Um es gleich einmal klarzustellen: Oldenburg hat verdient mit 78:67 in Bamberg gewonnen. Aber wer ein Basketballspiel gewinnt, muss nicht immer die bessere Mannschaft gewesen sein. Oldenburg war nicht unbedingt als Team besser, sie hatten einfach nur einen überragenden Einzelspieler. Je’Kel Foster hätte vermutlich auch mit verbundenen Augen einhändig rückwärts durch die Beine am Mann seine Dreier getroffen. Die Spielfeldecke vor der Bamberger Bank heißt ab Samstagabend „Foster Corner“. Der Oldenburger traf im dritten Viertel fast alles und erledigte die Bamberger damit im Alleingang.
Ich möchte jetzt nicht vergangene Zeiten glorifizieren, aber spätestens nach dem zweiten Drittel hätten ein Helmanis oder Stafford den guten Foster mal zu verstehen gegeben, was „not in my house“ bedeutet. Einer der Knackpunkte der Niederlage war sicherlich die fehlende Bamberger Härte. Vielleicht liegt es an den Erfahrungen die die Oldenburger in der Euroleague sammelten, jedenfalls konnten die Hausherren der Härte nichts entgegensetzen. Mit Härte sind nicht unfaire, hinterlistige Aktionen gemeint. Nein, es ist das Ausreizen dessen, was die Schiedsrichter zuließen. Bamberg hatte bis zur Schlussphase, als man „stop-the-clock“ spielte und mit Fouls den Gegner an die Freiwurflinie zwang, erheblich weniger Fouls begangen. Dieses fehlende körperliche Dagegenhalten gegen aggressivere, flinkere Gegenspieler hat die Partie mitentschieden.
Warum der Bamberger Coach Chris Fleming zeitweise mit Garrett (dessen körperlichen Defizite gegen Akteure, wie sie Oldenburg hat, deutlich wurden), Wyrick und Taylor spielte, wird immer sein Geheimnis bleiben. Warum auch nicht mehr versuchte wurde über Brown und Pleiß zu gehen, weil die Oldenburger Centergarde nicht unbedingt ihren besten Tag erwischte, werden wir auch nicht mehr erfahren.
Auch nicht ihren besten Tag hatten die Bamberger Aufbauspieler, die wie auch schon in Trier dem Spiel nicht ihren Stempel aufdrückten. Anton Gavel scheint sich momentan in einem Leistungsloch zu befinden, seine grandiose Vor-Weihnachtsform scheint verloren gegangen zu sein. Und John Goldsberry läuft seiner Form seit einem Jahr schon hinterher.
Nichts Neues ist auch die Tatsache, dass Bamberg Probleme hat Spiele zu gewinnen, wenn der Dreier nicht fällt. Dann scheint es unmöglich das Spielsystem umzustellen und mehr das Inside-Play zu installieren. Da die nötigen Impulse und Vorgaben zu geben, ist Aufgabe des Trainerstabs.
Nun wissen wir Bamberger Fans, dass Erfolge gegen Gießen, Paderborn und Trier nichts bedeuten, dass Bamberg bis zur absoluten Bundesligaspitze noch ein wenig fehlt.
sehr guter artikel, allerdings finde ich die schwäche des trainerstabs, keinerlei flexibilität bei der systemwahl, defensiv so wie offensiv, noch deutlich eklatanter als hier beschrieben wird 😉
@ cj_xxl: Um ehrlich zu sein, ich habe immer noch keine abschließende Meinung zum Bamberger Trainer. Nach manchen Spielen finde ich, er hat gutes Coaching abgeliefert. Und nach manchen Partien, schüttele ich nur ratlos den Kopf. Mein Trend geht aber ganz klar zu letzterem.
der artikel trifft den nagel wieder einmal auf dem kopf. das problem in bamberg steht nicht auf dem feld, das problem sitzt auf der bank!
@wbeyersdorf: ich tendiere auch zu letzterem, allerdings habe ich mir noch nie gedacht: ja, das war jetzt richtig gut gecoacht.
@dunking tazte: mit der phrase „sitzt auf der bank“ triffst wiederum du voll ins schwarze: nicht nur woltmann und fleming, sondern auch taylor, garrett und wyrick (mittlerweile sogar goldsberry), sind trotz hoher sympathie, einfach zu schwache „bank-er“ :)…es sollte schon unser anspruch sein richtige backups zu haben, als nur triste rollenspieler – was wiederum auf die coaches zurückzuführen ist – schließlich haben sie diese spieler verfplichtet.