Auch Gipson ist mehr Ballast als eine Hilfe. Wie von mir schon vor einiger Zeit prognostiziert hat er sich nicht weiterentwickelt. Ganz im Gegenteil. Seine Leistung sind auf einem Niveau angekommen, wo man sich ernsthaft Gedanken machen sollte, ihn nicht mehr spielen zu lassen. Das er kein Aufbauspieler ist (und auch nicht mehr werden wird), haben hoffentlich mittlerweile auch die kühnsten Optimisten verstanden. Aber auch auf der Position des Shooting Guards ist er ein Reinfall. Zwar zeigte er in den letzten Wochen einige gute Partien, aber gegen welche Gegner? Bayreuth, Würzburg, Braunschweig und Tübingen zählen (bei allem Respekt diesen Teams gegenüber) eher zum Fallobst der Bundesliga. Kann es der Anspruch Bambergs und auch Gipsons sein, in solchen Spielern gut zu spielen? Da ist es keine Kunst 15 Punkte aufzulegen und sich anschließend feiern zu lassen. Gegen große Mannschaften muss man Leistung bringen, muss man sein Team tragen, muss man die Big Points machen.
Ein Blick auf seine statistischen Werte spricht Bände. Es sind jeweils die Anzahl der Punkte und der Effiktivitätsindex gegen die folgenden Gegner dargestellt:
Oldenburg 14 Punkte / Eff. 9
Artland 4 / 0
München 9 / 2
Ulm 8 / 4
Berlin 7 / 8
Berlin (EL) 2 /-3
Sehen so die Werte eines Spielers aus, der in den wichtigen, den großen Spielen den Unterschied ausmacht? Gegen Teams aus dem Mittelfeld der Tabelle zu glänzen, ist keine Kunst. Aber selbst in solchen Partien versagt er regelmäßig.
Ich habe keine Zweifel, würde er zum Beispiel für Tübingen, Hagen oder MBC spielen, wäre er eine große Nummer und mit Sicherheit nicht nur Topscorer seiner Mannschaft sondern der gesamten Liga.
Aber für die Ansprüche, national und international, die in Bamberg an ihn gestellt werden, ist er nicht gut genugt.

Der nächste Problemfall ist A.J. Ogilvy. Er war mal ein richtig guter Center in seiner Zeit in der Türkei. Das Jahr in Spanien als dritte Wahl auf seiner Position ist ihm nicht gut bekommen. Die Leistenverletzung zu Beginn dieser Saison tat noch ihr übriges, dass er nicht richtig in Tritt kommt. Man wartet nun schon seit einigen Wochen, dass er endlich durchstartet, dass er den Turbo, den Nachbrenner oder was auch immer, zündet. Aber es kommt nichts. Ist er auf dem Feld kann er kaum Akzente setzen, wirkt wie ein Fremdkörper in der Mannschaft.
Er hat einen guten schnellen ersten Schritt am Gegner vorbei Richtung Korb, aber dann ist Schluss mit seinem Können. Ich habe es schon in den Vorbereitungsspielen beobachtet: Er kann am Korb nicht vollstrecken. Immer wieder kommt er dank seiner beschriebenen Schnelligkeit gut zum Brett, nur um dann auch beste Möglichkeiten nicht in zählbares umzusetzen. Man soll keine Vergleiche ziehen, aber ich frage mich dann jedesmal, was hätten Kyle Hines oder Marcus Slaughter daraus gemacht?

Eine weitere Schwachstelle ist die kaum vorhandene Fähigkeit der Aufbauspieler zum Korb zu ziehen. Eine Ausnahme bildet Anton Gavel, aber weder John Goldsberry noch Gipson, Schmidt oder Tadda suchen häufig den Weg zum direkten Abschluss am Brett. Sie verlassen sich zu sehr auf den Wurf von aussen. Darauf kann sich ein Gegner einstellen, wie es Alba Berlin in den beiden Spielen gegen Bamberg perfekt getan hat. Nimmt man Bamberg den Dreier, dann kann man davon ausgehen, dass man sehr gute Chancen auf den Sieg hat. Denn das Centerspiel genießt in den Bamberger Angriffsvariationen nicht gerade Priorität A. Zu häufig verlässt man sich auf den Distanzwurf. Läuft es gut und fällt der Dreier zuverlässig, dann hat man auch in Malaga und Moskau eine Siegchance. Fällt er aber nicht, dann kommen dann halt solche Ergebnis wie die gegen Berlin zustande.

