John Goldsberry wurde vor einigen Tagen in den USA am Knie operiert, es soll eine Mikrofrakturierung durchgeführt worden sein. Viele werden sich darunter nichts vorstellen können. Darum will ich mich erst einmal an einer Begriffsklärung versuchen.
Eine Operation ist die Ultima-Ratio, das letzte Mittel, um ein geschädigtes Knie zu behandeln. Ursache ist in der Regel ein Knorpelschaden. Klingt erst einmal harmlos, ist aber eine ernsthafte Angelegenheit. Knorpelschäden sind meist verschleißbedingt, daher ist eine Heilung nur in Ausnahmefällen möglich. Bei eher oberflächlichen Schädigungen kann eine Glättung von losen Knorpelfragmenten Reizerscheinungen wie Schwellungen etc. lindern. Bei tiefgehenden, aber noch örtlich begrenzten, Defekten stehen u.a. Maßnahmen wie die Knorpeltransplantation zur Verfügung.
Bei John Goldsberry ist die Sache jedoch komplizierter. Bereits im Sommer 2008 laborierte er an einer Schädigung des Knorpels im Knie. Mittels einer Operation wurde der Knorpel geglättet, erst im Februar des darauffolgenden Jahres feierte er sein Comeback, konnte aber in den verbleibenden Saisonmonaten seine wahre Leistung noch nicht abrufen.
Die nun erfolgte Mikrofrakturierung wird bei Defekten bis zu einem Durchmesser von maximal 2 cm durchgeführt. Dazu wird der erkrankte Knorpel radikal entfernt und in den nun freiliegenden Knochen werden mit Hilfe eines Bohrdorns Löcher eingestanzt. Die zusammen mit Blut aus dem Knochenmark austretenden Stammzellen können sich in Knorpelzellen umwandeln und es wird ein Ersatzknorpel aufgebaut. Es ist dann eine mehrwöchige Entlastung des betroffenen Beines erforderlich. Die Qualität des Ersatzgewebes entspricht nicht einem originären Knorpel. Beschwerdelinderung oder auch Beschwerdefreiheit ist durch diese Maßnahme für eine begrenzte Zeit meist möglich.
Es gibt einige namhafte Athleten, die sich einer Mikrofrakturierung unterzogen haben. Jason Kidd, John Stockton, Kenyon Martin, Zach Randolph und Amar’e Stoudemire konnten nach der Operation (fast) wieder an ihr altes Leistungsniveau anknüpfen, während Ron Harper, Brian Grant, Chris Webber, Allan Houston, Penny Hardaway, Jamal Mashburn, Terrell Brandon und Greg Oden niemals mehr ihre alte Form erreichten bzw. sogar die Basketballstiefel an den Nagel hängen mussten.
Wie bei John Goldsberry die Heilungsprognose sein wird, kann nur wenige Tage nach dem Eingriff niemand vorhersagen. Man sollte aber nicht von einem schnellem Comeback ausgehen, sondern sich für den Worst-Case, das Ende der sportlichen Karriere, wappnen. Dies hat natürlich große Auswirkungen auf die Planungen der Offiziellen der brose baskets. John Goldsberry ist der Aufbauspieler, gewissermaßen das Herz der Mannschaft. Mit ihm als Floor-General gewann Bamberg in den vergangenen beiden Spielzeiten national alles was es zu gewinnen gab. Ein Ersatz ist sicherlich zu finden, jedoch zu einem Preis, den Bamberg nicht bereits sein wird zu zahlen. Aufbauspieler die Bamberg weiterhelfen sind teuer und einen billigen College-Jüngling ohne Bundesliga- und Europaerfahrung werden wir in Bamberg in der kommenden Saison sicher nicht sehen.
Außer einigen wenigen Auserwählten wird niemand wissen, was im brose-Office wirklich läuft und mit wem verhandelt wird. Einige behaupten, die Fans werden Brian Roberts im Bamberger Trikot wiedersehen, was für mich eine fast optimale Lösung darstellen würde. Er kennt die Spielsystem und er hat bewiesen, dass er sich weiterentwickeln kann. Er ist zwar kein lupenreiner Aufbau so wie es John Goldsberry ist, aber warum soll er nicht auch diese Position noch lernen können? Angesichts der Offensivpower die mit den Neuzugängen Jenkins, Tucker und Slaughter hinzukam, könnte er sich zusammen mit Anton Gavel ganz auf den Spielaufbau konzentrieren. Eine Weiterverpflichtung des US-Boys ist noch eine Wunschvorstellung, doch unmöglich scheint sie nicht zu sein. Bis dato wurde Brian Roberts noch bei keinem anderen Klub als Neuzugang bestätigt, er scheint also noch auf dem Markt zu sein. Und jeder Tag der verstreicht, fällt sein Marktwert und er wird billiger.
Einige Sponsoren sollen jedenfalls bereits sein, ihre Schatulle nochmals zu öffnen, um die Verlängerung des Vertrags mit Brian Roberts zu ermöglichen. Ich würde mich freuen!