Ein Testspiel ist genau das, was es ist: man testet sich und den Gegner. Man sollte nicht den Fehler begehen, das Ergebnis überzubewerten und falsche Schlüsse zu ziehen. Aber oft kann man aus Testspielen, bei denen es eigentlich um die goldene Ananas geht, schon einen Trend erkennen, wohin die Reise in der kommenden Spielzeit geht. Und bei Bamberg zeigt der Daumen eindeutig nach oben.
80:54 lautete das Endresultat des Freundschaftsspiels gegen den oberfränkischen Nachbarn aus Bayreuth. 26 Punkte Unterschied spiegelten auch das Kräfteverhältnis wider. Bamberg hatte über weite Phasen Lust auf richtigen guten Basketball und Bayreuth wollte, aber konnte nicht. Das Hauptinteresse der zahlreichen Zuschauer in der überfüllten Halle in Breitengüßbach (mal ganz nebenbei: es war schon fast unverantwortlich wieviele Zuschauer in die Halle gelassen wurden. Die Aufgänge und die Fluchtwege waren voll von Menschen und an der Grenze des Zumutbaren) galt natürlich den Bamberger Neuzugängen.
Von denen stand Kyle Hines als einziger in der Anfangsformation. Mit offiziell 1,96 Metern ist er ja nicht der größte, trotzdem kommt er als Center zum Einsatz. Was mir vor dem Spiel sofort auffiel: Seine Waden haben eine Größe die eines Radrennfahrers würdig wären. Dies lässt auf enorme Sprungkraft schließen. Und schon nach wenigen Minuten in der Partie wird klar, dieser Typ ist krass! So ein wenig ein Jeff Gibbs Klon, nur noch beweglicher und schneller, dafür aber mit keinem Schuss aus der Distanz. Muss er aber auch nicht können, unter dem Korb überzeugt er dafür umso mehr. Seine Bewegungen um die Gegenspieler herum mit abschließendem Dunking sind klasse. Er ackert, er kämpft um jeden Ball, er gibt alles. Denke die Bamberger Fans werden ihn lieben.
Der andere Neuzugang ist Reyshawn Terry und ist auch ein richtig guter. Eigentlich auf der Position 3 zu Hause, kam er gegen Bayreuth aber auch auf der 4 zum Einsatz, wobei er mich aber mehr auf der kleineren Position überzeugte. Da kommt seine Beweglichkeit, Athletik und sein sicheres Schusshändchen mehr zur Geltung. Aber auch direkt unter dem Korb wusste er sich gekonnt in Szene zu setzen. Da spielte er seine körperliche Robustheit voll aus.
Mit Hines und Terry haben zwei Spieler den Weg nach Bamberg gefunden die ein echtes Upgrade zu Brown, Worthington und Garrett darstellen. Athletik, Spielverständnis und Einsatzbereitschaft scheinen bei den beiden US-Amerikanern reichlich vorhanden zu sein.
Kurz noch ein paar Sätze zu Neumann, Stuckey und Land. Letzteren kennt man ja schon aus der vergangenen Saison. Interessant war am Dienstag zu beobachten, dass Land den Vorzug vor Neumann erhielt. Letzterer soll aber bereits im Vorspiel mit Breitengüßbach im Einsatz gewesen sein und deshalb nur wenig Minuten erhalten haben. Stuckey wusste durchaus zu gefallen. Er traute sich einiges zu und Athletik ist bei ihm sowieso kein Thema. Ob die Youngsters allerdings viel Einsatzzeit erhalten werden, wenn es im Ligabetrieb Ernst wird, ist zu bezweifeln. Es gibt schon genug andere gestandene Akteure die sich um die raren Spielminuten streiten werden.
Das deckt sich genau mit meinen Beobachtungen. Ich denke, da haben wir zwei „Neue“, die sich schnell zu Publikumslieblingen entwickeln werden. Endlich mal kein „Griff ins Klo“!
Übrigens – alle Jugend- bzw. Nachwuchsspieler waren bei Güssbach vorher im Einsatz. Aber ich sehe vor allem Stuckey uns Land im Einastz. Für Neumann wird sich hauptsächlich das Training mit der ersten Mannschaft lohnen. Und Schmidt scheint mir mehr ein „Nenn-“ Deutscher zu werden.