Vielleicht hat man sich aber auch durch die deutlichen Siege in der Bundesliga gegen schwächere Teams etwas blenden lassen und gedacht, man könnte mit Halbgas gegen Alba bestehen. Spiele gegen Berlin sind die Mutter aller Schlachten, da müssen alle Akteure mit Schaum vor dem Mund auflaufen, sich vor Ehrgeiz und Einsatzwillen zerreißen. Ein wenig kam mir die Begegnung wie Not gegen Elend vor. Berlin hatte auch nicht gerade seinen besten Abend erwischt, zum Erfolg gegen schwache Bamberger hat es aber dennoch gereicht. Gratulation dafür an die Berliner.

Ich bin mir fast sicher, am Samstag gegen den MBC wird Bamberg hoch gewinnen, Teddy Gispon 12 und Sharrod Ford 14  Punkte (oder so ähnlich) erzielen, und alle werden wieder das Loblied anstimmen, was für tolle Basketballer die beiden sind. Und alles ist wieder Friede-Freude-Eierkuchen.

Aber Leute, lasst euch nicht blenden, diese Saison kann noch ganz böse enden, wenn nicht an einigen Stellschrauben gedreht wird. Die nächste Bewährungsprobe steht nämlich kurz bevor, in Gestalt des aufstrebenden Bayern München, welcher den Platzhirsch Bamberg im Pokal Anfang Februar herausfordern wird.

Nach dem FCB ist vor dem FCB

Ein Spiel gegen den FC Barcelona, noch dazu wenn es mit einer Niederlage endet, kann kein Gradmesser für den Zustand einer Mannschaft sein. Man darf ein Team nicht am Erfolg oder Misserfolg gegen eine der besten europäischen Mannschaften messen. Aber ein paar Bemerkungen müssen erlaubt sein.

Die alten Probleme sind geblieben, Besserung ist nicht in Sicht. Wie ich schon vor zwei Wochen an dieser Stelle schrieb, Bamberg ist immer noch ein Team ohne Führung. Mittlerweile bin ich mit meiner Meinung nicht mehr alleine. Mit wem ich auch nach dem Spiel gegen Barcelona am Donnerstag sprach, keiner zeigte sich mit dem Aufbau im Bamberger Spiel zufrieden. Auch die treuesten Goldsberry Fans erkannten (endlich) seine Defezite im köperlichen Bereich und übten starke Kritik an seiner Weiterverpflichtung im Sommer.

Auch Ford stand weder im Zentrum der Kritik, aber ich möchte seine Personalie nicht zum wiederholtem Male diskutieren. Meine Meinung zu ihm ist bekannt und dürfte sich auch in Zukunft nicht so schnell ändern.

Am Sonntag gibt sich der nächste FCB die Ehre. FC Bayern München ist der Gegner und nur die kühnsten Optimisten erwarten einen Sieg der Gäste. Mit der Leistung vom Donnerstag dürfte Bamberg diesmal gegen den anderen FCB die Oberhand behalten.

Team ohne Führung

Spätestens als sich die Leistungsträger vergangener Jahre verabschiedeten, musste den Fans klar sein, dass der Start in die Saison 2012/13 würde holprig werden. In der Phase des Umbruchs und Neuaufbaus ist es wichtig Spieler zu haben, die der Mannschaft Stabilität und Führung geben können. Dem Starting Five Aufbauspieler kommt dabei ganz entscheidende Bedeutung zu. Bamberg ging mit Gipson, Goldsberry, Schmidt und Gavel im Backcourt in die Saison. Sich auf Akteure zu verlassen, die entweder mehr als 1 Jahr verletzungsbedingt nicht gespielt haben (Goldsberry), noch lernen müssen (Schmidt), eigentlich keine richtigen Spielgestalter sind (Gipson & Gavel), war und ist sehr fahrlässig. Solch eine Strategie kann in Jahren gutgehen, in denen nicht die Mannschaft fast komplett neu zusammengestellt ist.

In der jetzigen Bamberger Lage muss man aber sagen, dass Experiment ist gescheitert. John Goldsberry machte zwar beim Sieg gegen Vilnius eine gute Partie, kann solche Leistungen aber zur Zeit nicht konstant bringen. Wann Daniel Schmidt nach seiner Erkrankung wieder auf dem Parkett stehen wird, ist noch unklar. Man sollte aber nicht den Fehler begehen, alle Hoffnungen auf Besserung im Spielaufbau alleine auf ihn setzen. Anton kann nicht in jedem Spiel den besten gegnerischen Akteur decken, im Angriff hochprozentig treffen und auch noch das Bamberger Spiel lenken. Alles zusammen funktioniert auf Dauer nicht.

Und Gipson ist sowieso ein spezieller Fall. Er ist mit unglaublichen Offensiven Fähigkeiten ausgestattet, ein Floor-General ist er aber nicht. Leitet er den Spielaufbau ist man als Fan hin- und hergerissen. Es gibt Tage, da überzeugt er als Regisseur, und dann gibt es Tage an denen er dem Bamberger Spiel kaum eine Struktur gibt. Diese Phasen können sich aber auch innerhalb einer Partie abwechseln. Konstant sieht aber jedenfalls anders aus. Und es soll keiner glauben, dass ein bald 33jähriger Basketballspieler sich noch groß weiterentwickeln kann. Wäre er 10 Jahre jünger, würde ich daran glauben.

