Der Allstar-Break markiert nicht nur in der NBA so etwas wie die Mitte der Saison. Zeit zum Luftholen, zum Überdenken bisheriger Erfolge oder Misserfolge oder einfach nur ein Zwischenfazit zu ziehen.
Wie an dieser Stelle schon mehrfach geschrieben, erleben die Bamberger Fans eine Saison, die es so noch nie gegeben hat. Die letzten Jahre wurden die Anhänger zu Beginn der jeweiligen Spielzeiten nicht gerade verwöhnt. Regelmäßig kriselte es, es wurden mehr Partien verloren als gewonnen und die Trainer Fleming und früher Bauermann standen im Kreuzfeuer der Kritik. Davon nehme ich mich ausdrücklich nicht aus.
Doch diese Saison ist vieles anders, denn Spiel um Spiel wurde gewonnen. Anfangs besiegte man die Gegner noch einstellig oder im niedrigen zweistelligen Bereich. Auch gab es knappe Erfolge, wie die Siege in Gießen oder gegen Artland mit einem bzw. zwei Zählern Unterschied. Doch je mehr Erfolge erzielt wurden, desto höher stieg das Selbstvertrauen und umso deutlicher wurden die Gegner in die Schranken gewiesen. In den letzten acht siegreichen Partien wurden die Kontrahenten mit fast 30 Punkten Unterschied vom Feld geschickt. Und es waren mit Berlin, Oldenburg, Trier oder Ulm keineswegs Laufkundschaft darunter.
Ein ganz wichtiger Baustein zur Siegesserie in der Bundesliga sind die Erfolge in der Euroleague. Bamberg schaffte zwar nicht den Aufstieg in die nächste Runde, die Siege gegen Piräus, Madrid und in Malaga bleiben unvergessen. Außerdem zeigten diese Spiele der Mannschaft, dass sie im Konzert der Großen auf europäischer Bühne nicht nur die dritte Geige spielen, sondern mithalten können. Dieses Wissen erzeugt ein ungeheures Selbstvertrauen und ein Glauben an die eigene Stärke. Die Gegner werden nicht einfach besiegt, sie werden zermürbt, regelrecht demoralisiert.
Basis der Siege ist eine überragende Abwehrarbeit, die mit den wenigsten Fouls der Liga auskommt. Selbst bisherige Abwehrallergiker wie Brian Roberts haben sie in dieser Saison zu starken Verteidungsministern entwickelt. Im Angriff ist man so variabel aufgestellt wie keine andere Mannschaft. Man ist schlicht und ergreifend nicht ausrechenbar. Fast jeder Bamberger Akteur ist in der Lage von allen Positionen zu treffen und eine zweistellige Punkteausbeute aufzulegen. Kurzum: Es macht Spaß die Spiele anzusehen. Viele Jahre lang wurden die Fans mit ermüdender Defensivtaktik und 65:58 Ergebnissen gequält. Unter Coach Fleming ist dies anders geworden, zumindest diese Saison. Ich erfreue mich immer wieder an der Spielweise und bin überrascht, wie es Bamberg ständig schafft, dem Gegner seine Willen aufzudrücken. Und sollte es einmal ein Phase in einer Partie geben, in der der Gegner die Oberhand gewinnt, dann bittet Fleming zur Auszeit und stellt seine Jungs neu ein. Und das faszinierende daran ist, es wirkt auch meistens.
Geht es immer so weiter? Nein, davon ist nicht auszugehen. Die nächsten Aufgaben bringen mit Bremerhaven, Frankfurt, Braunschweig und Artland alles Mannschaften, die unter den ersten sechs der Tabelle stehen. Die nächsten vier Wochen postuliere ich jetzt zu den Wochen der Wahrheit. Ich gehe nicht davon aus, dass jedes dieser Spiele gewonnen wird, dies wäre zu vermessen. Aber zuzutrauen ist es diesem Bamberger Team allemal.