Berlin am Boden, Bamberg obenauf.
War der 90:76 Sieg am Samstag Abend ein großer Schritt zur Meisterschaft: Ja.
Gewinnt Bamberg auch am Dienstag in Berlin: Ja, aber.
Die 2:1 Führung in der Finalserie steht jetzt auf dem Papier, zu sicher sollten sich die Bamberger aber nicht sein. Der klare und deutliche Erfolg im dritten Spiel war nur eine Momentaufnahme. Berlin war über weite Strecken der Partie einfach nur schlecht. Sie haben schlechte Entscheidungen getroffen, waren unkonzentriert und hatten zu viele Spieler in ihren Reihen, die ihr wahres Spielvermögen nicht abrufen konnten.
Man spielt immer nur so gut, wie es der Gegner zulässt. Diese Phrase hatte am Samstag ihre Gültigkeit nicht verloren. Bamberg spielt im heimsicher Halle immer eine Nummer besser als auswärts, jedenfalls war dies in den bisherigen Play-off Begegnungen so. Nach diesem Schema sollte Berlin im vierten Spiel der Finals wieder zurückkommen.
Liegt es an der Kulisse oder an der größeren Bereitschaft der Bamberger Mannen noch ein paar Prozentpunkte mehr an Einsatz, Leidenschaft und Herzblut zu zeigen. Jedenfalls gewann Bamberg die Play-off Heimspiel dieses Jahr mit durchschnittlich 18,8 Zählern Differenz. Dagegen gingen von den vier Auswärtspartien drei verloren. Nicht gerade eine gute Ausgangslage um am Dienstag in Berlin den entscheidenden Schritt zur Meisterschaft zu machen.
Dennoch bin ich davon überzeugt, dass Bamberg den Sack bereits in der vierten Begegnung zu machen wird. Zum Einen ist der Kader wieder komplett. John Goldsberry meldete sich vor Partie 3 zur Überraschung aller aus dem Krankenstand zurück. Zwar merkte man ihm die Knöchelverletzung noch deutlich an, aber seine 2:25 Minuten Einsatzzeit gaben den anderen Aufbauspieler nicht viel, aber wertvolle Minuten der Erholung.
Zum anderen machte Berlin in den bisherigen Heimspielen nicht immer den sichersten Eindruck. Sie verloren 3 von 6 Partien in der O2 World und waren auch in Partie zwei gegen Bamberg erst in der Schlussphase den einen Tick stärker, der zum Sieg ausreichte.
Die Stimmung in der Stechert Arena war am Samstag Play-off würdig. Neutralität darf man in so wichtigen Spielen vom Bamberger Publikum nicht erwarten. Die Zuschauer pushten ihr Team von der ersten Minute an bedingungslos nach vorne. Die diesmal zahlreich angereisten Berliner Fans waren da auf verlorenem Posten.
Bamberg spielte seine Stärke, die Ausgeglichenheit des Kaders, voll aus. So nahm kein Akteur mehr als 7 Würfe, auch die Treffsicherheit aus der Distanz (3er 7 von 15) kehrte zurück. Auch Karsten Tadda und Maurice Stuckey zeigten sich verbessert und waren vom Trainerstab sehr gut auf die Berliner Guards eingestellt. Beide begeisterten an beiden Enden des Feldes mit starken Leistungen.
Will man ein Haar in der Suppe finden, dann sind es die 15 Ballverluste, die am Samtag aber zum Glück nicht Spiel entscheidend waren. Am Dienstag muss aber wesentlich besser auf den Ball aufgepasst werden. Die Berliner Aufbauspieler haben flinke Hände, dies ist bekannt. Und gerade Fastbreaks nach Ballgewinnen werden gerne zu spektakulären Aktionen genutzt, die dann auch das Berliner Publikum aufwecken.
Der Tisch ist gedeckt, Bamberg muss nur noch seinen Teller leer essen, dann schmeckt auch der Siegessekt lecker.
Ich empfand diese Spiel als Farce. Den Spielern hätte man vorher noch einen Crashkurs in Schauspiel geben sollen. Mir tun nur die Fans leid, die mitgefahren sind in dem Glauben, daß hier ernsthaft gespielt wird.
Scheinbar war die Kraft des Geldes (Einnahmen aus dem 3. Heimspiel bzw. 5. Playoffpartie) stärker.
Also wenn jetzt Alba gepusht ist und in Bamberg gewinnt, dann mein Glückwunsch und Schadenfreude an Bamberg. Denn dann gehört ihnen nicht mehr.
Es ist schon traurig.