Dirk Bauermann ist seit dem 1. Dezember 2003 Bundestrainer der deutschen Nationalmannschaft. Dieses Amt führte er in Doppelfunktion fast 5 Jahre aus, ehe er als Headcoach Bambergs zurücktrat. Schon 2008 gab es Diskussionen, dass ein Nationaltrainer nicht gleichzeitig einen Klub betreuen darf, geregelt ist dies angeblich in einem Grundlagenvertrag zwischen Basketballbund und Bundesliga. Seinen Rückzug als Bamberger Trainer begründete Bauermann damals wie folgt:
„Die Grenze der persönlichen Belastbarkeit war erreicht. Außerdem stehen Aufgaben an, die für den deutschen Basketball so wichtig sind, dass sie ein 100-prozentiges Engagement erfordern, auch zeitlich.“
3 Jahre lang fungierte Bauermann nur noch als Nationaltrainer und konnte mit der Teilnahme an den olympischen Spielen 2008 einen großen Erfolg feiern. 2009 und 2010 lief es bei den Europa- und Weltmeisterschaften weniger rund, beide Male kam die Nationalmannschaft (ohne Dirk Nowitzki) nicht sehr weit und schied früh aus. Nicht unbedingt ein Argument gegen die Doppelfunktion.
Nun hat Dirk Bauermann mit Bayern München den Aufstieg in die erste Liga geschafft. Die Verantwortlichen in der bayerischen Landeshauptstadt wollen nicht kleckern, sondern klotzen und nehmen nächste Saison viel Geld in die Hand, um möglichst schnell Erfolge zu feiern. Laut Aussage von Uli Hoeness, seines Zeichens Präsident des Gesamtvereins FC Bayern München, strebt man einen Etat von mindestens 6 Millionen Euro an, womit man sofort unter den Top 5, wenn nicht in den Top 3, was die finanzielle Grundausstattung betrifft, wäre. Wo bei anderen Klubs ein nicht unerheblicher Anteil des Etats für administrative Zwecke wie Geschäftsstelle, Verwaltung oder Marketing aufgewendet werden, belasten diese Dinge sicherlich nicht das Budget der Basketball-Abetilung, sondern werden vom Hauptverein getragen. Also ist davon auszugehen, dass unter dem Strich nicht weniger Geld für Spieler zur Verfügung stehen wird, als bei den Branchengrößen Bamberg, Berlin und Oldenburg. Wobei ein hoher Spieleretat noch lange keinen sportlichen Erfolg garantiert, wie man in Berlin und Oldenburg sieht. Aber dies ist ein anderes Thema.
Zurück zur Personalie Bauermann: Oft wird als Argument gegen eine Doppelfunktion angeführt, er sehe die Nationalmannschaftsaspiranten nur zweimal in der Saison bei den jeweilgen Spielen gegen Bayern München. Dies ist insofern nicht zutreffend, da von jeder Bundesligapartie Videoaufnahmen angefertigt und innerhalb von zwei (?) Tagen im Internet zum Abruf bereitgestellt werden müssen. Zugang haben nur die jeweilgen Bundesligavereine und bestimmt auch der Bundestrainer.
Ansonsten fällt mir kein sachlicher Grund mehr ein, dass ein Bundes- nicht auch Vereinstrainer sein sollte.
Dirk Bauermann ist eine Reizfigur. Mit ihm ist es wie mit Thomas Gottschalk, Michael Schumacher oder Nina Hagen: Entweder man mag sie, oder man mag sie nicht. Irgendetwas dazwischen gibt es nicht. Sein Auftreten ist von starkem Selbstbewußtsein geprägt und findet nicht nur Freunde. Ich behaupte, wenn ein anderer Bundestrainer wäre (zum Beispiel Bonn’s Michael Koch), dann würde die Diskussion über eine Doppelfunktion längst nicht so heftig geführt werden.
Ich habe den Eindruck, hier geht es schon lange nicht mehr um eine sachliche Auseinandersetzung, sondern es werden alte offene Rechnungen beglichen. Und unterschwellig schwingt auch mit, dass in Gestalt von Bayern München am Horizont ein neuer Faktor auftaucht, von dem in der Zukunft eine Dominanz ausgehen kann, vor der sich die meisten Vereinsverantwortlichen und auch Funktionäre fürchten. Welche Strahlkraft die Marke Bayern München, auch schon im Basketball, besitzt, zeigt das jetzt schon vorhandene enorme Medieninteresse. Liveübertragung der ProBA Partie gegen Würzburg, 20 Minuten Bericht in Blickpunkt Sport im Bayerischen Fernsehen und ständig Artikel in den großen Münchener Tageszeitungen – mit Dirk Bauermann im Mittelpunkt als Anchorman des Projekts. Nicht wenige ballen angesichts des Aufstiegs in die Beletage des deutschen Basketsball schon jetzt die Faust in der Tasche. Erst führt er Bamberg von Aschenputtel zum Primus des Liga und nun hat er mit München ähnliches vor. Wobei die Vorraussetzung bei den Bayern um einiges besser sind, denn er hat von Anfang an ein funktionierendes Umfeld und ausreichend Geld zur Verfügung. Es ist doch klar, dass ein solches Vorhaben, noch dazu, wenn man wie Bauermann zugleich Bundestrainer ist, auf Mahner, Bedenkenträger und Neider trifft.
Vielleicht ist aber diese ganze Diskussion sowie nach den diesjährigen Europameisterschaften hinfällig, wenn die direkte Qualifikation zu den olympischen Spielen 2012 in London verpasst wird. Dann würde die Nationalmannschaft erst wieder 2013 zur Europameisterschaft in Slowenien ernsthaft ins Geschehen eintreten und einen Trainer brauchen.
„Liveübertragung der ProB Partie gegen Würzburg, 20 Minuten Bericht in Blickpunkt Sport im Bayerischen Fernsehen und ständig Artikel in den großen Münchener Tageszeitungen – mit Dirk Bauermann im Mittelpunkt als Anchorman des Projekts.“
Es war eine ProA Partie. Dies zum einen. Zum anderen mag ich den FC Bayern nicht. Es bleibt zu hoffen, dass Bamberg seine Jungs zusammen halten kann oder ob doch „der Lockruf des Goldes“ den einen oder anderen aus Franken weg zu den Seppls treibt. Ein neues Feindbild entsteht ………