Die platten Sprüche über den erlegten Eisbären usw. erspare ich mir jetzt mal an dieser Stelle. Viel wichtiger ist, dass Bamberg im Play-off Viertelfinale mit 1:0 in Führungen gegangen ist. Wie hoch der Gegner bezwungen wird, ist in den Play-off generell egal. Es gibt zwar Anhänger der Theorie, man müsse den Kontrahenten hoch und deutlich besiegen um deren Selbstvertrauen zu zerstören. Ich dagegen halte davon nichts, jedes Spiel ist anders und muss auch erst gespielt werden.
Der 91:80 Erfolg Bambergs gegen Bremerhaven war verdient aber glanzlos. Lange, sehr lange Zeit war die Partie ausgeglichen und es war nicht vorhersehbar, wer gewinnen würde. Auch, wenn mein Sitznachbar mehr zu den Pessimisten zuzurechnen ist und eine Niederlage prophezeite, war mir klar, dass sich die Qualität Bambergs irgendwann einmal durchsetzen müsse. Nach dem Dreier von Casey Jacobsen zum 82:75 war ich mir siegessicher. Bamberg besitzt einfach die Fähigkeit in den wichtigen entscheidenden Phasen eines Spiels sich unheimlich zu fokussieren und die eigene Fehlerquote zu minimieren. Eine Eigenschaft, die in dieser Saison schon oft den Unterschied ausmachte.
Bremerhaven verstand es nahezu perfekt die wenigen Schwächen im Bamberger Spiel auszunutzen. Im ersten Viertel trafen sie ihre Würfe, Bamberg nicht. Dadurch setzten sie die Oberfranken so unter Druck, dass diese ein wenig ins Schwimmen gerieten. Der Schlüssel zu der bisher grandiosen Saison liegt eindeutig in der Abwehr, denn die Defensive ist in der Lage jede deutsche Mannschaft zu stoppen. So wurden auch die Nordlichter zu schlechten Würfen gezwungen und trafen folgerichtig nicht mehr so hochprozentig wie noch in der ersten Halbzeit.
Insgesamt bin ich mit dem Erfolg zufrieden, ich habe schon ganz andere erste Play-off Partien mit schlechterem Ausgang für Bamberg gesehen. Vielleicht war so eine Partie, bei der man gleich mal an seine Grenzen gehen und alles geben musste, gar nicht so verkehrt. So weiß die Mannschaft nun, man muss in jeder Partie immer alles geben – auch und gerade von Anfang an. Nur wenn die Intensität von Beginn an vorhanden ist, können die Play-off für Bamberg ein Erfolg werden.
Im Folgenden nun die total subjektive Einzelkritik der Bamberger Akteure:
Goldsberry (3 Punkte): Ihm merkte man sein Knieprellung noch an, spielte er doch ungewohnt gehemmt und ließ die letzte Spur Intensität vermissen. Er hat noch Luft nach oben.
Terry (10): Soll ich mit seiner Leistung nun zufrieden sein oder doch nicht. 10 Zähler und 8 Rebounds klingen auf den ersten Blick ganz gut. Auf den zweiten Blick will er zu oft mit dem Kopf durch die Wand. Er hat zwar die Athletik auch gegen zwei Gegenspieler zum Korberfolg zu kommen, doch ein Pass zum besser postierten Nebenmann wäre manchmal besser.
Suput (11): Auch bei ihm lief zu Beginn der Partie vieles verkehrt. Ungewohnt viele Ballverluste leistete er sich, als die Mannschaft Stabilität gebraucht hätte. Er fing sich dann aber doch im Laufe des Spiels und zeigte sein gewohntes Programm.
Tadda (3): Abwehr hui, Angriff pfui. Aber dies ist ja nichts Neues.
Pleiß (15): 15 Punkte, 12 Rebounds in nur 18 Minuten Spielzeit. Tibor, dies war eine starke Vorstellung. Manche Fans beklagen sich. Tibor spiele nicht konstant genug und er könne Gegenspieler nicht dominieren. Diese Argumente kann ich verstehen, aber er spielt nunmal unter den Körben, dort wo Basketball Männersport ist und viel mit Erfahrung zu tun hat. Erfahrung, die er gerade sammelt. Man darf auch nicht vergessen, er ist, nicht nur gegen Bremerhaven, der effektivste Bamberger Akteur.
Roberts (17): Über ihn braucht man eigentlich nur noch ein Wort verlieren: Unglaublich! Er reißt die Mannschaft mit, er ist der Go-to-Guy, er ist der Clutch-Player. Sperrt ihm sämtlich Kommunikationsmittel wie Handy und Internet, damit ja kein anderer Klub mit ihm Kontakt aufnehmen kann. Brian Roberts muss bleiben.
Jacobsen (15): Im alllgemeinen Jubel ging seine Leistung ein wenig unter. Nicht nur, die pure Anzahl der Dreier (vier) war eindrucksvoll, sondern der Zeitpunkt, wann er seine Bomben von Downtown traf. Der Distanzwurf zum 82:75 war wohl der wichtigste.
Gavel (9): Anton der Wusler, Anton der auf-die-Nerven-geher, Anton der Mann für die wichtigen Momente (des Basketballs). Kein Wunder, dass sich viele Berliner ihn als Neuzugang wünschen.
Hines (8): Täusche ich mich, oder haben sie die Gegenspieler die letzten Wochen besser auf ihn eingestellt? So dominant wie noch in den ersten Saisonmonaten agiert der bullige Center nicht mehr. Angeblich soll Bayern München Interesse an ihm und Terry haben. Kann mir aber gut vorstellen, dass die Oberbayern Angebote an die halbe Liga verschicken.