Bamberg gegen Berlin. Provinz gegen Weltstadt. Brat- gegen Curywurst. Bier gegen Weiße. Franken gegen Pfiekes. Gegenwart gegen Vergangenheit.
Herrlich, man könnte über das Traumfinale Bamberg gegen Berlin so viel schreiben, könnte alte Vorurteile aus dem verbalen Keller holen, könnte Argumente für den einen oder anderen finden. Dies spare ich mir jetzt, verweise statt dessen auf meinen Beitrag vor dem letzten Duell im März. An dem Inhalt und deren Aussagen gibt es im Grunde wenig zu änderen. Schon damals sagte ich ein Finale Bamberg gegen Berlin voraus.
Das Fieber steigt
Nein, krank bin ich nicht. Mich hat auch kein Grippevirus befallen oder sonst ein körperliches Gebrechen ereilt. Was steigt ist das Basketballfieber in mir. Die Vorfreude auf zwei Wochenenden, die aus einer bislang erfolgreichen Saison auch eine mit einem Titel machen kann.
Am Samstag steht die Mutter aller Schlachten an, das ewig junge Duell Berlin vs. Bamberg. Der ehemalige Branchenprimus versucht Revanche für das Debakel vom letzten Dezember zu nehmen. Alle Bamberger Basketballfans erinnern sich mit Freude an den 103:52 Sieg, als man Berlin in ein tiefes Tal der Tränen und in eine Sinnkrise schickte, an deren Ende im Januar und Februar ein Trainer und zwei Spieler gehen mussten. Die Liste der Berliner Akteure, die unter Coach Pavicevic ihr volles Leistungsvermögen nicht abrufen konnten (oder wollten) ist lang. Nicht jeder kam mit der jugoslawisch geprägten Art der Team- und Menschenführung zurecht.
Es ist doch wie im richtigen Leben und mancher von uns wird es aus dem Berufsleben oder aus seinem Sportverein kennen: Es gibt Menschen, die können begeistern und wecken den letzten Rest Einsatzbereitschaft oder Leidenschaft. Und es gibt es eben auch Trainer, die unverrückbar an ihrer Linie festhalten (was erstmal nicht schlecht sein muss). Doch wenn der Erfolg ausbleibt, und nichts anderes lässt sich über die letzten zwei Jahre sagen, dann muss etwas geändert werden. Jedes Jahr eine neue Mannschaft zusammenstellen kann eine Methode sein, brachte für Berlin aber auch nicht die Wende zum Besseren. Wer sich Spieler wie Sven Schultze oder Patrick Femerling ins Boot holt, deren sportliches Verfallsdatum sich bedrohlich nähert, braucht sich über mangelnden Erfolg nicht wundern. Letztlich wurde Luka Pavicevic seine mangelnde Bereitschaft zur Veränderung seiner taktischen Ausrichtung zum Verhängnis.
Von Luka Pavicevic befreit wurden auch gleich die Aufbauspieler Marinovic und Price abgeschoben und mit Heiko Schaffartzik, Taylor Rochestie und Raduljica (Center) drei neue verpflichtet. Während Schaffartzik kaum spielt und im Konzept vom neuen Trainer Katzurin keine große Rolle zu spielen scheint, ist die Verpflichtung Taylor Rochestie’s ein gelungener Schachzug. Er macht den Unterschied, kann er doch zum Korb ziehen oder auch aus der Distanz punkten. Ganz entscheidend wird es sein, ihn zu stoppen. Nimmt man ihn aus dem Spiel, stehen die Chancen auf einen Bamberger Sieg sehr gut.
Insgesamt habe ich den Verdacht, Berlin liegt Bamberg als Gegner. Mangelnde Einstellung oder Motivation kann man bei den Bamberger Spielern sicherlich ausschließen. Und einschüchtern, wie noch vor kurzem in Göttingen passiert, wird man sich auch nicht mehr lassen. Die Vorteile Bambergs liegen auf den Positionen 1 und 4 und in der Defensive. Der geballten (offensiv und defensiv) Power von Goldsberry, Gavel, Roberts und Tadda hat Berlin quantitativ nichts entgegenzusetzen. Peja Suput hat als Power Forward in der Liga sowieso keinen Gegner zu fürchten, sofern er denn die richtige Einstellung zu Spiel und Gegner findet. Aber da habe ich keine Bedenken, gegen Berlin zeigte er bislang immer gute Leistungen.
Wie schon erwähnt, die Partie wird in der Abwehr entschieden. Die Liste der Mannschaften, die an Bambergs Defensive in dieser Saison schon verzweifelten ist lang. In engen Spielen machte dann meist die Abwehr den Unterschied zugunsten der Franken. Nicht selten stürmen die Aufbauspieler Goldsberry, Gavel oder Roberts wie ein Hornissenschwarm auf den gegnerischen Guard zu und bringen ihn durch doppeln in Bedrängnis. Dies könnte auch gegen den Berliner one-man-Aufbau in Gestalt von Rochestie ein probates Mittel sein.
Ich freue mich auf diese Partie, von mir aus kann das Vorgeplänkel in den Play-off in Form von Viertel- und Halbfinale entfallen und Berlin und Bamberg gleich im Finale den deutschen Meister ausspielen.
Wer wird Meister?
Eigentlich kann Bamberg sich nur selbst schlagen. Dies ist keine Arroganz, sondern die logische Schlussfolgerung der in dieser Saison gezeigten Leistungen. Bamberg marschierte sehr souverän durch die Hauptrunde und gab sich in den bisherigen Play-off Partien nur wenige Blößen. Zuhause ist man eine Macht, einzig auswärts im Artland ließ man die gewohnte Konstanz vermissen. Aber Motivationsprobleme erwarte ich gegen Berlin nicht. Ausserdem freuen sich nicht nur die Fans auf die Berliner, auch der Mannschaft würde ein Meisterschaftsgewinn geben die Albatrosse sicherlich große Zufriedenheit geben.
Alba musste in beiden bislang gespielten Play-off Serien über die volle Distanz gehen, setzte sich keineswegs dominant durch, Konstanz sieht anders aus. Unterschätzen darf man Berlin aber auf keinen Fall, sie sind auf fast allen Positionen gut besetzt.
Das Feld ist bereitet, mögen die Spiele beginnen!
Als Einstimmung ein Rückblick auf das Spiel, welches sich in der Historie beider Klubs unauslöschlich eingebrannt hat. Allerdings aus verschiedenen Gründen: