Ich habe es nicht für möglich gehalten, aber die Bamberger Basketballer scheinen ihr hohes Niveau der Vorsaison halten zu können. Es deutet zurzeit überhaupt nichts darauf hin, dass die Erfolgsgeschichte zu Ende gehen könnte. Ganz im Gegenteil, Bamberg macht da weiter, wo man mit dem Gewinn der deutschen Meisterschaft in der letzten Saison aufhörte. Nach fünf Spieltagen steht man dort, wo man Bamberg fast schon naturgemäß erwartet: An der Spitze der Tabelle.
Bestanden vor der Saison Bedenken, ob sich die Neuzugänge Jenkins, Tucker und Slaughter in die Mannschaft einfügen werden können, so sind die Fragezeichen auf der Stirn der Fans deutlich kleiner geworden.
Über die Qualitäten Julius Jenkins bestanden keine Zweifel. Im Gegenteil, man konnte davon ausgehen, dass sich der Neuzugang aus Berlin würde problemlos integrieren können. Seine Rolle in Bamberg ist aber eine andere als noch bei Alba. Bei den Hauptstädtern nahm er eine Hauptrolle ein, in Bamberg ist er mehr ein Supporting Cast. Nicht nur seine Einsatzzeit je Spiel sank um mehr als 6 Minuten, sondern in der Folge auch die erzielten Punkte (8,8 zu 14,2) und auch die Wurfquote verringerte sich von 47,5% auf 39,5%. Bamberg hat hervorragende Einzelspieler, die Stärke ruht aber nicht auf den Schultern weniger, sondern ist die Summe der Einzelteile. Und Jenkins nimmt auch nur eine Planstelle unter vielen ein.
Fragte ich noch vor Saisonbeginn welche Rolle für P.J. Tucker zugedacht sein wird, hat sich mittlerweile doch ein klares Bild ergeben. Er swingt zwischen den Positionen 3 und 4 hin und her. Mal gibt er den Backup für Casey Jacobsen, mal startet er auf der Position des Power Forwards. Bei ihm scheint es bislang nur hopp oder top zu geben. Bei seiner Punkteausbeute galt in den absolvierten fünf Partien entweder das Motto „überragend“ oder „bescheiden“: 16 – 6 – 14 – 4 – 22, so waren die Ergebnisse auf den Statistikbögen in der Spalte Zähler je Spiel. Seine Qualitäten spiegeln sich aber nicht nur in den erzielten Punkten wider. Er ist auch ein außergewöhnlicher Verteidiger, der aufgrund seiner Athletik in der Lage ist fast alle Spieler des Gegners zu verteidigen. Dabei geht er auch sehr geschickt vor, was seine geringe Anzahl von Fouls (1,0 je Partie) verdeutlicht. Sein Wurf aus dem Dreierland ist sicher (43%), jedoch hat er bisher auch nur sieben Würfe genommen.
Kyle Hines war der Liebling der Fans, folglich wurde die Verpflichtung von Marcus Slaughter besonders kritisch gesehen. Das Fazit jedoch fällt positiv aus: Seine Leistungen sind konstant aber nicht überragend. Die erzielten Punkte pendeln zwischen 8 und 12 Zählern, ohne Ausreißer nach oben oder unten. Aber nur 5,8 Rebounds sind ein nicht besonders hoher Wert für ein Spieler auf der zentralen Centerposition Jedoch ist Reboundarbeit in Bamberg ein Gemeinschaftsprojekt, welches nicht nur von den langen Leuten erledigt wird. Bamberg ist ein Team, welches hochprozentig trifft (53,9% sind der Bestwert in der Liga). Dies hat natürlich zur Folge, dass es auch weniger Rebounds zu holen gibt.
Auch in der Euroleague liegt man im Soll. Zagreb wurde im Heimspiel deutlich bezwungen und im Auswärtsspiel im Moskau kam man nicht unter die Räder. Eine 20 Punkte Niederlage beim hohen Favoriten auf den Gewinn der Euroleague liegt im Rahmen. Nur die kühnsten Optimisten erwarteten im der russischen Hauptstadt ein besseres Resultat. Jedoch zeigte man zu viel Respekt und zeigte an beiden Enden des Courts nicht den aggressiven Basketball den man von Bamberg gewohnt ist. Es ist also auch auf internationalem Parkett noch Luft nach oben. Ob es dann für den Einzug in die Runde der besten 16 Mannschaften langt, wird man sehen. Dies ist aber nicht von den Ergebnissen gegen Moskau abhängig, sondern von den Partien gegen Zagreb, Kaunas und Malaga. Diese Spiele müssen gewonnen werden, dann hat man eine gute Chance auf den Aufstieg.
Nun endet – zumindest dieser – Traum jäh…!