Bamberg gewinnt den vierten Meistertitel in Serie, den sechsten insgesamt. Für mich und viele andere Anhänger, die teilweise seit Jahrzehnten „zum Basketball“ gehen, ist dies unglaublich. Lange Zeit mussten die Bamberger Basketballfans auf den ersten Titel im Jahr 2005 warten. Seit dem konnten nur drei andere Teams (Berlin, Köln und Oldenburg) eine deutsche Meisterschaft feiern, sonst hieß der Titelträger immer nur Bamberg. Das es soweit kommen konnte, liegt in erster Linie an Wolfgang Heyder. Der Manager versteht es seit vielen Jahren das nötige Geld aufzutreiben, um das Bamberger Programm zum Marktführer in Deutschland weiterzuentwickeln. Nie werde ich vergessen, als vor etwa 10 Jahren Tickets noch aus einem Schuhkarton verkauft wurden. Diese Zeiten sind schon lange vorbei, die Professionalisierung hat in allen Bereichen Einzug gehalten.
Mit einem Etat von etwa 10 Millionen Euro braucht sich Bamberg in Deutschland nicht zu verstecken. Damit liegt man mit an der Spitze der bedeutenden Mannschaftssportarten (außer Fußball). Selbst im Eishockey oder Handball haben die Top-Klubs Eisbären Berlin und THW Kiel keinen höheren Etat vorzuweisen. Für eine kleine Stadt wie Bamberg sie ist, bedeutet es eine enorme Kraftanstrengung jedes Jahr neu das Budget sicherzustellen. Dies geht nur mit vielen kleinen Partnern und wenigen Großsponsoren. Die Firma Brose deckt etwa ein Fünftel des Gesamtetats, der Rest teilt sich zwischen den zahlreichen mittleren und kleinen Geldgebern auf. Zu nennen wäre natürlich auch noch REWE, die schätzungsweise 500.000 Euro beisteuern. Dass das Geld gut angelegt ist, zeigen die Erfolge der letzten Jahre.
Eine Meisterschaft ist keine Selbstverständlichkeit, auch wenn dies viele Bamberger Fans (ich möchte mich da nicht ausnehmen) anders sehen. Nach dem Durchmarsch in der Spielzeit 2011/2012 und dem Abgang fast der gesamten ersten Fünf war klar, es muss einen Umbruch geben. Eine Fortsetzung der Siegesserie der vergangenen Jahre schien nicht möglich und nicht zu erwarten. Der Grundtenor war, man braucht Geduld mit der fast neuen Mannschaft, die sich erst finden muss. Und nach dem Erreichen der besten 16 Teams in der Euroleague war aufgrund der enormen Belastungen die ein oder andere Niederlage in der Bundesliga zu erwarten. Im März 2013 war dann der Tiefpunkt erreicht: Bamberg verlor 8 Pflichtspiele in Folge, die Mannschaft schien physisch und psychisch am Boden. Nichts, aber rein gar nichts deutete auf eine erfolgreiche Titelverteidigung hin. Bamberg bezog gegen Berlin und München richtig Prügel. Und nicht nur einmal, sondern gleich mehrfach. Die Zeit der Wachablösung schien gekommen.
Die Meisterschaft 2013 ist für mich höher einzustufen, als die vorangegangen drei Titel.
Für mich sind die Gründe:
- Das Team musste auf wesentlichen Positionen neu besetzt werden. Das Integrieren der neuen Akteure war ein langwieriger Prozess und verlief keineswegs reibungslos.
- Konstanz war lange ein Fremdwort. Wenn man es genau nimmt, dauerte die Findungsphase bis in die Halbfinalserie gegen Bayern München.
- Erstmals seit Jahren war man wieder gezwungen Spieler nachzuverpflichten. Williams, Massey, Walsh und Renfroe wurden geholt um Verletzungsausfälle zu kompensieren oder auf Positionen Alternativen zu haben. Leider schlugen nicht alle Nachverpflichtungen ein. Ganz im Gegenteil, es kam durch die neuen Spieler Unruhe in die Mannschaft. Während Renfroe passable Leistungen zeigte, konnten Massey und Walsh nicht immer überzeugen. Im Fall von Williams und Massey musste man sogar die Notbremse ziehen und sich von den beiden Spieler wieder trennen.
Das Erreichen der besten 16 Teams in der Euroleague brachte noch einmal 14 Partien mehr, am Ende hatte die Mannschaft mit Bundesliga, Pokal, Euroleague und Play-off 71 Pflichtspiele absolviert. Da ist es verständlich und klar, dass man nicht jede Partie mit 100%iger Konzentration angehen kann. Schwächeperioden sind bei diesem Mammutprogramm vorprogrammiert und waren auch zu erwarten. Da muss ich mir auch an die eigene Nase fassen und zugeben diese Belastung unterschätzt zu haben. Meine Lehre für die Zukunft ist, einfach mehr Geduld und Vertrauen in die Stärke der Mannschaft zu haben. Teams unter einem Trainer Fleming scheinen jederzeit in der Lage zu sein, den Schalter umzulegen. Auch, wenn es zu bestimmten Phasen einer Spielzeit nicht so scheint.
Während man national die Saison erfolgreich abschließen konnte, war man auf europäischer Ebene chancenlos. Von insgesamt 24 Spielen, verlor man 21. Aber: in der Runde der letzten 16 Teams verlor Bamberg von 14 Spielen 7 mit 3 oder weniger Punkten Differenz.
Hätte, wäre, wenn
Das (Sport-)Leben ist kein Konjunktiv, aber wenn man von diesen 7 Partien nur 5 gewonnen hätte, dann wäre der Sprung unter die besten 8 europäischen Mannschaft zumindest in Reichweite gewesen. So groß war der Abstand zu einigen der anderen Teams in der Gruppe nicht.
Geld schießt Körbe
Basketball ist ein einfaches Spiel. Am Ende gewinnt fast immer das Team, das die besseren Einzelspieler hat. Ausnahmen gibt es natürlich, wenn die unterlegene Mannschaft schlecht gecoacht wird, einen gebrauchten Tag oder keine Lust hat. Wenn Bamberg nun einen Etat von etwa 12 Millionen Euro zur Verfügung hätte, dann wäre der Unterschied zur europäischen Spitze nicht mehr so groß. Zwei Spieler mehr eines Kalibers von Anton Gavel oder Boki Nachbar und Bamberg würde an den Top 8 schnuppern. Aber dies ist dann wieder eine Frage der Finanzen und Topspieler auf einem bestimmten Niveau kosten nun einmal viel Geld.
37 Heimspiele sind eine große Belastung, nicht nur für die Spieler, auch für die Zuschauer. Nicht immer habe ich mit großer Freude den Weg in die Arena angetreten, oftmals war es ein „Muss“, gerade in der Zeit, als die Mannschaft schlecht spielte. Viele Euroleague-Partien begannen auch erst um 20:45 Uhr, für nicht wenige Zuschauer eine ungünstige Zeit. Auch der immer gleiche Ablauf während der Spiele nervte mit der Zeit, hier würde für die nächste Spielzeit etwas Abwechslung gut tun.
Die ersten Entscheidungen sind schon gefallen: Walsh und Renfroe werden wir im Bamberger Trikot nicht mehr sehen. Ob es noch mehr Abgänge geben wird, werden die nächsten Wochen sehen.