John Goldsberry machte am Freitag gegen Vilnius ein gutes Spiel, er traf einen wichtigen Dreier und machte im Angriff keine großen Fehler. Aber kann man damit schon zufrieden sein? Kann er eine/seine Mannschaft dauerhaft führen? Ich habe da so meine Zweifel.

Ein weiteres Sorgenkind ist Sharrod Ford, der am Freitag ganz klar nicht seinen besten Tag hatte. Es kann nicht sein, dass am Ende der 24 Sekunden, die man im Angriff zur Verfügung hat, Sharrod Ford als letzte Option den Ball an der Dreierlinie bekommt und unter Zeitnot und Bedrängnis vom Gegner sein Glück suchen muss. Er ist nicht gerade als Dreiergott bekannt, dies sollte auch den Aufbauspielern bewusst sein. Und da kommt man wieder zum Eingangsthema Führung.

Latavious Williams wurde am Freitag früh beim McDonalds gesehen. Am Mittag erhielt ich die Nachricht, dass er nicht mehr für Bamberg spielen werde. Am Abend gibt brose baskets bekannt, Williams hätte sich einen Magen-Darm-Virus zugezogen und stehe deswegen nicht im Kader. Was stimmt jetzt? Was ist die Wahrheit? Ich weiß es nicht, man kann nur spekulieren. Vielleicht hat er sich wirklich nur den Magen verdorben, vielleicht steckt aber auch mehr dahinter. Spätestens am Montagabend werden wir es wissen, ob er der Partie gegen Frankfurt beiwohnt.

Ford fort! Williams weg?

Ja, wenn man so die Kommentare im Netz liest, dann war das gestern so etwas wie ein Offenbarungseid von Sharrod Ford.

Auch ich teile diese Ansicht. Nicht nur wegen seines gestrigen Auftrittes, sondern wegen seiner erkennbar gleichgültigen Art und dem Auftreten in den bisherigen Spielen.

Denn wenn Körpersprache etwas sagt, dann die von Ford im Vergleich  zu der seiner Mannschaftskollegen. Was die Mannschaft gestern gegen Vilnius zeigte, war endlich so, wie man es sich eigentlich von Anfang der Saison an gewünscht hätte. Auch wenn die Litauer der erhofft und erwartet schwache Gegner – außer Seibutis – war, so war von Anfang an zu spüren, dass man nicht gewillt war, eine weitere Niederlage in der Euroleague hinzunehmen.

Nach einem etwas „schlaffen“ ersten Viertel drehten eigentlich alle Spieler – wir spielten ja mit einer 9er Rotation, allerdings ohne einen – dermaßen auf, dass die Zuschauer in der Halbzeit nur noch über die Höhe des Sieges diskutierten.

Es war eine Freude zu sehen, wie vor allem der sog. Nachwuchs sich durchsetzte und besonders Neumann seine Chancen nutzte. Auch wenn er nicht so viele Punkte machte – ich hätte ihn gerne mal als MVP gesehen!

Allmählich merkt man auch die Ordnung im Aufbau und in der Verteidigung. Selbst Gipson, der für mich bisher mit der schwächste Verteidiger war, scheint sich in diesem System allmählich einzufinden. Lediglich sein Aufbau erscheint mir noch zu egoistisch zu sein, was vielleicht auch aus seiner Rolle in Frankreich herrührt, wo er möglicherweise viel auf sich alleine gestellt war. Der Pass zum besser postierten Mitspieler fällt ihm schon noch manchmal schwer.

Tja, und Williams… Da haben wir einen Spieler für die Euroleague verpflichtet und dann spielt er fast nie – auch wenn es gestern gesundheitliche Gründe waren (an Stego: es wäre schön, wenn das Publikum vielleicht erfahren könnte, warum ein Spieler nicht spielt).

Auch wenn sein Fehlen gestern nicht so tragisch war, wäre es für uns Zuschauer doch schön und wichtig gewesen, ihn endlich mal zu Hause zu sehen. Und er hätte sich, angesichts einer Mannschaft, die fast ihne Center spielte, sicher mal zeigen können. Aber so ist das nun mal im Leben.

Nun hoffen wir, dass der Anstieg der Form so weitergeht und auch die letzten Teile der Mannschaft begreifen, worum es hier in Bamberg geht.

Ein Interview mit Franz Stegner spät abends auf TV Oberfranken war da ein echter Motivator. Da hörte man durch, warum sich dieser Mann dermaßen für den Verein engagiert und sich aktiv einbringt! Mustergültig, danke Franz Stegner!