Ist es Unvermögen oder schlicht Pech, dass Bamberg nach der 65:68 Niederlage gegen Malaga, nun schon das vierte Spiel in der Runde der letzten 16 Mannschaften mit 3 oder weniger Punkten verliert? Ich würde es als Unvermögen einstufen. Bamberg ist trotz der Neuzugänge Massey und Walsh immer noch ein Team ohne Führung.
Der einbeinige Goldsberry ist weit von seiner Bestform entfernt und es ist nach wie vor sehr fraglich, ob er jemals wieder konstant gute Leistungen zeigen kann. Gerade in der Euroleague sieht man seine Defizite in der Athletik und Schnelligkeit ganz deutlich. Diese Mängel könnte man noch durch Spielintelligenz und Erfahrung wettmachen. Jedoch nicht mehr John Goldsberry. Noch ist es zu früh über den Kader für die nächste Saison zu sprechen. Aber für die Ambitionen Bambergs ist ein Goldsberry eher hinderlich.
Ob die Addition von „Tim-Begley-Reloaded“ Matt Walsh die Mannschaft besser macht, kann ich noch nicht beurteilen. Mir ist jedenfalls beim Aufwärmen vor der Partie aufgefallen, dass Walsh nur etwa jeden dritten Wurt traf. Dies setzte sich leider auch im Spiel fort. Aber ihm sollte man nicht nach einem Spiel beurteilen. Die Bamberger Verantwortlichen werden sich bei seiner Verpflichtung schon etwas gedacht haben, stand er doch schon länger auf dem Wunschzettel von Coach Fleming.
Wie ein roter Faden zieht sich seit Saisonbeginn die Schwäche auf den großen Positionen durch das Bamberger Spiel. Kein einziger Power Forward oder Center bringt auch nur annähernd konstante Leistungen. Maik Zirbes zahlt Partie für Partie Lehrgeld. Woher soll er auch die Erfahrung auf höchstem europäischen Level haben?
Gleiches gilt für Ford und Ogilvy, die in ihren bisherigen Stationen keine einzige Minute Euroleague-Erfahrung sammeln konnten. Trotz seiner 16 Punkte gegen Malaga sucht Boki Nachbar immer noch seine Form. Er will Verantwortung tragen und er will die Spiele entscheiden, doch bei der Wahl der Mittel greift er öfters daneben. Er will die Entscheidung häufig mit schlechten Würfen erzwingen, was leider nicht immer gelingt. Da wäre eine cleverere Schussauswahl manchmal hilfreich.
Karsten Tadda kann vor dem Spiel beim warm-up 100 Dreier treffen, in so einer engen Partie muss er einfach eiskalt seine Möglichkeiten nutzen. Zweimal hatte er gegen Malaga die Chance dazu, beides Mal fand sein Dreierversuch (obwohl in sehr freier Wurfposition) nicht den Weg durch den Ring. Wobei man wieder bei der Eingangs gestellten Frage ist: Unvermögen oder Pech? Die Fähigkeit die Big-Points zu machen, eiskalt seine Möglichkeiten zu nutzen kann man nur bedingt lernen. Entweder man hat es, oder man hat es nicht. Dies sind dann die Momente, wo Basketball zum Sport für echte Männer wird, durch deren Adern kein Blut sondern Eiswasser fließt. Von dieser Spezies scheint es leider im Bamberger Team 2012/13 nur wenige zu geben.
Wie oft in den vergangen Wochen hat man sich als Fan eigentlich darüber beklagt, die Spieler hätten nicht alles geben, sind zu spät aufgewacht, oder haben in der Abwehr Lücken gezeigt, die an einen Schweizer Käse erinnern? Die Antwort lautet: viel zu oft! Und trotzdem könnte man mit mehr Können oder Glück mit einer 4:4 Bilanz in der Euroleague sehr gut dastehen. Aber „hätte-wäre-wenn“ gibt es nicht, schon gar nicht im Basketball.