Bamberg im Finale – in den letzten Jahren kein ungewohnter Zustand. Um jetzt ein wenig die Statistik zu bemühen: nach 2003, 2004, 2005, 2007 und 2010 stehen die Bamberger Basketballer nun nach dem 83:55 Sieg gegen Quakenbrück erneut im Finale um die deutsche Meisterschaft (Nostalgiker werden sich aber bestimmt auch noch an das verlorene Finale zu Beginn der 90er gegen Leverkusen erinnern).
Ein harter Kampf war die fünfte Partie zwischen beiden Mannschaften nicht, lediglich am Anfang hielten die Artländer mit. Aber je länger die Partie dauerte, umso mehr schwanden deren Kräfte. Kein Wunder, denn nach Seggelke, Strasser fiel am Spieltag auch noch Nathan Peavy kurzfristig aus. So wurde die Rotation immer kürzer, folglich mussten die anderen Akteure mehr spielen. Bambergs Coach Fleming konnte dagegen aus dem vollen schöpfen und leistete sich den Luxus keinen seiner Spieler länger als 25 Minuten Einsatzzeit geben zu müssen – mit Ausnahme Casey Jacobsens, der 33 Minuten auf dem Feld stand.
Den Unterschied machte also die stärker besetzte Bamberger Bank. Wer einen Brian Roberts, anstatt Andrej Mangold bei den Gästen, als 6. Mann zum Einsatz bringen kann, ist klar im Vorteil gegenüber seinem Gegner. Der Kräfteverschleiß war letztlich der entscheidende Faktor, der die Serie zugunsten der Bamberger entscheiden ließ. Wichtig war natürlich auch Heimrecht zu haben, denn dafür plagt man sich 34 Spieltage lang in der Hauptrunde ab, um in den Play-off in den entscheidenden fünften Spielen dann vor eigenem Publikum spielen zu können. Für Bamberg ist das Heimrecht sehr wichtig, bedeutet es doch, neben einer nicht ganz kleinen zusätzlichen Summe an Eintrittsgeldern, auch vor den eigenen Fans zu spielen.
Am Dienstag war die Stimmung in der Stechert Arena wieder einmal großartig. Die Zuschauer, sofern sie denn für Bamberg waren, übertrugen noch mal die letzten Prozent Energie auf die eigene Mannschaft. Glaubt man den Aussagen von Akteuren anderer Teams, dann freut sich keiner darauf in Bamberg spielen zu müssen. Schon gar nicht in den Play-off, wenn die Fans noch einen Gang höher schalten. Aber auch die Bamberger Spieler machten einen sehr fokussierten Eindruck, im Gegensatz zur verlorenen vierten Partie. Man ließ sich auf keinerlei Diskussionen mit Gegner oder Schiedsrichtern ein, bis auf eine Szene zur Halbzeit, als es eine kleine Rangelei zwischen Reyshawn Terry und einigen Artländer Bankspielern gab.
Bamberg agierte als Team, man warf also genau die Tugenden in die Waagschale, die auch in der bisherigen Saison zu vielen Erfolgen führte. Qukenbrücks Spiel war zu sehr auf wenige Akteure konzentriert. Haben Ryce, Bailey oder Fenn nicht ihren besten Tag – oder sie werden in ihren Möglichkeiten vom Gegner eingeschränkt – dann wird es für Artland schwer zu gewinnen.
Aber Bambergs Abwehr war wieder auf meisterlichen Niveau. Man doppelte geschickt an der Baseline die langen Artländer, setzte die Aufbauspieler schon in deren eigener Hälfte unter Druck, so dass für einen geordneten Spielaufbau dann nur noch wenige Sekunden auf der Schussuhr übrig blieben. Eine gute Abwehrarbeit nützt aber nichts, wenn man im Angriff nicht selbst zum Abschluss kommt. Dank des Ausfalls von Peavy hatte Bamberg aber gerade auf den großen Positionen eindeutig Vorteile. Nicht, dass man mich jetzt falsch versteht: Ich bin mir sicher, Bamberg hätte dieses Spiel auch gegen einen vollständigen Artländer Kader gewonnen. Aber schwerer wurde es für die Oberfranken durch den dünnen Kader der Gäste bestimmt nicht. Gerade Peja Suput hatte dadurch unter dem Korb freie Fahrt, die er wie gewohnt zu zahlreichen Punkten nutzte. Es ist immer wieder schön anzusehen, wie er mit seinem serbischen Tango die Gegner reihenweise sehr alt aussehen lässt.
Wen ich mir als Gegner im Finale wünsche? Da kann es nur eine Antwort geben: Berlin. Was kann es schöneres geben, als in einem möglichen vierten Spiel in Berlin vor 3000 mitgereisten Bamberger Freaks die Meisterschaft zu feiern? Aber, gemach, erst einmal müssen sich die Albatrosse am Donnerstag in Frankfurt durchsetzen, was angesichts der bisher kuriosen Serie zwischen beiden Teams durchaus möglich ist.