Herbstkrise?

„Was, haben wir jetzt eine Krise“ werden sich manche Leser ob dieser Überschrift fragen. Ich behaupte nein, auch wenn dies manche anders sehen. Was ist denn in dieser Saison bislang passiert? Bamberg hat in der Auftaktpartie beim amtieren Meister Oldenburg verloren, hat daheim gegen Tübingen mehr als zwei Viertel überragend gespielt und letztlich sicher gewonnen, hat in Ulm mit einem Punkt verloren (und hatte am Ende Pech als zwei Dreierversuche nicht saßen) und hat gegen eine Yugoslawische (ja, ich weiß Yugoslawien gibt es nicht mehr, ich zähle Montegrino jetzt einfach mal pauschal zu Ex-Yugoslawien dazu, man möge mir das nachsehen) Mannschaft, gegen die es immer schwer ist zu gewinnen, einen Sieg landen können. Wo da genau eine Krise sein soll, das soll man mir mal erklären.

Vielleicht hat es aber auch mit den Ansprüchen zu tun. Nicht mit denen des Vereins, nein mit denen der Fans. Nach zwei Meisterschaften und zwei folgenden mageren Jahren erwarten viele einen Durchmarsch zu möglichst drei Titeln. Gut, mit dem Etat wächst auch die Erwartungshaltung. Aber sollte uns allen nicht ein wenig Bescheidenheit gut zu Gesicht stehen? Sollten wir nicht zufrieden sein, wenn ein Gegner „nur“ mit acht Punkten besiegt wird?

Auf der anderen Seite aber wurde das Produkt Basketball zu einem Event aufgebaut. Dies hat einen Teufelskreis in Gang gesetzt, aus dem es kein Entfliehen mehr geben kann. Die vielen Zuschauer erwarten große Leistungen, Fehlschläge werden nicht mehr geduldet. Jahrelang wurde die jeweils aktuelle Mannschaft als die beste, die je in Bamberg spielte, verkauft. Irgendwann hat es die breite Masse auch geglaubt und ist in die Halle geströmt. Nur die letzten Jahre, ich zähle auch das Meisterjahr 2007 mit dazu, ist zuviel auf und neben dem Basketballfeld passiert, was das zahlende Publikum unruhig werden ließ.

Aber ich merkte, ich schweife ab. Eigentlich wollte ich etwas über den Trainer schreiben.

In meiner Saisonbilanz 2009 habe ich schon einiges dazu geschrieben, ich zitiere mich jetzt mal selbst:

Nach dem Ende der Ära Dirk Bauermann wurde in Chris Fleming recht schnell ein neuer Übungsleiter gefunden. Dass mit Chris Fleming ein anderer, ein neuer Stil in Bamberg Einzug halten würde, war Jedem klar und die Erwartungen waren hoch. Man erhoffte sich einen attraktiveren Basketball als er in der letzten Zeit von Dirk Bauermann gespielt wurde. Auch ging dem neuen Trainer der Ruf voraus bei der Auswahl seiner Spieler stets ein glückliches Händchen zu haben.
Nicht alles, was man erwartete, wurde auch erfüllt.
Nicht jeder der Zuschauer war immer mit dem einverstanden, was Chris Fleming an taktischen Vorgaben an seine Spieler ausgab. Es ist aber auch nichts Neues, dass von den 6800 Zuschauern mindestens 6000 dabei sind, die alles besser wissen. Es ist aber auch nicht die Aufgabe eines Trainers es der Kulisse auf den Tribünen Recht zu machen. Ich gehe mal davon aus, dass Chris Fleming immer einen Game Plan hatte und wusste, was er tat. Zumindest meistens.
Auf der anderen Seite gab er aber auch vor einigen Wochen zu, in dieser Saison einiges dazu gelernt zu haben. Es steht mir nicht zu, die Taktik zu kritisieren, dazu verstehe ich davon zu wenig.
Was ich aber bemängeln muss, ist die Spielerauswahl. Ich werde nie verstehen, warum er bei Amtsantritt nicht tabula rasa gemacht hat und sich von Altlasten trennte. Jeder der Augen im Kopf hat, musste doch erkennen, dass ein Duo Greene/Garrett eher suboptimal ist.
Vom Berliner Coach Pavicevic mag man halten was man will, aber er hat es vor zwei Jahren richtig gemacht. Er schmiss fast die gesamte Mannschaft raus und trennte sich trotz laufender Verträge von den Spielern, die nicht in sein Konzept passten. Dies hat Chris Fleming verpasst.

Dies ist auch heute noch meine Meinung. Nur, jetzt hat er sein Wunschteam beisammen, kein Akteur (bis auf Tibor Pleiß) kam verspätet zur Saisonvorbereitung. Aber trotzdem hat man das Gefühl, es passt noch nicht alles zusammen. Braucht die Mannschaft noch Zeit um sich zu finden? Und wenn ja, woran liegt das? Gibt es zuviel Häuptlinge und zuwenige Indianer oder ist es genau anders herum?
Mir ist es auf jeden Fall lieber, die Mannschaft zeigt Viertelweise wozu zu sie fähig ist, denn dann weiß ich, dass sie es können. Vor Jahresfrist war es doch viel schlimmer, da war überhaupt keine Struktur zu erkennen. Und für Struktur in einem Team ist immer noch der Trainer verantwortlicht.

Inkonsequenz kann man Coach Chris Fleming nicht vorwerfen. So verbannte der Jared Newson nicht nur aus der Rotation, weil er spielerisch mehr von ihm erwartete. Nein auch seine nächtlichen Eskapaden waren bestimmt dafür verantwortlich.

Letztlich gipfelt doch das ganze Thema in der einen Frage: Ist Chris Fleming der richtige Trainer für Bamberg? Ich meine ja, auch wenn schon Wetten laufen, dass er Weihnachten kein Trainer mehr sein wird.

Ein Gedanke zu „Herbstkrise?

  1. dunking tatze

    hallo walter,
    lies mal den heutigen artikel in der nürnberger abendzeitung, damit stellt sich CF selbst das größte armutszeugnis aus.

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